«Paradise Paradoxe» von Elodie Pong
- Interview: Dietrich Roeschmann; Foto: Courtesy of Elodie Pong
«Atmen heisst riechen»: Ein Interview mit der Schweizer Künstlerin Elodie Pong über Düfte und ihre aktuelle Ausstellung.
annabelle: Elodie Pong, Ihr aktuelles Projekt «Paradise Paradoxe» zielt auf die Nase. Warum?
Elodie Pong: Gerüche sind für mich Metaphern für unsere flüssige Zeit. Stillschweigend verbinden sie Menschen, Dinge und Orte miteinander, als eine Form unsichtbarer Kommunikation. Aber – anders als bei Bildern – gelingt es uns nicht, uns ihnen zu entziehen. Atmen heisst riechen. Das finde ich faszinierend.
Sind wir durch Gerüche manipulierbar?
Die Gerüche um uns herum bilden eine unsichtbare Architektur. Wir müssen uns darin zurechtfinden, können aber auch an der Nase herumgeführt werden – je nachdem, welche persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen und welche kulturellen Bedeutungen wir mit ihnen verbinden. Alle unsere Reaktionen auf Gerüche sind erlernt und die ersten Assoziationen für immer in unserem Gehirn eingeprägt. Doch ein Geruch beeinflusst uns nicht, wenn wir ihn nicht riechen. Gegen unseren Willen hat kein Duft eine Chance.
Was macht bestimmte Düfte attraktiv und andere nicht?
Auch das hat stark mit der individuellen Wahrnehmung zu tun. Die klingenden Namen der Parfums ziehen uns an, wir identifizieren uns damit. So gesehen sagt es vermutlich einiges über mich aus, dass ich als Teenager Robert Piguets Bandit genommen habe – einen Klassiker, der angeblich das «Bösesein gut riechen lässt».
– Elodie Pong: Paradise Paradoxe. Helmhaus Zürich, bis 8. 5.
– Bildband zur Ausstellung: Edition Patrick Frey, Zürich 2016, 250 Seiten, 52 Franken