Leben
Paralympics-Sportlerin Veronica Yoko Plebani: «Minderheiten müssen mitentscheiden können»
- Text: Sandra Brun
- Bild: ZVG
Die Italienerin Veronica Yoko Plebani – Paralympics-Olympiasiegerin und Model – ist Teil der neuen Zalando-Kampagne «Trage deinen Traum». Wir sprachen mit ihr über Träume, Tokenism und echte Repräsentation.
Sie sind nicht nur Verfechterin des Para-Sports, sondern auch dafür, den eigenen Körper zu feiern. Wann fühlen Sie sich am meisten mit Ihrem Körper verbunden?
Wenn ich im Wasser bin. Es entlastet meinen Körper, was für jemanden mit einer Behinderung besonders magisch ist – und verbindet mich auch tief mit ihm. Der Auftrieb führt dazu, dass ich mich freier und beweglicher fühle, als es mir an Land je möglich ist. Das Wasser stärkt also meine körperliche und psychische Gesundheit zugleich.
Welchen Einfluss hat Sport darauf, wie Sie sich selbst wahrnehmen?
Er hat mein Selbstbild verändert – insbesondere als Paralympics-Siegerin. Sport bestärkt mich darin, meine Behinderung als einen einzigartigen Aspekt meiner Person zu sehen und meinen Körper zu schätzen.
Was gibt Ihnen Kraft?
Für eine bessere Repräsentation von Menschen mit Behinderungen einzutreten, ist für mich sehr empowering. Im Leben anderer etwas zu bewirken, ihr Selbstvertrauen zu stärken und auf mehr Sichtbarkeit zu drängen, pusht mich nach mehr zu streben.
Gibt es Personen, zu denen Sie selbst aufschauen?
Ja, das sind besonders andere Paralympics-Sportlerinnen, die sich auch ausserhalb des Sports für Inklusion einsetzen. Da gibt es eine ganze Reihe an Frauen, die ich bewundere, wie beispielsweise Rollstuhlrennfahrerin Tatyana McFadden, Schwimmerin Becca Meyers oder Para-Badmintonspielerin Manasi Joshi.
«Selbst entscheiden zu können, zu wem ich aufschaue, hilft mir, mich in dieser verrückten Welt zurechtzufinden»
Haben die sozialen Medien Ihrer Meinung nach unsere Wahrnehmung von Schönheit verändert?
Absolut. Sie haben unsere Wahrnehmung von Schönheit erweitert, indem wir unterschiedliche Körper, Ethnien und Abilites zu sehen bekommen. Soziale Medien können so die Inklusion fördern. Selbst entscheiden zu können, auf wen ich höre und zu wem ich aufschaue, hilft mir auch, mich in dieser verrückten Welt zurechtzufinden.
Sie haben mit einigen der grössten Namen der Modebranche zusammengearbeitet – Versace, Dior, Tommy Hilfiger – und waren auf dem Cover der «Vogue Italia». Was gefällt Ihnen am Modeln?
Dass es dabei nicht nur um Ästhetik geht, sondern auch darum, Barrieren zu überwinden und inklusiver zu werden. Für mich wird Mode so zu einem Instrument für Empowerment und gesellschaftlichen Wandel. Sie fördert die Akzeptanz und feiert die Vielfalt.
Glauben Sie an einen echten Wandel in der Mode- und Beauty-Industrie?
Die Vielfalt in Mode- und Beauty-Kampagnen hat zweifelsohne Fortschritte gemacht. Es bleibt jedoch noch einiges zu tun, um Tokenism, also das nur alibimässige Integrieren von Minderheiten, zu vermeiden. Während bei einigen Marken Vielfalt wirklich authentisch ist, ist sie bei anderen tatsächlich eher eine Alibigeschichte, ohne grundlegende Probleme anzusprechen. Wir müssen uns aber weiterhin für eine echte Repräsentation einsetzen, bei der Minderheiten nicht nur optisch vertreten sind, sondern aktiv in Entscheidungsprozesse einbezogen werden.
In der aktuellen Herbst-Winter-Kampagne von Zalando «Trage deinen Traum» dreht sich alles um Träume und deren Erfüllung; persönlich und universell zugleich. Mit dem, was wir tragen, können wir unsere eigene Realität schaffen – wie es die Protagonist:innen der Kampagne tun.
Natürlich entscheiden “Minderheiten” mit. Was hier gemeint ist, ist jedoch etwas anderes… Minderheiten sollen einen besonderen Stellenwert erhalten.Das halte ich jedoch für falsch. Ein Bürger – eine Stimme, jede Stimme zählt gleich! Warum wie es derzeit “in” ist, das Minderheiten mehr und mehr über die Mehrheit bestimmen sieht man inzwischen bei Diskussion ums gendern der Sprache oder der Frage wieviele Geschlechter es gibt. Hier bestimmen bereits Minderheiten.