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So entstand das Kochbuch von «Chef’s Table»-Star und Nonne Jeongkwan Snim

So entstand das Kochbuch von «Chef’s Table»-Star und Nonne Jeongkwan Snim

Die südkoreanische Nonne und Köchin Jeongkwan Snim wurde dank der Netflix-Serie «Chef's Table» weltberühmt. Nun veröffentlicht sie mit der Schweizer Fotografin Véronique Hoegger ein Kochbuch.

«Ich kann mich noch gut an diesen Tag erinnern, an dem ich schliesslich den Zugang zur Nonne Jeongkwan Snime fand. Ich hatte beschlossen, die Aussenküche des Klosters blitzblank zu putzen. Die Sonne schien. Im Garten des Zen-Buddhistischen-Klosters Baekyangsa blühten die Fuchsien.

Zu diesem Zeitpunkt lebte ich seit drei Wochen im Kloster, in das ich eigentlich bloss zu Besuch gekommen war, um Jeongkwan Snim zu fotografieren. Über ein Jahr lang hatte ich mit der Autorin und Übersetzerin Hoo Nam Seelmann versucht, an diese berühmte Köchin heranzukommen, die durch die Netflix-Serie ‹Chef’s Table› berühmt geworden war.

Ich hatte sie 2019 bei einem Fotoshooting in Zürich kennengelernt. Ihr Wesen, ihre Kochkünste und ihr Glaube beeindruckten mich so sehr, dass ich beschloss, ein Kochbuch mit ihr zu realisieren.

Auf ihre unerwartete Zusage für das Buch folgte die Corona-Pandemie, sodass ich erst im Frühling 2022 nach Südkorea reisen konnte. Obwohl ich mich vorbereitet hatte, indem ich Bücher über den Zen-Buddhismus las, war es schwer eine Vorstellung davon zu bekommen, was mich dort erwartete. Ich bezog ein Zimmer im Kloster, es war leer. Ich bekam zwei Decken, eine war für den Boden und die andere, um mich zuzudecken. Weil der Untergrund so hart war, habe ich mir aus all meinen Kleidern eine Art Bett gebaut.

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«Ich half beim Kochen, rüstete Bambusschösslinge und wildes Berggemüse, entstaubte Buddha-Statuen»

Dann versuchte ich am Alltag im Kloster teilzunehmen. Dass ich dem Koreanischen nicht mächtig bin, half natürlich nicht. Rasch merkte ich, dass ich nur über Taten mit den Menschen im Kloster kommunizieren konnte. Also half ich beim Kochen, rüstete Bambusschösslinge und wildes Berggemüse, entstaubte Buddha-Statuen.

Meine Kamera hatte ich stets dabei, doch Jeongkwan Snim war nicht einfach einzufangen. Ihr Hauptfokus lag auf dem Kochen, sie wollte keine Shootings planen.

Menschen kamen und verliessen das Kloster wieder. Ein amerikanischer Student, der zum Zen-Buddhismus forschen wollte, reiste nach zwei Wochen ab. Einmal ging ich in den Buddha-Raum, um zu meditieren. Jeongkwan Snim sah mich, zog mich an der Hand in den Garten und deutete mit dem Finger auf das Beet. Ich verstand, was sie mir sagen wollte: Auch beim Jäten kannst du meditieren. Pausen, Zeit für sich selbst, sind im Buddhismus selten. Das Individuum geht in der Gemeinschaft auf.

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Die Tage vergingen. Das Buchprojekt rückte in den Hintergrund. Und so ereignete sich der Tag, an dem ich mit dem Lappen in der Hand beschloss, die Aussenküche zu putzen. Ich sah von weitem, dass Jeongkwan Snim im Garten an ihren grossen Tontöpfen werkelte, in denen sie Miso-Paste fermentierte.

Ich ignorierte das gute Fotosujet und putzte weiter. Am Abend kam die Nonne zu mir und lachte mich an. Danach hatte ich als Fotografin einen völlig anderen Zugang zu ihr. Ich realisierte erst viel später, dass diese ersten drei Wochen ein Test waren.

Letztes Jahr kam Jeongkwan Snim erneut nach Zürich und ich lud sie zum Essen zu mir und meiner Familie ein. Sie sagte, dass ich statt der in Südkorea üblichen elf Gerichte auch nur fünf kochen könnte. Natürlich schwitze ich Blut und Wasser bei der Zubereitung. Jeongkwan Snim liess sich nicht anmerken, wie gut oder schlecht sie mein Essen fand, sagte aber: ‹Ich habe dich in meine Gemeinschaft aufgenommen und du mich in deine. Ein viel grösseres Kompliment kann ich von einer südkoreanischen Nonne wohl nicht erwarten.›»

Véronique Hoegger ist Fotografin, gemeinsam mit Autorin und Übersetzerin Hoo Nam Seelmann veröffentlichte sie das Buch «Jeongkwan Snim – Ihre koreanische Tempelküche» (58 Fr.) im Echtzeit Verlag.

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