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Polefitness

Polefitness

  • Text: Stefanie RiguttoIllustration: Stéphane Manel

Stangentanz im Sportstudio.

Ein moderner Loft im Zürcher Langstrassenquartier. Im Fernsehen läuft MTV, daneben stehen Lounge-Sessel und eine Kühlbox mit Energydrinks, auf den ganzen Raum verteilt sind rund zehn Stangen auf rosaroten Blöcken: Hier wird Polefitness unterrichtet. Daniela Baumann, die Ex-Frau von DJ Bobo, hat den Trend aus den USA in die Schweiz gebracht und damit das Stangentanzen aus den Sexclubs ins Fitnessstudio. Die Schuhe zieht man aus, sobald man den Loft betritt, hier sind alle barfuss. Langsam trudeln die Kursteilnehmerinnen ein, junge Frauen zwischen zwanzig und dreissig Jahren. Eine sagt, sie interessiere sich für Burlesque und sei so auf Polefitness gestossen. Eine andere ist Animationstänzerin, der dritten geht es ums Athletische. Ich bin mit meiner Aufmachung die Einzige ohne nackte Oberschenkel. «Kannst du die Hose ausziehen?», fragt Sandra, die Trainerin. Sie springt an die Stange (Pole), streckt ein Bein waagrecht in die Luft und schlägt das andere darüber. «Diese Position funktioniert nicht mit Hosen, da würdest du sofort zu Boden rutschen.» Ihre Innenschenkel sind nach dieser Übung feuerrot. Auch die Teilnehmerinnen präsentieren ihre blauen Flecken, die aufgeschürften Fersen: Das kann ja heiter werden.

Ich erhalte einen Crashkurs, denn die Gruppe befindet sich bereits auf Level 3. Zuerst wird geübt, wie man sich um die Stange herumbewegt.
«Rechte Hand ans Metall, auf die Zehenspitzen stehen und – laufen», sagt Sandra. Es sieht einfach (und vor allem elegant) aus, wenn sie es vormacht, aber mühsam (und vor allem ungelenk), wenn ich es probiere, der grosse Spiegel ist gnadenlos. Die Körperhaltung sei zentral im Polefitness, sagt Sandra: «Jede Faser muss gespannt sein.» Danach zeigt sie, wie man um die Stange schwingt, ja fliegt! Kein Wunder, heisst eine der Figuren Schmetterling. Da wirbelt man die Beine in die Luft, die Handflächen sind gerötet, der Bizeps schmerzt – aber langsam stellt sich ein Gefühl für die Stange ein und auch der Spass. Polefitness hat zwar nichts mit Go-go-Tanzen zu tun, dennoch sind viele Figuren identisch, einfach ohne vulgären Touch und männliche Grabscher. Es ist ein ziemlich anstrengendes Muskeltraining, Zirkusakrobatik, gepaart mit tänzerischen Bewegungen.

Der eigentliche Unterricht beginnt. Die Stange wird desinfiziert, auf die Hände kommt Magnesium, damit man mit den Schweisshänden nicht herunterrutscht. Jede hat ihre Stange; bevor man aber daran herumschwingen darf, muss man sich aufwärmen. Die Stunde ist wie eine normale Tanzklasse aufgebaut: Warm-up und Stretching, danach trainiert man verschiedene Bewegungen – Spins, Poses und Moves – und setzt sie zu einer Choreografie zusammen. Aus den Boxen dröhnt «Lady Marmalade», während wir synchron um die Stange tanzen und die Haare in der Luft flattern lassen. Auch das ist bezeichnend für Polefitness: Während in anderen Sportarten neunzig Prozent der Frauen ihre Haare zum Pferdeschwanz binden, ist hier das Verhältnis genau umgekehrt. So viel Sex muss sein.

Getestet im Loft 1, Zürich
Polefitness wird in Zürich, Bern, Basel, Luzern und ab September auch in St. Gallen angeboten
Einsteigerkurs (10 Lektionen à 60 Minuten) 380 Fr.
www.loft1.ch

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