Kopfgeldjäger, Henker, unverbesserliche Rassisten, ein maulfauler Cowboy, ein mysteriöser Mexikaner: Das ist die illustre Gesellschaft, die Quentin Tarantino im Winter von 1870 in einer einsamen Poststation zusammensperrt.
Sein neuer Film ist wieder ein Western – allerdings als Kammerspiel, als Whodunit, das genüsslich die wahren Identitäten und Beweggründe der Anwesenden ermittelt. Wer hasst hier wen aus welchem Grund? Wegen der Hautfarbe, der politischen Meinung? Oder dreht sich doch alles um die 8000 Dollar Belohnung, die auf eine Schwerverbrecherin mit losem Mundwerk (genial: Jennifer Jason Leigh) ausgesetzt sind? Fest steht, dass die Allianzen in der Poststation schnell wechseln. Dass jeder jeden belauert. Dass so lange gestichelt und provoziert wird, bis einer endlich die Waffe zieht. Dann wird es, wie immer bei Tarantino, sehr, sehr blutig. Wer drastischen Splatter mag, kommt auf seine Kosten. Wer nicht, findet «The Hateful Eight» trotz ausgeklügelter Dramaturgie, fies intelligenter Dialoge und rasendem Blutrausch eher blutarm und viel zu lang – und schaut statt dessen noch mal die letzten beiden Tarantinos («Inglourious Basterds» und «Django Unchained»), die um einiges zwingender und origineller waren. Oder den Film, der Tarantino zumindest teilweise als Steilvorlage diente: «Il grande silenzio» von Sergio Corbucci aus dem Jahr 1968; mit weniger Blut und grösserem Schockeffekt.
Ab 28. 1.: «The Hateful Eight» von Quentin Tarantino. Mit seinen Lieblingsdarstellern Samuel L. Jackson und Michael Madsen in Spiel- und Schiesslaune sowie dem ersten Westernsoundtrack von Ennio Morricone seit 1981.
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