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Die Natur kaputt – aber das Bild gepostet

Leben

Die Natur kaputt – aber das Bild gepostet

  • Text: Gabriella Alvarez-Hummel; Foto: Pablo Heimplatz on Unsplash

Sie missachten Naturschutzgesetze für das perfekte Foto — und sie sind auch in der Schweiz ein Problem: Influencer und jene, die es gern wären.

Irgendwo im Nordwesten der USA sitzt ein Mann am Computer, etwas über dreissig Jahre alt, beruflich im Umwelt- und Wissenschaftsbereich tätig, und zeigt in seiner Freizeit mit dem digitalen Zeigefinger auf andere. Seine Zielscheiben: Influencer, Prominente und Möchtegerns, die Blumen zertrampeln (oder sich nackt auf sie legen), auf Joshua Trees herumklettern (looking at you, Miley Cyrus) oder ihre Hunde und Drohnen unkontrolliert herumsausen lassen. Kurz: alle, die Naturschutzgesetze missachten.

Der Mann ist wütend. Darüber, dass Leute seine geliebten Plätze in der Natur vermüllen, dass sie wegen Social Media in Scharen über einstig einsame Orte herfallen, dass sie Flora und Fauna nicht respektieren. Deshalb durchkämmt er Instagram nach Verfehlungen. Entdeckt er eine Person, die offensichtlich für ein fulminantes Foto die Schutzgesetze ignoriert hat, startet er eine gnadenlose Kampagne über sein Profil Public Lands Hate You. Er fordert seine nahezu 70 000 Menschen starke Followerschaft dazu auf, die betreffende Influencerin mittels Kommentaren und Nachrichten über ihr Fehlverhalten zu informieren. Wurde das Bild zu Werbezwecken verwendet, wird auch das Profil des Sponsors geflutet à la: Wusstet ihr, dass mit eurem Geld die Natur zerstört wird? Nicht wenige Influencer haben deswegen lukrative Deals verloren. Weil er des öfteren bedroht wurde, bleibt der Mann anonym.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

The number of people who defend their off-trail travels as not having an impact is astounding. The thing is, humans are inherently lazy. We tend to take the path of least resistance. So, if someone wants to travel to the other side of a field, and they see a slightly beaten path that may have been taken by one or two people before them, they take it. This is how new trails are formed.  The hiking community calls these “social trails”. They are unofficial trails that people take as the path of least resistance from Point A to Point B. . The problem with social trails is that as they become more frequently used, they become permanent. First the vegetation is slightly disturbed.  The people that follow beat the vegetation flat. Continued use compacts soils to the point that they won’t support new growth. This breaks up what was previously homogenous habit into small fractured pieces. It’s not good for vegetation. It’s not good for wildlife. And it certainly doesn’t make for good pictures. . The 1st picture is from a drone taken last week by @waterproject. The 2nd is a Google Earth satellite image of the same location taken a few years ago. Notice the difference? How can someone look at these two photos side by side and say that there hasn’t been an impact? How much longer do you think this area can withstand this amount of abuse before it comes a dirt hillside with a couple of flower patches protected behind wooden fences? . The next photos are close up pictures of what these new trails look like, progressing from slightly disturbed vegetation, to fully flattened and dead vegetation, to fully compacted soils and new dirt “trails” that will require either human intervention or decades of natural forces to recover.  This is the progression that we want to avoid. Resist the temptation to use social trails. Stick to the official dirt paths. They are obvious. They are generally wide enough for two or more people to walk side by side. They are a fully dirt surface with no vegetation present. You don’t need to create new trails for beautiful pictures that others will love, as seen in the last two photos. . #walkercanyon #stayonthetrail #leavenotrace #lowimpact #poppy

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Die Wege zwischen den Mohnfeldern in der Walker-Canyon-Schlucht gab es früher nicht …

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Naked in nature.  What’s not to love?  There’s something to be said for prancing around acting like you’re the first person to walk the face of the planet, with not a stitch of clothing to hide your skin from the blazing sunshine and refreshing breeze. . Except you’re not alone. You share this planet with 7 billion other people and countless other living creatures and plants. If we all did whatever we wanted without regard for anyone or anything else, where would we be?  What would this planet look like? . Going a few inches further off trail than the person before you might not seem like a big deal on an individual scale. And I suppose its not. But if everyone had that attitude, if every single person decided to go just a litttttttle bit further than the last person for that “untouched” background, it becomes a big problem. The behavior and damage we’ve seen at Walker Canyon (and other poppy fields) is a direct manifestation of that “just a little bit more” attitude. . Walker Canyon is a prime example of huge masses of people making bad choices that, on an individual scale, appear to have no impact. But added up, those hundreds of thousands of poor choices DO have an impact. We’ve all seen the pictures. And it’s not pretty. . . Sure, there are bigger issues than people crushing a couple wildflowers to get pictures to share with people they don’t even know on the internet. Pollution, over consumption, micro-plastics in drinking water, oil spills, deforestation, and extinction of entire species are some issues that immediately come to mind. But is it too much to believe that if people turned their small negative impacts into small positive ones that we could make a difference for the better? Good behavior spreads just as bad behavior does. It just takes a few people who are willing to speak up and thoughtfully educate those who might not know any better. Some might not be open to being told their actions are destructive.  That just means the rest of us need to step up our game to compensate. . #walkercanyon #knowledgeispower #ignoranceisnotbliss #lakeelsinore #publiclands #saveourpubliclands #saveourplanet #education #planetearth #selfish #publiclandshateyou

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… sie entstanden durch Influencer, die sich ihre Wege durch die Blumen trampelten – für ein schönes Foto

 

Auch ein Schweizer Problem

Die sind eh alle so oberflächlich, die US-Amerikaner. Bei uns in der Schweiz passiert das nicht. Wir behandeln die Natur mit Respekt und kennen uns in den Bergen aus. Das dürfte die Meinung vieler hierzulande sein. Weit gefehlt, wie die Naturschutzorganisation Pro Natura berichtet. Auch in der Schweiz ist es ein zunehmendes Problem, dass Leute wegen Fotos die Regeln der Schutzgebiete missachten. Verbotenerweise werden Wege verlassen, Vegetation beschädigt, Wildtiere gestört, es wird campiert, kommerziell geshootet, Abfall liegen gelassen und Drohnen geflogen. Diese Probleme verstärken sich immer dann, wenn dank aufsehenerregender Instagram-Fotos auf einmal alle wie ferngesteuert dieselben Orte aufsuchen.

Davon betroffene grössere Schutzgebiete in der Schweiz sind laut Pro Natura:

– der Brienzergrat BE/LU mit den eidgenössischen Jagdbanngebieten Augstmatthorn und Tannhorn

– die Alpstein-Region SG/AI/AR

– das Muotathal SZ

– der Étang de la Gruère JU

– die Schutzgebiete am Südufer des Neuenburgersees VD/FR/BE

– der Creux-du-Van NE

– die Schutzgebiete um Derborence VS/VD

– der Aletschwald VS

All diese Orte sind total instagrammable. Aber sie alle sind eben auch mit den oben genannten Problemen konfroniert. Deshalb ist es auch nicht der Sinn, dass man nun umgehend all diese Orte googelt und aufsucht, um zu schauen, warum sich die Instagram-Jünger dort versammeln. Gutes tut, wer erst recht nicht hingeht.

Adieu, Geotag!

Sie haben einen wundervollen, kaum besuchten Ort entdeckt? Ein Vorschlag: Foto schiessen — natürlich innerhalb der Regeln des jeweiligen Schutzgebiets —, es getrost auf Instagram posten, aber darauf verzichten, es mit einem Geotag zu versehen. Diese Ortsangabe hat schon vielen schönen Plätzen auf der Erde den Frieden geraubt, wie an den oben genannten Schweizer Beispielen deutlich wird. Wenn jemand explizit nach dem genauen Standort fragt, kann man ihn natürlich weitergeben. Aber er muss ja nicht gleich dem gesamten Internet auf die Nase gebunden werden. Letztlich gibt es aber vor allem eine wichtige Sache zu tun, um nicht einer der Tölpel zu sein, die die Natur wegen Instagram buchstäblich mit den Füssen treten: sich informieren über die Regeln des jeweiligen Gebiets. Ausserdem gelten immer folgende zwei Regeln: erstens die Wege nicht verlassen, und zweitens Hunde an die Leine nehmen. Eine kinderleichte Merkhilfe ist, einfach nichts zu tun, was im eigenen Garten schmerzen würde.

Denn: Stellen Sie sich vor, Sie haben jahrelang Ihre Rosen umsorgt,  Ihren Rasen Halm um Halm zu einem üppigen grünen Teppich kultiviert, Ihre Karnickel über Generationen gezüchtet — und dann postet irgendwann einer Ihrer Gäste ein Foto von Ihren Rosen und plötzlich trampeln lauter Leute achtlos Ihr Gras nieder, ein Rundel Hunde jagt Ihre Hasen und köpft dabei Ihre Rosen. In Sachen Naturschutz gehört der Garten eben nicht uns, sondern unserer Mutter – Mutter Natur. Und damit eben doch irgendwie auch uns. Der Punkt ist: Eine Person, die geschützte Blumen umknickt, in dessen Folge sie sich nicht vermehren können, ist nicht das Problem. Ein leinenbefreiter Hund ist es auch nicht. Aber wenn Tausende denken, sie seien nur eine Person, dann … eben.

Und seien wir ehrlich, wir sprechen hier von Fotos für Instagram, nicht von irgendwas von echter Wichtigkeit.