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Das neue Heft ist da: Barbara Loop über die BVG-Reform

Politik

Das neue Heft ist da: Barbara Loop über die BVG-Reform

Ab heute liegt die neue annabelle am Kiosk. Lest hier das Editorial von Chefredaktorin Barbara Loop.

Wenn wir in unseren Redaktionskonferenzen Themen diskutieren, erhalten angedachte Artikel oft schon früh einen Arbeitstitel. Einen Titel also, der die Geschichte auf den Punkt bringt und es dennoch kaum ins Heft schaffen wird. Es war noch Frühling, als wir einen Beitrag zur BVG-Reform besprachen. Der Arbeitstitel: BVGääähn.

Umwandlungssatz, Koordinationsabzug – wenn annabelle-Reportagechefin Stephanie Hess zum Traktandum BVG-Reform kam, rutschten die Kolleginnen mit einem Seufzer tiefer in ihren Stuhl.

Die BVG-Reform, über die wir am 22. September abstimmen, ist ein politisches Biest, eine Vorlage, die an Komplexität kaum je überboten wurde und die direkte Demokratie an ihre Grenzen bringt.

Klar, das Leben ist kein Ponyhof, die Welt voller komplexer Herausforderungen. Die Ausgangslage aber ist in diesem Fall so einfach zu verstehen wie himmelschreiend ungerecht: Frauen erhalten rund ein Drittel weniger Rente als Männer und sind im Alter besonders häufig von Armut betroffen. Die Ursache liegt bei der beruflichen Vorsorge, die für Frauen tiefer ausfällt, weil ihre Erwerbsbiografien Lücken aufweisen und sie oft Teilzeit arbeiten.

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«Frauen werden einmal mehr instrumentalisiert»

Bekannt ist dieser Missstand schon lange, bereits vor dreissig Jahren reichte die damalige SP-Nationalrätin Christiane Brunner einen Vorstoss ein, andere sollten folgen. Ohne Erfolg. Und auch mit der aktuellen Vorlage nimmt man sich des Problems nicht wirklich an, die Frauen werden einmal mehr instrumentalisiert.

Anstatt über Massnahmen abzustimmen, welche die Renten der Frauen verbessern, kommt eine Reform vors Volk, die zugleich auch die Pensionskassen sanieren soll. Dabei zeigte nicht erst die – ungemein simple – Abstimmung zur 13. AHV-Rente, dass es möglich ist, Ausgaben zu beschliessen und über die Finanzierung erst später nachzudenken. Damals wurde mit der Altersarmut von Frauen argumentiert, profitieren dürften aber alle: Reiche und Arme, Frauen und Männer.

Mit Frauen gewinnt man eben keine Blumentöpfe, pflegt meine Kollegin Helene Aecherli zu sagen. Sie meint damit: Mit Frauenthemen gewinnt man keine parlamentarischen Mehrheiten. Das macht wütend. Und Wut ist das Gegenteil von Langeweile. Weswegen annabelle-Produzentin Michèle Roten «BVGääähn» zu Recht in «BVGanz einfach» änderte.

Wir haben in der neuen Ausgabe alle wichtigen Punkte der Reform, die die Frauen betreffen, für euch aufgeschlüsselt. Das Resultat ist noch immer ein umständlicher Ritt mit rechnerischen und begrifflichen Hindernissen. Die Lektüre aber lohnt sich, damit ihr fest im Sattel sitzt und euch selber eine Meinung bilden könnt. Denn egal wie diese Abstimmung ausgehen wird, am Ziel sind wir noch lange nicht.

Herzlich,
Barbara Loop

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