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Mit diesem Adventskalender setzt ihr euch für Antirassismus ein

Zeitgeist

Mit diesem Adventskalender setzt ihr euch für Antirassismus ein

  • Text: Sandra Brun
  • Bild: Rosa Künzler, Agentur Nunyola

Anja Glover hat dieses Jahr 56 Workshops zum Thema Antirassismus gegeben – in Unternehmen, an Schulen und Universitäten. In Form eines Adventskalenders teilt die Autorin und Aktivistin nun Tipps für Literatur, Filme, Bücher, aber auch für antirassistisches Handeln. Und möchte so die inspirierende Seite von Antirassismus aufzeigen.

Antirassismus ist in den Medien nicht mehr in der gleichen Form präsent wie noch vor anderthalb Jahren, sagt Anja Glover. Und doch sagt die Autorin und Aktivistin, dass sich seit den grossen «Black Lives Matter»-Demonstrationen im Frühjahr 2020 einiges getan habe. «Die Frage lautet jetzt nicht mehr, ob es in der Schweiz überhaupt Rassismus gibt. Jetzt fragen sich die Menschen vielmehr, wie man antirassistisch sein kann», so Glover.

Inspiration dafür bietet der Antirassismus Adventskalender, den Anja Glover zusammen mit ihrer Schwester Stina erarbeitet hat. Mit 24 täglichen Inputs für alle, die sich für das Thema Antirassismus interessieren und sich noch mehr darüber informieren und dafür stark machen möchten.

«Es geht vor allem darum, dass man die inspirierende Seite von Antirassismus kennenlernen kann», so Glover. In Form von Tipps: für Filme, Bücher, Podcasts, Dokumentarfilme, Playlists – aber auch mal mit Rezeptideen, Tutorials für Afrohaare, Porträts über inspirierende Personen und vieles mehr. Und auch mit Tipps für eine antirassistische Kindererziehung – von Kinderbüchern bis zu Tipps für weisse Eltern von Kindern, die von Rassismus betroffen sind.

Antirassismus ist ein Prozess

«Rassismus muss man aktiv verlernen und Antirassismus entsprechend erlernen», erklärt Glover. In verschiedenen Bereichen, nicht nur in der Schweiz, sieht Glover bereits Fortschritte in Richtung einer antirassistischen Gesellschaft. So gebe es an Universitäten mehr Vorlesungen zum Thema Rassismus, es haben sich mehr Organisationen (Bla*Sh, Safro, Allianz gegen Racial Profiling, Café Revolution, Vo Da.,Verein Diversum und viele weitere) gebildet – und es gibt mehr Personen, die in der Öffentlichkeit stehen und sich dazu äussern. Ausserdem werden mehr Schwarze Autor:innen gelesen und mit Abdulrazak Gurnah gewann ein Schwarzer Mann den diesjährigen Literaturnobelpreis.

Auch die Sprache wandelt sich. Wenn auch nicht bei allen gleich schnell. Doch vor allem bei jüngeren Menschen sieht Glover einen natürlicheren Umgang mit Antirassismus: «Kinder und Jugendliche sind sehr gut informiert und verwenden rassistische Begriffe oft bewusst nicht.» Doch Antirassismus sei ein Prozess. Dazu gehöre es auch, sich aktiv mit der Sprache auseinanderzusetzen, Begrifflichkeiten in Frage zu stellen und offen für Veränderungen zu sein.

Eine Brille aufsetzen, mit der Rassismus sichtbar wird

Doch es braucht noch viel, damit Antirassismus wirklich auch in allen Bevölkerungsschichten ankommt – und bleibt. «Es braucht mehr Rassismusbetroffene in Entscheidungspositionen. Das ist für mich eine der Hauptschwierigkeiten, dass oft weisse Menschen darüber entscheiden, was Rassismus ist und was nicht», sagt Glover. Zudem müsse Antirassismus viel mehr Platz erhalten in der Ausbildung von Lehrpersonen. «Oft sind Schüler:innen da schon weiter und werden eher gehemmt als inspiriert von ihren Lehrpersonen, was sicher damit zu tun hat, dass Antirassismus noch nicht fester Teil des Lehrplans ist, obwohl dies sehr viel bewirken könnte.»

Sie erhalte aber immer wieder Anfragen von Lehrpersonen, die sich aktiv mit Antirassismus auseinandersetzen. Anja Glover hat dieses Jahr 56 Workshops gegeben, in Unternehmen, aber auch an Universitäten und Schulen. In ihren Workshops lernen Schüler:innen und Student:innen, sich ihrer eigenen Position und auch ihrer Privilegien bewusst zu werden. Und im übertragenen Sinne eine Brille aufzusetzen, mit der sie Rassismus erkennen können – auch bei den eigenen Denk- und Handlungsmustern. «Es geht mir auch darum aufzuzeigen, dass wir alle rassistisch sozialisiert wurden und dass man erst lernen muss, dies zu erkennen. Das ist der Anfang der Reise zum Antirassismus», sagt Glover.

Aufklärungsarbeit nicht einfach einfordern 

Sie betont, dass sich schon viele Menschen im Kampf gegen Rassismus engagieren und man vor allem von Aktivist:innen mit fachlichem Hintergrundwissen viel lernen kann. Dass es aber nicht die Aufgabe von Betroffenen sei, ihre Mitmenschen über Rassismus aufzuklären. Sie selbst setze sich beruflich intensiv mit dem Thema auseinander, auf verschiedenen Ebenen, und werde für ihre Workshops bezahlt. Doch es sei sehr anstrengend, immer wieder privat über Rassismus zu informieren – eine Situation, die viele Schwarze Menschen kennen.

Oft werden Schwarze Expert:innen zu Gesprächsrunden oder Veranstaltungen eingeladen, jedoch nicht dafür bezahlt. «Wenn ich Aufklärungsarbeit als Betroffene betreibe, verlangt es viel Energie von mir und ich muss an solchen Veranstaltungen mit vielen Mikroagressionen umgehen», so Glover. «Es ist immer noch ein Kampf, für Aufklärungsarbeit angemessen bezahlt zu werden, statt dass diese einfach eingefordert wird.»

Was jede:r Einzelne tun könne, sei, Podcasts zu hören, Bücher zu lesen, Filme und Dokus über die Geschichte des Rassismus zu schauen – und aktiv von den Informationen Gebrauch zu machen, die heute zahlreich vorhanden sind.

Für den Adventskalender kann man sich hier anmelden. 

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Tamara

Gibt es einen Link wo man den Kalender kaufen kann?