Im Kampf gegen den Klimawandel spielt Geld eine grosse Rolle. Wieviel Geld tatsächlich investiert werden müsste für eine CO₂-freie Wirtschaft, offenbaren neue Berechnungen. Und der Betrag ist weniger einschüchternd, als erwartet, wie unsere Redaktorin Stephanie Hess aufzeigt.
Unsere Zukunft liegt in Zahlen: Netto-Null, 1.5-Grad, 50-Prozent- Reduktion. Was sich gut anfühlt, weil solch wissenschaftlich verbriefte Werte zu belegen scheinen, dass da tatsächlich ein höherer Plan besteht, wie dem Klimawandel beizukommen ist. Das Problem ist nur: Der Weg, der zu diesen Zahlen führt, ist für die allermeisten weiterhin hochgradig unklar.
Womöglich kann diese neue Ziffer Erhellung bieten, die der israelische Historiker und Bestsellerautor Yuval Noah Harari («Eine kleine Geschichte der Menschheit») gerade in die Diskussion einspeist. Eine Zahl, die aufzeigt, dass der Wandel kein Hochseilakt auf dünnem Faden sein muss, wie allenthalben vermittelt wird. Sondern ein Marsch auf blau-weisser Wanderroute in den verschneiten Bergen: schweisstreibend, aber machbar.
Mit seinem Team hat Harari an der Hebräischen Universität Jerusalem errechnet, wie viel es kosten würde, eine CO₂-freie Wirtschaft zu erreichen. Er beruft sich auf die Zahl, die die Internationale Energieagentur schon vor Jahren errechnet hat. Sie besagt, dass sich der Anteil des weltweiten Bruttoinlandprodukts (BIP), den wir für Energie ausgeben, dafür nur um 2 Prozent erhöhen müsste. Nur! 2! Prozent!
Natürlich ist das nicht ganz so wenig, wie man annehmen könnte: 1500 Milliarden Dollar! In Relation gesetzt jedoch, und das ist die Leistung von Harari und Co., schrumpft das Ausmass der Kosten ins durchaus Ermessliche: Bereits 1.2 Prozent des weltweiten BIP geht nämlich jährlich für Food Waste drauf. 2020 haben Regierungen mindestens 14 Prozent desselbigen für Corona-Hilfsmassnahmen angekündigt. Und: Die in Steueroasen versteckten Vermögen belaufen sich auf etwa 10 Prozent des weltweiten BIP.
«Daraus», so Harari, «lässt sich eine klare politische Marschroute ableiten.» Es ist eine Zahl, die einen Weg aufzeigt. Und Handlungsmöglichkeiten, die sich einfordern lassen. Auf Transparenten, in Parlamenten und an der nächsten Klimakonferenz.
Ökofragen? Stephanie Hess, annabelle-Redaktorin und Autorin des Ratgebers «Ökologisch!», sucht für Sie Antworten. Schreiben Sie an: [email protected]