Seniorentaugliches Auto mit Pfupf: Der neue Ford B-Max im Test
- Text: Barbara Loop; Fotos: Nadia Neuhaus
75 ist doch kein Alter, meint unser 84-jähriger Testfahrer Hansueli Bleiker. Und hat für annabelle die Seniorentauglichkeit des neuen Ford B-Max geprüft.
Als ich Hansueli Bleiker am Telefon habe, weiss ich, dass ich heil aus der Geschichte rauskommen werde. Seine Stimme ist energisch wie die eines Neulenkers und vertrauenswürdig wie die eines routinierten Lastwagenchauffeurs. Warum ich überhaupt Bedenken hatte? Na ja, Hansueli Bleiker ist 84 Jahre alt. «Wer mit grauen Haaren hinter dem Steuer sitzt, steht unter Generalverdacht», sagt Hansueli Bleiker. Seit 65 Jahren fährt er Auto, noch nie hatte er einen Unfall.
Bleiker arbeitete beim Strassenverkehrsamt, war Prüfungsexperte, später Fahrlehrer, er hat sich dafür stark gemacht, dass der Verkehrskundeunterricht in der Schweiz eingeführt wird, heute betreibt er die Beratungsstelle für Auto fahrende Senioren. Ob jemand im hohen Alter noch fahren kann oder nicht, sei keine Frage des Alters, sondern des Gesundheitszustands, sagt Bleiker. Und der Wahl des richtigen Autos: «Man passt seinen Fahrstil automatisch seinem Auto an.»
Der Ford B-Max als perfektes Fluchtauto
Unsere Testfahrt beginnt in der Tiefgarage des Holiday Inn in Morschach am Vierwaldstättersee. Es ist dunkel, die Parkplätze sind eng: die perfekte Testumgebung für den neuen Ford B-Max. Er hat nämlich keine B-Säulen, dafür eine Panoramaschiebetür. Wenn man die Fronttür öffnet und die Hecktür nach hinten schiebt, präsentiert sich ein Eintrittstor von 1.5 Meter Breite. Während ich noch darüber nachdenke, dass dieser Wagen das perfekte Fluchtauto für Bankräuber wäre (weniger verdächtig als ein Minivan, aber mit ähnlichen Vorzügen), findet Bleiker es ganz wunderbar, dass es sich so bequem ein- und aussteigen lässt. Allerdings birgt die Novität auch ihre Schattenseite: Die Schiebetür hat wegen der integrierten Sicherheitsstreben ein beachtliches Gewicht. Müsste man sie am Hang gegen die Schwerkraft stemmen, wäre dies insbesondere für Kinder und ältere Menschen fast ein Ding der Unmöglichkeit.
In der ebenen Tiefgarage ist das aber kein Problem. Hansueli Bleiker wuchtet die Schiebetür zu und seine Schiebermütze in den Nacken, setzt sich ans Steuer, sucht nach dem Zündschlüssel und findet an seiner Stelle den Start/Stopp-Button. «Sehr praktisch im Dunkeln, so ein Knopf», meint er und fährt los. Rückwärts geht es raus aus dem Parkplatz. Bleiker lobt die Rückfahrkamera, die erhöhte Sitzposition, die gute Rundumsicht. Dann treffen wir auf die erste wirkliche Hürde; eine Kreuzung mit spitzem Anfahrtswinkel. «Senioren haben oft Mühe, den Kopf zu drehen», sagt Bleiker. Er aber dreht sich um die eigene Achse wie ein Schlangenbrot um ein Stück Holz. Eingeschränkt wird seine Sicht beim Blick über die Schulter aber trotzdem – nicht altersbedingt, sondern durch den breiten Türrahmen und die Halterung der im Vordersitz integrierten Sicherheitsgurte.
Unverbindliche Prüfungsfahrt
Menschen über 70 müssen alle zwei Jahre von einem Arzt abklären lassen, ob sie noch gesund, beweglich und wach genug sind, um Auto fahren zu können. Ist sich der Arzt nicht sicher, kann er eine unverbindliche Prüfungsfahrt bei einem Fahrberater wie Hansueli Bleiker empfehlen: «Mein Ziel ist es, dass diejenigen, die nicht mehr sicher fahren, ihren Ausweis freiwillig abgeben. Von einem Fachmann wie mir können sie einen negativen Bescheid oft besser akzeptieren als von einem jungen Arzt, bei dem sie einen vermeintlich abstrakten Test nicht bestanden haben.»
Wir fahren den See entlang nach Brunnen, durch die engen Gassen von Schwyz und über Innerschweizer Landstrassen. Eine gefühlte Viertelstunde lang tuckern wir am Hang hinter einer sich wacker abstrampelnden Velofahrerin her, weil Hansueli Bleiker die Sicherheitslinie partout nicht einmal berühren möchte. Aber Bleiker ist keiner dieser Lenker, die im Herbst ihrer Autofahrkarriere nur noch im Schritttempo unterwegs sind. Sobald der Mittelstreifen es zulässt, drückt Bleiker aufs Gas und freut sich über den kräftigen Motor des B-Max.
Lieblingsauto: Porsche
Früher ist er Bergrennen gefahren. Sein Lieblingsauto? «Porsche! Doch den empfehle ich keiner älteren Person. Ein Sportwagen verleitet dazu, schneller zu fahren, als man noch kontrollieren kann.» Bleiker fährt mit der Voraussicht eines erfahrenen Fahrlehrers und der Nachsicht eines Mannes, der niemandem mehr etwas beweisen muss. Er winkt Fussgänger über die Strasse und hält grosszügig Abstand. Wenn er abrupt bremst, dann streckt er reflexartig den Arm aus, als wolle er mich auffangen. «Eine Reaktion aus einer Zeit, in der es noch keine Sicherheitsgurten gab», versichert er mir.
Dabei hat sich Bleiker durchaus an die Vorteile von neuen Hilfsmitteln gewöhnt. «Für Personen, die nicht mehr so gut hören, kann auch eine optische Aufforderung zum Gangwechseln hilfreich sein», sagt Bleiker. Aber Schalten sei im Alter ohnehin nicht mehr nötig, Bleiker empfiehlt Automaten.
Praktisches Extra: Notruf-Assistent
Das meiner Ansicht nach seniorenfreundlichste Extra des neuen Ford B-Max habe ich mit Hansueli Bleiker jedoch gar nicht besprochen: Man kann das Auto mit einem Notruf-Assistenten ausrüsten, der bei Unfällen die Rettungskräfte alarmiert. Das ist perfekt für Rentnerinnen und Rentner. Denn die, so meine Erfahrung, gewöhnen sich zwar an Sitzheizungen, automatische Scheibenwischer und den Kreisverkehr, nicht aber daran, immer ein Handy bei sich zu tragen. Doch an Notfälle habe ich an Hansueli Bleikers Seite keinen Gedanken verloren. Ich habe mich während der Testfahrt so sicher gefühlt wie im Büro. Vielleicht weil Hansueli Bleiker seinen Fahrstil dem Ford B-Max angepasst hat: eine narrensichere Sänfte mit Pfupf.
Modell: Ford B-Max Titanium
Motor: 1.0 Liter Eco Boost
Fahrleistung: 120 PS, von 0 auf 100 km/h in 11.2 s
Höchstgeschwindigkeit: 189 km/h
Masse: Länge 4.08 m, Breite 1.75 m, Höhe 1.60 m
Kofferraumvolumen: 318 l
Leergewicht: 1332 kg,
Verbrauch: 4.9 l/100 km
CO2-Emissionen: 114 g/km
Effizienzklasse: B
Preis: ab 27 900 Franken
Infos: www.fordbmax.com
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Dieser Motor – welch eine Freude! Testfahrer Hansueli Bleiker und annabelle-Volontärin Barbara Loop