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Das neue Jahr ist Dada

Das neue Jahr ist Dada

  • Foto: Joan Minder

Chefredaktorin Silvia Binggeli über das bewusste Verstossen gegen die Vernunft.

Was wird das neue Jahr bringen? Ich bin in New York, meiner gefühlten zweiten Heimatstadt, ins 2016 gestartet. Diesmal hatte ich mir vorgenommen, meine Komfortzone zu verlassen. Im Kleinen. Aber ein Auto zu mieten und mich erstmals im hektischen Verkehr der Millionenstadt hinters Steuer zu setzen, brauchte doch Mut. Als der Vermieter mir kundtat, dass die Navigationsgeräte für den Tag alle weg seien, wollte ich fast einen Rückzieher machen. Himmelherrgott! Und das im Autoland USA!

Doch da sass ich schon mit der guten alten Strassenkarte im Auto. Und verfuhr mich, unterwegs Richtung Norden, prompt als Erstes in den Bronx, schwitzend und fluchend. Zum Glück half am Strassenrand eine nette Pöstlerin weiter. Wegen ungelenk peinlichen Spurwechsels hupten mich Trucks auf dem Highway an. Dann war ich am Ziel, in Connecticuts rauer Landschaft, am Wasser, mit der Nase in der frischen Winterluft.
Bewusst gegen die Vernunft verstossen – vor hundert Jahren begann in der Schweiz eine der wichtigsten kulturellen Bewegungen: der Dadaismus. Eine Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern manifestierte im Zürcher Oberdorf ihre Überzeugung, dass dem Wahnsinn ihrer Zeit nur mit Ignoranz von Logik beizukommen sei. Die Idee eroberte die Welt. Bis heute pilgern Anhänger des Dadaismus zu seiner Geburtsstätte an der Spiegelgasse. Wir haben für Sie zum Auftakt des Dada-Jubiläums ein Dossier zum «Urknall der Moderne» zusammengestellt. Lesen Sie, welche grenzüberschreitenden Aktionen sich die Protagonisten über die Jahre ausgedacht haben. Und sehen Sie, wie herrlich dadaistisch junge Schweizer Modedesigner immer noch kreieren. Rohkraft inspiriert. Und: Mut zur Peinlichkeit macht Persönlichkeiten aus – wie auch die Wirtschaftsprofessorin Monika Bütler schreibt, ebenfalls in dieser Ausgabe.
2016 ist dada. Nehmen wirs ein, im Grossen wie im Kleinen. Vernünftig sein können wir nächstes Jahr wieder. Vielleicht.