Politik
Vorwürfe sexualisierter Gewalt: So ist Trumps Gruselkabinett aufgestellt
- Text: Annika Brockschmidt
- Bild: Dukas
Sollten Trumps Kandidaten für sein neues Kabinett im Senat bestätigt werden, wird er nach seiner Inauguration nicht der Einzige im Weissen Haus sein, dem Vergewaltigung und sexualisierte Übergriffe vorgeworfen werden.
Inhaltshinweis: Dieser Artikel enthält Schilderungen sexualisierter Gewalt.
Donald Trump ist bekannt dafür, schockierende Schlagzeilen zu generieren. Aber die Wunschkandidat:innen seines künftigen Kabinetts haben selbst manche in seiner eigenen Partei schockiert: Ein «Fox News»-Moderator als Verteidigungsminister, ein Fernseharzt – der für zwielichtige Medikamente geworben hat – verantwortlich für die staatliche Krankenversicherung, eine Verteidigerin von Putin und Assad als Koordinatorin aller Geheimdienste, ein Verschwörungstheoretiker und Impfgegner als Gesundheitsminister.
Über Trumps künftiges Kabinett ist viel berichtet worden. Eines ist jedoch bisher etwas untergegangen: Sollten Trumps Kandidaten für sein neues Kabinett im Senat bestätigt werden, wird er nach seiner Inauguration nicht der Einzige im Weissen Haus sein, dem Vergewaltigung und sexualisierte Übergriffe vorgeworfen werden.
Gegen den Abgeordneten Matt Gaetz aus Florida, den Trump zunächst als seinen Justizminister ausgewählt hatte, gibt es schwerwiegende Vorwürfe. Diese waren zum Zeitpunkt von Gaetz’ Ernennung längst bekannt: Das FBI hatte gegen den Abgeordneten aus Florida wegen «child sex trafficking» und Drogenmissbrauch ermittelt. Ein enger Freund von Gaetz wanderte im Zusammenhang mit diesen Ermittlungen für elf Jahre ins Gefängnis.
Gaetz ist sogar in der eigenen Partei verhasst – der Republikanische Senator für Oklahoma Markwayne Mullin sagte noch vor einigen Monaten in einem Interview mit «CNN», dass Gaetz Nacktfotos und Videos von Frauen, mit denen er Sex gehabt habe, im Kongress herumgezeigt habe. Derselbe Republikanische Senator erzählte in einem anderen Interview, dass Gaetz sich als frisch gewählter Abgeordneter misogyn und abfällig über Kristi Noem, damals Republikanische Gouverneurin von South Dakota, geäussert habe.
Die Ermittlungen des FBI waren zu keinem Ergebnis gekommen, aber das Ethikkomitee des Kongresses ermittelte ebenfalls gegen Gaetz, weil – so die Aussage des früheren Republikanischen Speakers des Repräsentantenhauses Kevin McCarthy – er Sex mit einer 17-Jährigen gehabt und die Teenagerin für den Sex bezahlt habe. In Florida liegt die Mindestgrenze für einvernehmliche sexuelle Handlungen bei 18 Jahren – Gaetz wurde also «statutory rape», Vergewaltigung einer Minderjährigen, vorgeworfen.
Man sollte meinen, dass sich die Frage, ob jemand wie Gaetz dafür geeignet sei, zum obersten Beamten der Strafverfolgungsbehörden der USA ernannt zu werden, zum «Top Cop» des Landes, sich damit erledigt hätte. In dieser Position hätte er auch Zugang zu den Ermittlungsakten gegen sich selbst erhalten, inklusive der Daten der Frauen, die gegen ihn ausgesagt hatten. Aber selbst frühere Kritiker:innen wie Senator Mullin schienen nach der Nominierung von Gaetz einzuknicken. So verkündete er jüngst in einem «CNN»-Interview, er habe in Sachen von Gaetz’ Nominierung «vollstes Vertrauen» in Präsident Trump und seine Wahl – entgegen seiner früheren Aussagen.
«Geschlechtsverkehr, dem die Partnerin im Sinne des Gesetzes nicht selbstbestimmt zustimmen kann, scheint für einige Republikaner kein Problem zu sein»
Dann, ein weiterer Paukenschlag: Als vorletzte Woche Gerüchte darüber kursierten, dass die Ergebnisse der Ermittlungen des Ethikkomitees am Freitag veröffentlicht werden sollten, trat Gaetz kurzerhand von seinem Posten als Abgeordneter zurück. Damit fiel er nicht mehr unter die Jurisdiktion des Ethikkomitees – Problem gelöst. Zumindest für Mike Johnson, den aktuellen Republikanischen Speaker, der davor warnte, den Bericht trotzdem zu veröffentlichen. Damit würde ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen.
Geschlechtsverkehr, dem die Partnerin im Sinne des Gesetzes nicht selbstbestimmt zustimmen kann, scheint für einige Republikaner kein Problem zu sein – allerdings gab es auch einige Republikanische Senatoren, die die Herausgabe der Berichte der Ethikkommission weiterhin forderten. Gaetz hat die vom Justizministerium und dem Ausschuss untersuchten Vorwürfe bestritten.
«CNN» berichtete vergangenen Donnerstag, dass die Frau gegenüber der Ethikkommission ausgesagt habe, dass sie zwei sexuelle Begegnungen mit Gaetz auf einer Party 2017 gehabt habe, als sie 17 Jahre alt war: «Sie sagte aus, dass die zweite sexuelle Begegnung, über die bisher nicht berichtet wurde, eine andere erwachsene Frau einschloss. Sie sagte zu beiden sexuellen Begegnungen in einer zivilen eidesstattlichen Erklärung als Teil eines damit verbundenen Rechtsstreits aus, so die Quellen», berichtete «CNN»: «Nachdem er für die CNN-Geschichte um einen Kommentar gebeten worden war, gab Gaetz seinen Rückzug als Trumps Kandidat für das Amt des Justizministers bekannt.»
Zuvor hatte Trumps Vizepräsident J.D. Vance Gaetz noch zu Treffen mit Republikanischen Senatoren begleitet, um sie von dessen Nominierung zu überzeugen. Wer weiss, was letztlich den Ausschlag gab – die neuesten Enthüllungen, der drohende Leak des Berichts der Ethikkommission oder Gaetz’ Verhalten im Kongress während der letzten Jahre, wo er seine eigenen Republikanischen Kollegen regelmässig attackierte. Eines scheint sicher: Nicht Trump hat die Nominierung zurückgezogen, sondern Gaetz. Ihm sei kommuniziert worden, dass es im Senat nicht genügend Stimmen für seine Bestätigung gebe, heisst es in Medienberichten.
Moira Donegan, Journalistin und Writer in Residence am Clayman Institute for Gender Research an der Stanford University, sagt auf Nachfrage, was ihrer Ansicht nach der Grund für die fehlende Unterstützung der Republikaner im Fall von Gaetz gewesen sei: «Ich glaube, er hat die Unterstützung der Republikaner im Senat verloren, die ihn persönlich nicht mögen und wütend darüber waren, was er Kevin McCarthy angetan hat.» (Gaetz hatte McCarthy, den ehemaligen Republikanischen Speaker des Repräsentantenhauses, öffentlich erniedrigt). «Ich glaube nicht, dass diese Ablehnung durch moralische Empörung über seine angeblichen sexuellen Übergriffe auf Minderjährige motiviert war.»
«Trumps Kandidat für den Posten des Gesundheitsministers wird von einer ehemaligen Babysitterin seiner Kinder der sexuellen Belästigung beschuldigt.»
Doch selbst nach dem Rückzug von Gaetz ist Donald Trump nicht der Einzige im zukünftigen Kabinett, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird: RFK Junior, Trumps Kandidat für den Posten des Gesundheitsministers, wird von einer ehemaligen Babysitterin seiner Kinder der sexuellen Belästigung beschuldigt. Eliza Cooney war 23, Kennedy 45, als sie begann, für ihn zu arbeiten.
Kennedy habe mehrere unerwünschte Annäherungsversuche gemacht und sei schliesslich hinter sie getreten und habe sie begrapscht, bevor er unterbrochen wurde, weil jemand den Raum betrat. Nachdem «Vanity Fair» im Juli von dem sexuellen Übergriff berichtet hatte, schickte Kennedy Cooney eine SMS, in der er sich für den Übergriff entschuldigte, gleichzeitig aber behauptete, sich an nichts erinnern zu können.
In einem Podcast-Interview verkündete er, er sei «kein Chorknabe … Ich habe so viele Leichen im Keller». Cooneys Reaktion zu diesem lakonischen Kommentar gegenüber «USA Today» war vernichtend: «Ich weiss, dass es hart arbeitende Menschen gibt, die keine Leichen im Keller haben. Und ich wünschte, wir würden Leute wählen, die weniger Leichen im Keller haben.»
Noch jemand, der Leichen im Keller zu haben scheint, ist Pete Hegseth, Moderator der Wochenend-Version von Trumps Lieblingsshow «Fox and Friends». Die Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer: In einem Memo, das dem Trump Transition Team und der «Washington Post» zugespielt wurde, wird ihm vorgeworfen, 2017 auf einer Konferenz für Republikanische Frauen eine 30-jährige Mitarbeiterin vergewaltigt zu haben.
Wenige Tage nach ihrer Begegnung mit Hegseth hatte die Frau die Tat bei der Polizei angezeigt: Sie habe Hegseth auf der Konferenz kennengelernt, er sei ihr als «creep» aufgefallen, der versuchte, sich Frauen sexuell zu nähern und sie dazu zu bringen, mit ihm auf sein Hotelzimmer zu gehen. Sie habe sich mit ihm gestritten – was ein Hotelmitarbeiter bestätigte. Später am Abend habe sie zusammen mit ihm und anderen an der Bar gestanden und getrunken. Sie vermute, dass jemand ihr dabei etwas in den Drink gemischt habe.
Sie habe sich danach in einem Hotelzimmer mit Hegseth wiedergefunden, wo er ihr das Handy wegnahm und mit seinem Körper die Tür blockierte, sodass sie das Zimmer nicht verlassen konnte. Nach dem vorliegenden Polizeibericht erinnert sich die Frau daran, «oft Nein gesagt zu haben». Ihre nächste Erinnerung: Hegseth, der mit nacktem Oberkörper über ihr lag und auf ihren Bauch ejakuliert habe. Danach habe er ein Handtuch auf sie geworfen und sie gefragt, ob es ihr «gut» gehe. Sie könne sich nicht daran erinnern, wie sie zurück in ihr Zimmer gekommen sei, und leide seitdem an Gedächtnisverlust und Alpträumen. Einige Tage später liess sie sich im Krankenhaus untersuchen und meldete die Tat der Polizei.
Journalistin Moira Donegan«Frauenfeindlichkeit ist ein zentraler Bestandteil von Trumps Anziehungskraft»
Normalerweise werden Kandidat:innen für das Kabinett monatelang auf Herz und Nieren geprüft, damit es nicht zu solchen Skandalen kommt. Trumps Wahl scheint spontan gefallen zu sein – dem Trump-Team war dieser Vorfall zur Zeit der Ernennung nicht bekannt. Doch Trump steht auch nach der Enthüllung weiter zu seiner Wahl für die Leitung des Verteidigungsministeriums. Das Trump Transition Team und Hegseth behaupten derweil, der Polizeibericht käme zu dem Schluss, dass die Anschuldigungen gegen Hegseth haltlos seien.
Das ist jedoch nicht der Fall – der Bericht besagt lediglich, dass Hegseth die Anschuldigungen bestreitet. Auch wenn die Staatsanwaltschaft keine Anklage erhoben hat, bedeutet das keineswegs, dass Hegseth unschuldig ist. Hegseth und die Frau einigten sich 2023 aussergerichtlich; Hegseth zahlte ihr eine unbekannte Summe.
Hegseth und RFK Jr. haben weiterhin Trumps Unterstützung – trotz der Vorwürfe sexualisierter Gewalt. Vielleicht sieht Trump – immerhin selbst ein verurteilter Sexualstraftäter – die Vorwürfe gegen seine künftigen Kabinettsmitglieder auch gar nicht so negativ. Im Gegenteil: Sexualisierte Gewalt und Dominanz, das hat er oft genug durch öffentliche Äusserungen demonstriert, sind für Donald Trump Beweise dessen, was er als erstrebenswerte Form von Männlichkeit ansieht.
Die Journalistin Moira Donegan analysiert: «Donald Trump […] versteht sexualisierte Gewalt als Bestätigung seiner Virilität, und ich glaube, dass er es als Pluspunkt ansieht und als Zeichen der Macht und Charakterstärke der Männer, die sie begehen.» Donegan sagt auf Nachfrage in diesem Zusammenhang: «Was die Anhäufung von Sexualstraftätern unter Trumps Kabinettskandidaten angeht, denke ich, dass es sich teilweise um eine Frage der Selbstselektion unter Trumps glühendsten Anhängern handeln könnte. Frauenfeindlichkeit ist ein zentraler Bestandteil von Trumps Anziehungskraft auf seine Anhänger, und er hat das insbesondere in seinem Wahlkampf 2024 betont, indem er die Nähe zu Medien-Influencern der Manosphere gesucht hat, die seine Kandidatur als Korrektur der historischen Fehler der zweiten Feminismus-Welle und als Rache für Me Too darstellten.»
Doch dieser Aspekt der Trump-Koalition werde medial zu wenig beleuchtet, so Donegan: «Die Frauenfeindlichkeit von Trumps Anziehungskraft und die prominente Rolle des Frauenhasses bei der rechtsgerichteten Radikalisierung unter amerikanischen Männern im Allgemeinen wurde mehrfach empirisch dokumentiert, bleibt aber in der breiteren Medienerzählung von Trumps Aufstieg weitgehend unberücksichtigt.»
Auch Adrian Daub, Professor für Germanistik und vergleichende Literaturwissenschaft an der Stanford University, und Donegans Co-Host im Podcast «In Bed With The Right» über die Genderpolitik der amerikanischen Rechten, weist in der aktuellen Episode darauf hin, dass es bezeichnend sei, dass Trump aus dem grossen Pool rechtsextremer Loyalisten ausgerechnet solche ausgesucht habe, die seinem Idealbild von maskuliner Virilität und sexueller Dominanz und Gewaltausübung entsprächen.
Donegan wertet Trumps Nominierungen im Podcast als aus seiner Sicht nur folgerichtig: Seine Nominierungen sind nicht nur ein Zeichen dafür, dass er Männer, die sexualisierte Gewalt ausgeübt haben, schätzt –, sondern dass sein ganzes Verständnis von Politik und Macht geprägt ist von sexuell geprägter Dominanz und dem Bedürfnis nach der Bestrafung derjenigen, die er als schwach oder wertlos ansieht. Wie der «Atlantic»-Journalist Adam Serwer schon 2018 schrieb: «Die Grausamkeit ist der Sinn der Sache» («The cruelty is the point».).
Auf Nachfrage sagt Donegan, dass «nicht nur der krasse Quid-pro-quo-Transaktionalismus, der einen Grossteil seiner Korruption kennzeichnet», zentral für Trumps Machtmodell sei, «sondern auch der Wunsch, die Menschen um ihn herum zu demütigen und zu überwältigen – Loyalisten wie Feinde gleichermassen. Vergewaltigung ist so etwas wie die logische Schlussfolgerung dieses Männlichkeitsmodells mit seiner Betonung der demonstrativen Fähigkeit, seinen Willen gegenüber Unwilligen durchzusetzen, und ich gehe davon aus, dass Trump den Schaden einer Vergewaltigung gleichzeitig als trivial ansieht und ihre Begehung als bewundernswerte Demonstration von Männlichkeit betrachtet.»
Trumps ganzer Wahlkampf, ja seine ganze öffentliche Persona ist von Misogynie und Gewalt gegen Frauen geprägt: Er fantasierte davon, Kamala Harris gegen den verurteilten Vergewaltiger und Boxer Mike Tyson in den Ring zu schicken. Sein Gönner Elon Musk, der jetzt einen Posten in der Regierung erhalten soll (die Belohnung für die 119 Millionen Dollar, die der Milliardär in Trumps Wahlkampf gepumpt hat), drohte Taylor Swift mit einer Vergewaltigung. JD Vance, Trumps Vizepräsident, sprach sich dafür aus, dass Frauen in gewaltvollen Ehen bleiben sollten und dass der Gesetzgeber deshalb Scheidungen erschweren sollte. Kinderlose Frauen verhöhnte er im Wahlkampf als «Katzen-Ladies» und «psychotisch».
Vance und seine reaktionären Vorstellungen von Gender und Geschlechterrollen decken sich mit denen der ihm nahestehenden Religiösen Rechten. Nicht umsonst haben religiöse, konservative Führungsfiguren und Medienpersönlichkeiten Donald Trumps Umgang mit Frauen mit dem Verweis auf biblische Vorbilder verteidigt. Als 2016 Trumps «Grab them by the pussy»-Tonbandaufnahmen Schlagzeilen machten, in denen er sich mit sexualisierten Übergriffen auf Frauen brüstete, blieben sie an seiner Seite.
Die Affäre mit Pornostar Stormy Daniels, die durch illegal als Wahlkampfausgaben abgelegte Schweigegeld-Zahlungen während des Wahlkampfs 2016 vertuscht werden sollte, verteidigte der «Fox»-Moderator Sean Hannity mit einem biblischen Vergleich: «König David hatte 500 Konkubinen, Herrgott nochmal!» Denn in weiten Teilen der Religiösen Rechten ist die sexuelle Potenz des Mannes direkt verbunden mit seiner Fähigkeit als (politischer) Anführer – sein Sexualtrieb und sein Hang zu Gewalt sind nicht nur gottgewollt, sondern Auszeichnungen besonderer Virilität.
«Die Journalistin Kate Manne beschreibt Trumps erneuten Wahlsieg als Triumph der Rape Culture»
Als Brett Kavanaugh 2018 trotz der erschütternden Zeugenaussage von Christine Blasey Ford vor dem Senatsausschuss darüber, wie Kavanaugh versucht hatte, sie zu vergewaltigen, als beide im College waren, von der Republikanischen Mehrheit der Ausschussmitglieder für den Obersten Gerichtshof bestätigt wurde, nachdem Trump ihn nominiert hatte, war das ein erster Hinweis auf das, was kommen würde: Kavanaugh stritt Blasey Fords glaubhafte Vorwürfe nicht nur ab, sondern spuckte Gift und Galle.
Wo Blasey Ford bemüht beherrscht gewesen war, als sie den verstörenden Angriff durch den von Trump Nominierten beschrieb, tobte Kavanaugh, brach in Tränen aus, hatte einen Wutausbruch – und wurde belohnt mit einem Platz am Obersten Gerichtshof, wo er nur vier Jahre später als Teil der rechtskonservativen Mehrheit das Grundsatzurteil Roe v. Wade von 1973 und damit das landesweite Recht auf Abtreibung kippte. Das Patriarchat hatte triumphiert – es sollten von da an zwei Männer am Obersten Gerichtshof sitzen, denen glaubhaft sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde: Kavanaugh und Clarence Thomas. Von dort zieht sich ein roter Faden zu Trumps Wahlsieg 2024.
Die Journalistin Kate Manne beschreibt Trumps erneuten Wahlsieg als Triumph der Rape Culture, als Triumph systemischer Gewalt gegen Frauen und andere marginalisierte Gruppen: «Für Frauen und andere, die Opfer geworden sind […], ist die Wahl von Donald Trump ein bitterer Beweis für die moralische Apathie, die gewalttätige Gleichgültigkeit gegenüber weiblichen Vergewaltigungsopfern.»
Auch einer der Frauen in Trumps Wunsch-Kabinett, Linda McMahon, wurde vorgeworfen, sexuellen Missbrauch – diesmal von Kindern – in ihrem Job als Chefin von World Wrestling Entertainment toleriert und ermöglicht zu haben. Ausgerechnet McMahon, momentan Co-Chefin von Trumps Transition Team, soll Bildungsministerin werden. Dass Trump sich in seinem Kabinett mit Männern umgibt, denen sexuelle Übergriffe gegen Frauen vorgeworfen werden, darf auf seine eigenen Ansichten zu sexualisierter Gewalt zurückgeführt werden. Dass McMahon, eine Frau, ebenfalls zum Kreis der Auserwählten gehört, zeigt: In Trumps Welt ist Gewalt oder Toleranz von Gewalt gegenüber denen, die er als schwach oder minderwertig ansieht, entweder persönliche Auszeichnung – oder zumindest kein Problem.
Informationen und Hilfsangebote zum Thema sexualisierte Gewalt findest du hier:
143 – Die Dargebotene Hand (Crisis support in English: heart2heart.143.ch)
BIF – Beratungsstelle für Frauen
Beratungsstellen für Gewaltvorfälle
Für Männer, die Gewalt einsetzen und/oder sich in einer sonstigen Konflikt-und Krisensituation befinden, bietet das Mannebüro Beratungen an, auch telefonisch.