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So sparen Sie im Alltag

So sparen Sie im Alltag

  • Text: Kerstin Hasse; Foto: Christopher Kuhn

Schon wieder knapp bei Kasse? Wie kann man die Ebbe im Portemonnaie verhindern und wann sollte man eine 3. Säule anlegen? Wir haben einen Experten gefragt. 

Huch! Es ist erst der 10. im Monat, aber der Kontostand ist schon wieder bedrohlich nah an der Null. Was ist schiefgelaufen? Zu viel Geld für Shoppingausflüge? Zu hohe Fixkosten? Für viele Leute ist Sparen ein leidiges Thema, weil es einfach nie richtig gelingt, etwas auf die Seite zu legen. Das Sparkonto lässt sich nicht füllen, und auch wenn man es sich Jahr für Jahr am Silvesterabend vornimmt, hält man die Sparvorsätze nur bis Mitte Januar durch. Manche Leute tappen so in eine Schuldenfalle, aus der sie sich kaum mehr befreien können. Wir haben mit Max Klemenz, Co-Geschäftsleiter der Schuldenberatung des Kanton Zürich, über Sparkonzepte und Schuldensorgen gesprochen und fünf Regeln zusammengestellt, die Ihnen dabei helfen, Ihre Finanzen besser zu regeln. 

Wenn du kein Geld hast, nimm keinen Konsumkredit auf

Laut Max Klemenz sind der häufigste Grund für Verschuldung Konsumkredite, weil viele Leute nicht wissen, was für Zusatzkosten solche Kreditverträge wirklich mit sich bringen. Die Kredite, die uns in der Werbung als Lösung all unserer Probleme verkauft werden, bringen alles andere als finanzielle Entspannung. «Die Laufzeit dieser Verträge wird zu wenig beachtet, in der Werbung ist die Rede von einem Jahr, meist sind es aber mehrere Jahre. Über diese Zeit werden oft allein für die Zinsen mehrere 1000 Fraunken bezahlt. Dieses Geld fehlt dann natürlich an einem anderen Ort.» Viele Klientinnen und Klienten der Schuldenberatung Kanton Zürich haben einen Konsumkredit mit einer durchschnittlichen Höhe von rund 36 000 Franken  – die über 10 000 Franken Zinsen noch nicht dazugerechnet. Je länger der Kredit läuft, desto mehr fallen die Zinsen ins Gewicht. Auch von Leasingverträgen für Autos rät Klemenz ab. «Mit vermeintlich kleinen Raten wird man dazu verleitet, sich ein teures Auto anzuschaffen, mit entsprechend hohen Kosten für Versicherungen, Betrieb und Unterhalt.» Ebenfalls Vorsicht ist geboten im Umgang mit Kreditkarten. «Eine Karte reicht eindeutig», sagt Klemenz. Er empfiehlt ausserdem, die Einkäufe direkt abbuchen zu lassen. «Wer die Kreditkartenrechnung in Raten abbezahlt, läuft Gefahr, immer mehr Schulden vor sich herzuschieben, was wiederrum mit hohen Zinsen verbunden ist, die man mit seinem hart verdienten Geld ausgleichen muss.» 

Reserven, Reserven, Reserven!

Wer Sparen will, muss Reserven bilden, so viel steht fest. Klemenz betont, dass es für viele Leute aufgrund ihres Einkommens aber gar nicht möglich ist, Geld auf die Seite zu legen. Es sei deshalb wichtig, sich realistische Ziele zu setzen und nach einer definierten Zeitspanne zu reflektieren, ob der monatliche Sparbetrag zu hoch oder zu tief angesetzt ist. Er empfiehlt, ein Sparkonto anzulegen, auf dem die Rücklagen unangetastet bleiben – bis das gewünschte Ziel erreicht ist oder es zu einer unvorhergesehenen Ausgabe kommt, etwa eine Zahnarztbehandlung. «Wenn man sein Sparziel erreicht hat, kann man sich auch etwas vom Ersparten gönnen und dann planen, wie es weiter geht.» Eine Faustregel, wie viel Prozent des monatlichen Einkommens man auf die Seite legen sollte, möchte Klemenz nicht nennen. «Das hängt sehr stark mit dem subjektiven Sicherheitsbedürfnis jeder Person ab.» Für manche Leute sind es zwei Monatslöhne, andere sind schon mit einem Polster von 2000 Franken sehr zufrieden. «Grundsätzlich ist es sicher gut, so viel wie möglich an Reserven zu bilden.» Nebst den Sparrücklagen empfiehlt der Schuldenexperte, pro Monat einen Zwölftel der ungefähren Jahressteuer auf die Seite zu legen oder einen Dauerauftrag ans Steueramt einzurichten, damit einen die Steuerrechnung nicht ganz so kalt erwischt. 

3. Säule ja – aber erst, wenn die Reserven stimmen

Viele Leute fragen sich, ob sie die 3. Säule überhaupt brauchen, und wenn ja, wann sie in sie einzahlen sollten. «Grundsätzlich gilt natürlich: Je früher, desto besser», sagt Klemenz. In die 3. Säule sollte man jedoch erst einzahlen, wenn man ein gewisses Polster auf dem Sparkonto hat. «Es darf nicht sein, dass man wegen der 3. Säule in einem anderen Bereich in Schulden gerät.» Wenn man sich für eine Vorsorge entscheidet, sollte es eine sein, die eine flexible Einzahlung ermöglicht, sodass man jeden Monat entscheiden kann, wie viel man einzahlen möchte. «Wenn mehr drin liegt, kann man auch mehr einzahlen und so zum Beispiel Steuern sparen.» 

Ein gutes Budget ist die halbe Miete

Wer Mühe hat zu sparen, dem empfiehlt Klemenz, ein Budget aufzusetzen – entweder mit einem Excel-Sheet, in dem die einzelnen Posten zusammengerechnet werden, oder mit einer App. Am besten unterteilt man das Budget in verschiedene Kategorien, zum Beispiel eines für Lebensmittel, ein weiteres für Anschaffungen und eines für Miete und Rechnungen. Klemenz rät, pro Monat nicht mehr als maximal 25 bis 30 Prozent des monatlichen Einkommens für Mietkosten auszugeben. «Ein Budget hilft dabei, die eigenen Sparziele zu erreichen. Man lernt besser einzuteilen, kann sich jede Ausgabe besser überlegen und lernt so auch mal zu verzichten oder einfach bewusster zu konsumieren.» Anstatt spontan ein neues Kleid oder neue Kopfhörer zu kaufen, wirft man zuerst einen Blick aufs Budget und schläft vielleicht noch eine Nacht über die Entscheidung, ob man zugreifen will. Ein Budget helfe zudem dabei, für sich selbst die Frage zu beantworten, was einem im Leben wichtig ist. Unterstützung bei der eigenen Budgetplanung bietet zum Beispiel das Portal budgeberatung.ch.

Sag Nein zu Stigmatisierung

«Unser Wohlstand basiert auf Hochkonsum», sagt Klemenz. Unsere Gesellschaft sei danach ausgerichtet, ständig zu konsumieren. Neue Schuhe, ein neues Smartphone, Ferien, Ausgang, neues Velo. «Wenn jemand zu viel konsumiert und deshalb Schulden hat oder wenn jemand nicht mithalten kann, ist die Stigmatisierung in der Gesellschaft jedoch gross.» Der Schuldenexperte rät dazu, die eigene finanzielle Lage regelmässig zu reflektieren und ehrlich mit sich selbst zu sein. «Wenn man in einer Notlage ist, sollte man sich nicht dvor scheuen, Hilfe anzunehmen.» Dies ist entweder über eine kantonale Beratungstelle oder über die Schulden-Hotline möglich.

Ach ja – und unser persönlicher Spartipp lautet «Wer den Fünfer nicht ehrt…» – oder anders formuliert: Geld nicht einfach aus dem Fenster werfen, auch wenn es bei Leo lustig aussieht. 

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