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Oscars 2016: Ganz schön politisch

Oscars 2016: Ganz schön politisch

  • Redaktion: Silvia Princigalli und Kerstin Hasse; Foto: Kevin Winter für Getty Images

Zahlreiche Akteure setzten sich mit ihrem Auftritt an der diesjährigen Oscarverleihung für Minderheiten ein. Fünf Statements, die uns geblieben sind.

Die 88. Academy Awards in Hollywood waren glitzernd wie immer: Lange Roben, gut sitzende Smokings sowie schöne und gut frisierte Menschen, die goldene Figuren in die Luft strecken – alles wie gehabt. Doch etwas war anders in diesem Jahr. Hollywood blieb in seinem eigenen Glamouruniversum nicht unverschont von der Aussenwelt.

Politische Statements zogen sich wie ein roter Faden durch die Gala, fast keine Dankesrede war nicht auch ein Appell, sich für Minderheiten stark zu machen. Wir haben fünf Highlights der Verleihung ausgewählt, die allesamt zeigen: So politisch waren die Oscars noch nie.

1. Schwarzer Humor: Der Moderator der diesjährigen Oscarverleihung Chris Rock machte von Anfang an klar, dass er die Tatsache, dass keine schwarze Künstlerin und kein schwarzer Künstler nominiert wurden, nicht einfach unter den Teppich kehren würde. Nein, der amerikanische Schauspieler und Komiker machte die vorangegangene Diskussion um den Hashtag #OscarsSoWhite zum Leitmotiv der Verleihung.

Provokant begrüsste der 51-Jährige sein Publikum mit den Worten «Welcome to the White People’s Choice Awards». Folgend mit einem Monolog, der es in sich hatte.

Auch im weiteren Verlauf des Abends nutzte der Showmaster die Gelegenheit, auf humorvolle Weise mit kleinen Video-Einspielern oder Anmoderationen wie «Michael B. Jordan, du hättest norminiert werden sollen» auf das Thema Rassendiskriminierung aufmerksam zu machen. Mit klaren Botschaften forderte Chris Rock, dass schwarze Künstlerinnen und Künstler in Hollywood die gleiche Chance wie ihre weissen Arbeitskolleginnen und -kollegen erhalten sollten.

2. Leo hat den Oscar! Eigentlich war es zu erwarten: Dennoch, als Leonardo DiCaprio den Oscar als bester Hauptdarsteller im Spielfilm «The Revenant» entgegennahm, schien ein erleichtertes Raunen durch die Wohnzimmer dieser Welt zu gehen. Endlich!

Das Publikum im Dolby Theatre in Hollywood schenkte dem 41-Jährigen einen frenetischen Applaus und stehende Ovationen. Der bereits zum sechsten Mal für einen Oscar nominierte Schauspieler dankte mit einer Rede, die – ganz im Stil des Abends – auch ein politischer Appell war: Die Klimaveränderung sei Realität und eine Bedrohung für die Menschheit, betonte DiCaprio. Es sei Zeit, die Leute zu unterstützen, deren Stimmen jahrelang von einer Politik der Gier unterdrückt worden seien: «Lasst uns diesen Planeten nicht als selbstverständlich ansehen, so wie ich auch diesen Abend nicht als selbstverständlich ansehe», so der Oscargewinner.

Süss: Langjährige Arbeitskollegin und beste Freundin, Schauspielerin Kate Winslet, begleitete Leonardo DiCaprio zur Oscarverleihung und war zu Tränen gerührt.

3. Mit «Spotlight» wurde kein klassischer Hollywood-Blockbuster zum «Film des Jahres» ausgezeichnet. Das Drama, das die realen Geschehnisse um die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche von Boston behandelt und die packende Geschichte über den Enthüllungsjournalismus der Zeitung «The Boston Globe» erzählt, gilt als Überraschungssieger des Abends. Auch hier fehlte die politische Botschaft nicht. Der amerikanische Co-Filmproduzent Michael Sugar forderte in seiner Rede Papst Franziskus zum Handeln auf: «Es ist Zeit, die Kinder zu schützen und den Glauben wieder herzustellen».

4. Musikalisches Statement für Minderheiten: Sam Smith wurde für den Song «Writing’s on the Wall» im James-Bond-Film «Spectre» mit dem Oscar für den besten Originaltitel geehrt. Der britische Musiker ist damit einer der wenigen geouteten homosexuellen Künstlern, die je einen Oscar gewonnen haben. Der 23-Jährige nutzte deshalb die Gelegenheit und widmete seine Trophäe der LGBT-Gemeinschaft (Abkürzung für lesbische, schwule, bisexuelle, trangender, transsexuelle, intersexuelle und queere Menschen).

Pop-Ikone Lady Gaga gewann zwar für ihren Song «Til It Happens to You» keine Oscar-Auszeichnung, setzte aber mit ihrer Performance ein starkes Zeichen für sexuelle Missbrauchsopfer. Der Auftritt ging der Künstlerin sichtlich nah, bis zum Schluss hatte die 29-Jährige mit den Tränen zu kämpfen, nicht zuletzt, weil sie selbst einst Opfer eines Übergriffs wurde. Zum Songfinale kamen weitere Missbrauchsopfer auf die Bühne und zeigten stumm ihre Arme, auf denen «Nicht deine Schuld» und «Überlebender» geschrieben stand. 

5. Vormarsch für Indiefilme: Den Oscar als beste Hauptdarstellerin durfte Hollywood-Newcomerin Brie Larson entgegennehmen. Die Auszeichnung für ihre bewegende Rolle als Joy Newsome in Lenny Abrahams Independent-Drama «Room» beweist, dass auch kleinere Produktionen im Rennen gegen die aufwendigen und teuren Blockbuster-Streifen in Hollywood für ihrer Leistungen beachtet werden.

Herzzerreissend: Die 26-Jährige widmete ihre Trophäe unter anderem ihrem Co-Jungschauspieler, dem 9-Jährigen Jacob Tremblay.