Endlich wieder ausgiebig Zeit, um sich dem Lesegenuss zu widmen und sich im Liegestuhl zu fläzen: unsere Büchertipps für die Ferien.
Ob auf dem Balkon, der Terrasse oder im Liegestuhl: Was wären die Sommerferien bloss ohne ein gutes Buch. Viel Spass beim Lesen!
1.
Der Vater. Das Kind. Sich erinnern, das Leben verstehen, einander verstehen: Kurz vor dem Tod des Vaters führt das Kind, die nun erwachsene Tochter, ein langes Gespräch mit dem Vater, der weiss, dass er sterben wird. Der nicht mehr essen will, aber Kraft zieht aus der Musik. Tochter und Vater sitzen beieinander, sie nimmt das Gespräch auf und formt Jahre später einen Roman daraus, der voller Liebe und Leben und Kunst ist. Der nicht rein autobiografisch ist und nicht rein fiktiv, denn Linn Ullmann verwebt Erdachtes und Tatsächliches im Buch, das von einem roten Faden zusammengehalten wird: dem weltberühmten Vater, dem grossen Ingmar Bergman. Wunderschön!
– Linn Ullmann: Die Unruhigen. Luchterhand-Verlag, München 2018, 416 S., ca. 33 Fr.
2.
Jack Reacher ist zurück! Doch in Band 19 der legendären Thriller-Reihe um den Ex- Militärpolizisten Reacher ist auch noch jemand anderer zurück: John Kott, der beste Scharfschütze der Welt, der so präzis tötet wie ein Laserstrahl. Kott hatte es einst auf den französischen Präsidenten abgesehen, war damals jedoch gescheitert und von Jack Reacher ins Gefängnis befördert worden. Nun ist Kott freigekommen. Er befindet sich in London, wo gerade der G-8-Gipfel stattfindet. Kott hat sein Ziel nicht aus den Augen verloren. Aber Jack Reacher auch nicht … Ein Pageturner mit dem besten Jack Reacher, den es je gab. Sagt Stephen King, der sich mit Spannung nun wirklich auskennt.
– Lee Child: Im Visier. Blanvalet-Verlag, 2018, 416 S., ca. 29 Fr.
3.
«Du darfst dich vor niemandem verneigen!», sagt der alte Arnau seinem Schützling Hugo. Zwölf ist der, eine Halbwaise und im Barcelona von 1387 einer, der sich ständig verneigen müsste. Hugo arbeitet in der Werft am Strand, hier werden die grossen Schiffe gebaut. Hugo muss hier die Eisenkugel tragen, die am Fussknöchel des Sträflings Blasio befestigt ist. Blasio ist kein gewöhnlicher Sträfling, sondern ein Schiffs- bauer aus Genua, der Hugo sein geheimes Wissen vermittelt: Wann zum Beispiel der Mond richtig steht, um die Bäume für den Schiffsrumpf zu fällen. Ein bildersatter Historienschmöker vom Bestsellerautor Ildefonso Falcone.
– Ildefonso Falcones: Die Erben der Erde. C.-Bertelsmann-Verlag, 2018, 928 S., ca. 33 Fr.
4.
Nicht hier, nicht dort, im Zwischenreich der Toten, die noch nicht endgültig gegangen sind – Bardo nennt man diesen Zustand im tibetanischen Buddhismus. Es sind Gefilde zwischen Tod und Wiedergeburt, die die Seele schnell durchschreiten soll, sie muss gehen dürfen aus dem Leben – in ein neues. Als Abraham Lincolns elfjähriger Sohn stirbt, bricht es dem Vater das Herz, er kann den Jungen nicht gehen lassen. Er besucht sein Grab, taucht ein in dieses Zwischenreich der Totlebendigen, den Bardo, redet mit dem Sohn, will ihn halten, will ihn durch seine Liebe zur Umkehr zwingen… Ein experimenteller Roman, montagehaft, verwirrend – aber so voller Liebe und Weisheit, dass daraus nichts Sperriges wird.
– George Saunders: Lincoln im Bardo. Luchterhand-Verlag, München 2018, 448 S., ca. 35 Fr
5.
Dreissig Jahre lang war Agatha im Knast. Jetzt bleiben ihr nur noch fünf Jahre, dann kommt sie frei. Doch was tut sie? Agatha flieht und zwingt Milly, eine junge Frau, sie nach San Francisco zu fahren. Milly, die sich in ihrem Leben langweilt, ist nach erstem Schrecken angetan von ihrer Mitfahrerin – endlich passiert mal was! Ein lebenspralles Roadmovie, das die Frauen durch die USA führt, unterbrochen von Stopps, bei denen ein Mensch aus Agathas Vergangenheit auftaucht. Agatha weiht Milly in ihr Geheimnis und das ihrer Liebe ein. Und Milly beginnt langsam, wieder zu träumen. Herrliche Sommerlektüre!
– Marc Levy: Eine andere Vorstellung vom Glück. Blanvalet-Verlag, 2018, 352 S., ca. 28 Fr.