PR-Tipps für Gründerinnen
- Interview: Tanja Ursoleo
Als Gründerin hat Frau alle Hände voll zu tun und ist an allen Fronten des eigenen Business aktiv. Oft bleibt dabei die Öffentlichkeitsarbeit aus Zeitnot oder fehlendem Netzwerk auf der Strecke. PR-Profi Brigitte Kaps weiss, wie Gründerinnen erfolgreich PR und Medienarbeit betreiben können.
annabelle: Auf welche Massnahmen sollte man sich in Sachen PR fokussieren und weshalb?
Brigitte Kaps: PR, also Öffentlichkeitsarbeit, beinhaltet nicht nur Medienarbeit. Es gibt eine Vielzahl von Optionen, um die PR-Botschaften zu verbreiten, wie Social Media, Pressemitteilungen, Blogs, Newsletter etc. Wenn man weder Erfahrung in der Medienarbeit noch ein gut funktionierendes Netzwerk zu Journalisten hat, sollte man sich hierin professionell unterstützen lassen.
Wie viel finanziellen Aufwand macht es aus, jemanden anzustellen für diese Arbeit?
Der finanzielle Aufwand durch externen Support beträgt in etwa 20 bis 30 Stunden pro Monat. Social Media bieten gute Möglichkeiten, um die Marke zu stärken, und sind relativ kostengünstig. Ausserdem kann man im direkten Dialog mit potenziellen Kunden stehen und sie an das Unternehmen oder die Produkte binden. Eine richtige Strategie mit regelmässigem Auftritt, guten Inhalten und konsistenter Bildwelt sorgt für langfristige Erfolge – bedeutet aber auch Aufwand. Für das Management der Social-Media-Kanäle, je nach Anzahl der Accounts, sollte man pro Tag eine Stunde für die Erstellung der Tweets, Stories und der Auswahl der Fotos einplanen, also 5 bis 7 Stunden pro Woche. Die Stundensätze von Social-Media-Managern variieren sehr, da lohnt es sich, Offerten einzuholen.
Wieso ist PR für Gründerinnen wichtig?
Professionelle PR ist ein Muss für Start-ups und Gründer, um ihre Geschäftsidee der Öffentlichkeit vermitteln zu können.
Was sind einfache Tools, um die Marke und seine Position als Gründerin zu stärken? Ein Newsletter? Oder besser ein gut gepflegter Insta-Account?
Personal Branding lebt von Ehrlichkeit und Authentizität; diese erfordern klare Botschaften und gelebte Werte. Damit kann man sich deutlich von Mitbewerbern differenzieren. Um sie zu verbreiten, sollte man die auf die Zielgruppen passenden Social-Media-Kanäle für sich nutzen. Die Zielgruppen spielen bei der Selektion der Social-Media-Kanäle eine wichtige Rolle. Zum Beispiel spielt der Einsatz von Twitter für Fintech-Gründerinnen eine wichtigere Rolle als für Gründerinnen, die beispielsweise Mode vermarkten. Für sie ist der Einsatz eines optischen Kanals wie Instagram unabdingbar.
Welche Kommunikations-Massnahmen müssen sein?
Es ist eine Kombination aus allem. Eine gezielte Auswahl von Networking-Events, kontinuierliche Präsenz in Social Media mit gutem Content und Blogs mit Fokus auf Thought-Leadership-Themen sind ein Muss. Wenn man Talent hat, als Speaker aufzutreten, sollte man öffentliche Auftritte nutzen, um sich selbst und die Marke des Unternehmens zu positionieren. Dies aber nur unter der Voraussetzung, dass man sich wirklich sicher fühlt, vor Publikum zu sprechen. Nichts schadet dem eigenen Image mehr als eine schlecht gehaltene Rede mit wenig aussagekräftigem Inhalt. Was Networking-Events betrifft, empfehle ich auch an Events teilzunehmen, die nicht nur auf Female Leaders ausgerichtet sind. Sisterhood ist schön, gut und wichtig. Aber die besten Business-Möglichkeiten haben sich bei mir auch durch Teilnahme an von Männern geprägten Events ergeben.
Was sollte eine Gründerin im Rahmen der PR-Aktivität vermeiden?
Die Gründung einer Firma ist mit einer festen Überzeugung über die Besonderheit oder Einzigartigkeit des Produkts verbunden. Ich empfehle aus PR-Sicht jedoch, nicht die Erwartung zu haben, dass Journalisten sofort diese Gründeridee oder die Story dahinter aufnehmen. Ich rate davon ab, falsche oder übertriebene Aussagen beispielsweise zu finanziellen Unternehmenszielen zu machen, nur um Aufmerksamkeit zu generieren. Wichtig sind authentische, ehrliche Aussagen, die man jederzeit erklären kann.
Wie findet eine Gründerin ihre Positionierung, und wie kann sie sich von anderen Anbietern abheben?
Die Positionierung beinhaltet sämtliche Massnahmen, um ein Unternehmen im Markt so zu platzieren, dass es im Wettbewerb als überlegen wahrgenommen wird. Die Positionierung findet man, indem man eine Bestandsaufnahme macht: Was ist unsere USP, also das Alleinstellungsmerkmal, wie und wo möchten wir positioniert werden? Mit entsprechender medialer Präsenz kann man diese Positionierung aufbauen und durch Kontinuität stärken.
Wieso ist eine klare Positionierung so wichtig?
Weil sie nur dann wirklich ernst genommen wird. Konsistente Aussagen und ein konsequenter Auftritt nach aussen stärken die Marke. Wenn eine Gründerin auch ihre wirtschaftlichen oder politischen Überzeugungen und Meinungen teilt und auf ihrer Grundlage Massnahmen ergreift, findet das Resonanz bei Kunden und Mitarbeitenden.