Zeitgeist
Meinung: Warum es so nervt, mit Ungeimpften zu diskutieren
Marie Hettich
Co-Leiterin Digital
Wer Leuten zuhört, die sich nicht gegen Corona impfen lassen, wird oft mit den grossen Fragen der Menschheit konfrontiert. Die haben bei der Impfentscheidung aber nichts zu suchen, schreibt Redaktorin Marie Hettich.
Gleich mehrfach befand ich mich in den letzten Wochen in folgender Situation: Ich spreche mit einer Person, die ungeimpft ist, über die Covid-Impfung – und keine fünf Minuten später qualmt mein Kopf und ich weiss nicht mehr, was ich sagen soll. Jedes Mal wurden mir innert kürzester Zeit – ich konnte kaum Luft holen – Schlagwörter entgegengeworfen wie: Pharma. Politik. Medien. Wissenschaft. Kapitalismus. Lobbyismus. Freiheit. Die Person kam vom Hundertsten ins Tausendste.
Corona-Impfskeptiker:innen geben sich gern als grosse Gesellschaftskritiker:innen. Als besonders smarte Zeitgenoss:innen, die zu schlau sind, um sich von Politik und Medien für dumm verkaufen zu lassen. Das nervt und ermüdet enorm.
Marie Hettich«Wer die eigene Entscheidung gegen eine Impfung mit ausschweifender Systemkritik begründet, verfehlt das Thema.»
Denn nicht nur verunmöglicht diese Selbstüberschätzung jedes Gespräch über das eigentliche Thema (nämlich: wie kommen wir endlich raus aus dieser elenden Lage?) – es ist ein denkbar ungünstiger Moment, um plötzlich die grossen Fragen der Menschheit abhandeln zu wollen. Während einer Massenkarambolage auf der Autobahn würde doch auch niemand ein Gespräch über Nachhaltigkeit oder toxische Männlichkeit starten, anstatt erst einmal alles zu geben, um die Anzahl Toter und Verletzter so klein wie möglich zu halten. Logisch, dass wir kritisch über die Welt nachdenken müssen. Und ja: Auch Menschen, die gegen Covid geimpft sind, tun das.
Die Metaebene hat keinen Platz
Verzichtet meinetwegen auf Zucker oder Kopfschmerztabletten, boykottiert Starbucks oder Facebook, diskutiert darüber, wie sich künftig Pandemien vermeiden lassen oder was Politik und Medien hätten besser machen können. Aber wer die eigene Entscheidung gegen eine Impfung mit ausschweifender Systemkritik begründet, verfehlt das Thema. Denn die Metaebene hat in einer akuten Notfallsituation keinen Platz.
Wir wissen: Die Impfung wirkt und die Impfung ist sicher. Über alles andere reden wir später.
Bravo, Frau Hettich – Pauschalisieren und provokativ Menschen in einen Topf schmeissen, das können Sie offenbar.
Sie wenden offenbar das gleiche Prinzip an, welches sie genau kritisieren. Inklusive einer Prise der beschriebenen Selbstüberschätzung.
Es ist nicht immer alles schwarz-weiss. Was wir im Moment eben genau nicht brauchen: eine noch grössere Gesellschaftsspaltung – und dazu tragen Sie mit so Artikeln bei. Gut gegen böse und so.
So ergeht mir auch. Ich habe die Geduld und Toleranz gegenüber Skeptikern, Schwurblern, Verweigernden, Besserwissenden, Ignoranten und all den “mir-passiert-schon nichts”-Denkenden verloren.
Traurig, aber ist so!
Ich dachte nicht “Mir passiert schon nichts”. Im Gegenteil. Deshalb ja meine Entscheidung.
Ok. danke für den tollen Beitrag. Jetzt habe ich Kopfschmerzen.
Wieso kann nicht Jeder für sich selber entscheiden/verantworten was er will und was nicht?
…Sonst müssen wir auch anfangen über andere Dinge zu diskutieren…
Marie Hettich schreibt nichts vor, sie beschreibt einfach wie frustrierend für sie die Debatte mit Ungeimpften ist. Freundliche Grüsse!
Ich denke es geht beiden Seiten so, dass sie die ewigen Debatten leid sind.
Beide Seiten sind sehr gespalten und können sich nicht in die Sichtweise der Anderen hineinversetzen.
Dass ein Magazin wie das Annabelle einen solchen Artikel veröffentlicht finde ich sehr unterste Schublade!
Pfui!
Schade, dass Sie das so sehen. Wir sind dafür, dass auch bei diesem angespannten Thema eine offene Debattenkultur möglich sein muss. Freundliche Grüsse!
Naja, was ist offen daran, dieser Beitrag ist sehr einseitig!?
Wie wärs sich nicht darüber äussern, weil dieses Thema schon genug in den Medien vorkommt & die Gesellschaft spaltet!
Finde es halt einfach schade, dass ihr euch so outet bzw. Auf dieses Niveau runter lässt!
Und habt ihr denn nichts anderes zu schreiben?!
Ich glaube definitiv, dass es nicht die richtige Strategie wäre, von nun an nicht mehr übers Impfen oder über Corona zu berichten. Dieser Beitrag ist ganz klar als Meinung ausgezeichnet und soll eine Debatte ermöglichen. Sie sehen es anders als Marie Hettich und das ist in Ordnung. Freundliche Grüsse, Kerstin Hasse
Nein sicherlich nicht aber ich denke so ein Vorbildliches Blatt wie ihres, sollte da keine Stellung nehmen und neutral bleiben! Ich denke alle anderen gekauften Medien etc. machen dies ja schon genug! Daher meinte ich; “schade, dass sie sich auf dieses Niveau herablassen!”
Offene Debattenkultur? Und wo ist Platz für die Gegenmeinung? Wo findet die Debatte statt? Ich freue mich auf den Artikel mit der Gegenmeinung!
Guten Tag liebe Nuria, erst vor wenigen Monaten haben wir einen Artikel veröffentlicht, in dem unsere Praktikantin erklärt, warum sie sich nicht impfen lässt. Es findet also durchaus eine Debatte statt. Liebe Grüsse
Wo ist denn der Beitrag, der eine andere Meinung aufzeigt? Wenn man nur der einen Seite ein Portal bietet ist es ja keine Debatte…
Here you are: https://www.annabelle.ch/leben/warum-mich-die-corona-impfung-in-ein-dilemma-bringt/
Wer sich Diversität und Inklusion nicht nur auf die Fahne schreibt, sondern wirklich so denkt und danach lebt, sollte nicht den Dialog mit Andersdenkenden verweigern, sondern sich gar darum bemühen, Diskrimierung jeglicher Art entgegenzuwirken.
So sehr ich das Impfen befürworte, dieser Beitrag scheitert bereits an der Prämisse: Corona ist nun eben keine Massenkarambolage wie auf der Autobahn, die eine Entscheidung binnen wenigen Sekunden oder Minuten erfordert, und lässt sich nicht mit dem Trolley-Car Problem vergleichen, wo auf der einen Seite 5 Personen auf den Schienen arbeiten und auf der anderen Seite die Impfung steht. Corona ist ein systematisches Problem und fordert daher auch eine systematische Herangehensweise, die nun mal ohne Metaebene nicht auskommt. Wir hatten in strikten Lockdowns die Zeit gemeinsam nuanciert zu überlegen, zu diskutieren und zu sensibilisieren.
Ich schätze, dass Annabelle sich an schwierige Themen heranwagt, allerdings ist dieser Beitrag meiner Meinung nach zu kurz gegriffen.
Liebe Clara, danke für deinen konstruktiven Kommentar. Die aktuelle Situation auf den Intensivstationen spitzt sich immer mehr zu – jede Person, die geimpft ist, rettet im Zweifelsfall nicht nur ihr eigenes, sondern gleich noch ein weiteres Leben. Natürlich darf sich jede Person kritische Gedanken auf der Metaebene machen. Das Thema «Corona» gibt da ja auch wahnsinnig viel her! Aber deshalb eine Impfung zu verweigern, scheint mir aktuell fahrlässig und verantwortungslos. Liebe Grüsse, Marie Hettich
“Annabelle: Für alles, was wir sind” – es sei denn wir sind ungeimpft, dann wird man jetzt auch hier beleidigt und beschimpft.
Liebe Lara, es wird niemand in diesem Artikel beleidigt oder beschimpft. Bleiben wir fair und ehrlich – auch in der Kommentarspalte, okay? liebe Grüsse
Ich finde schon, dass diese Headline beleidigend ist. Menschen lassen sich aus den unterschiedlichsten Gründen nicht impfen und für jede individuelle medizinische Vorgeschichte sieht die Nutzen-Risiko-Abwägung anders aus. Pauschalisierung ist hier fehl am Platz. Toll, dass für Frau Hettich der Impfentscheid ein einfacher war, für andere sieht es anders aus und etwas mehr Mitgefühl wäre angebracht.
Ich weiss nicht wie diese Headline nicht beleidigend sein soll. Tauschen sie doch mal den Begriff “Ungeimpften” mit einer anderen Zielgruppe aus. Würden sie dieselbe Headline für Geimpfte brauchen?
“Warum es so nervt mit Geimpften zu diskutieren?”
Ich denke nicht.
Wobei mich das aktuell durchaus oft nervt 😉
Würdet ihr auch einen Beitrag veröffentlichen, der die Meinung von jemandem erklärt, der sich nicht impfen will? Sofern der Beitrag konstruktiv und nicht verurteilen ist. Oder möchtet ihr als Medium klar Stellung beziehen und den Meinungen der Ungeimpften keinen Raum bieten?
Hallo Nadja
Das haben wir bereits gemacht: https://www.annabelle.ch/leben/warum-mich-die-corona-impfung-in-ein-dilemma-bringt/
liebe Grüsse, Kerstin Hasse
“in ein Dilemma bringt” klingt aber irgendwie echt anders in der Überschrift. Und das eine ist eine Praktikantin und das andere die Co-Chefin Digital.
Eiiigentlich… könntet Ihr doch jetzt mal was über Impfgeschädigte bringen. Ihr wärt damit auch wieder ganz mit der Mehrheit laufend, denn die Nachrichten bringen das ja jetzt auch nach und nach. Also jetzt wäre das gefahrlos.
Ich finde es einen guten Beitrag! und ich finde ein Magazin wie Annabelle darf sich auch an solche kritischen Themen wagen.
Vielen Dank für deinen Kommentar, Anna! liebe Grüsse
Ich bin auf diesen Artikel gestoßen, weil ich nach einem Forum für eine freie, offene und demokratische Diskussion über Impfung oder Nichtimpfung gesucht habe. Ich verstehe nicht, warum ich da so wenig finde – für jedes Thema gibt es unzählige Für-und Wider-Foren, wo man auch seine Meinung haben darf.
Beim Lesen der Headline “Warum es so nervt, mit Ungeimpften zu diskutieren” habe ich spontan gedacht: “Na, warum läßt Du es dann nicht?”
Ich sage mal, was mich “so nervt”:
Jeden Tag CORONA CORONA CORONA visuell, auditiv, kinästhetisch neuerdings auch. Die “Impfgegner” alle über einen Kamm, sind Querdenker. Denken “alle gleich” und sind “so schlimm”.
Wo ist da die Zweitmeinung? Ich meine, das Internet müßte von den Artikeln her aufgeteilt sein in 50% pro Impfen und 50% Impfskeptiker.
Impfskeptiker werden im Netz vielfach als lächerliche Personen dargestellt, die irgendetwas Wichtiges nicht begriffen haben oder noch nicht so weit sind. So wie auch Sie das hier andeuten: “Ohhh, die nerven ja so!” Entschuldigung – was ist denn das für eine Art?
Metamodell der Sprache wird hier gern angewandt, auch von Ihnen leider.
“Corona-Impfskeptiker:innen geben sich gern als grosse Gesellschaftskritiker:innen. Als besonders smarte Zeitgenoss:innen, die zu schlau sind, um sich von Politik und Medien für dumm verkaufen zu lassen. Das nervt und ermüdet enorm.”
Das ist eine volle Generalisierung. Wenn Sie nur solche Menschen kennen, ist das traurig für Sie. Und ein Affront für die Ganz normalen. Ich kenne zum Beispiel niemanden, der so redet. Was kennen Sie da nur für merkwürdige Menschen! Haben Sie noch mehr so komische Freunde?
Ich frage mich mittlerweile, ob die Leute Angst haben, sofort eingestuft zu werden, sobald sie sich da einfach mal normal äußern.
Ich meide jedenfalls das Netz in Zukunft wieder.
Danke Annabelle! Ihr habt mir aus dem Herzen geschrieben!
Das freut uns! Liebe Grüsse, Kerstin Hasse
Es wäre dann jetzt übrigens Zeit für dieses «Über alles andere reden wir später.» Und über «Die Impfung wirkt und die Impfung ist sicher» müssen wir auch nochmal reden.
Ja, klasse🙈.
Und nu 2023???? Genau falsch gedacht, gnädige Frau.
Die Wahrheit kommt immer an das Licht🌞Amen🙏
Mich würde ja interessieren, wie dieses Thema heute gesehen wird. Rückblickend.
So ganz Unrecht hatten sie ja nicht, oder?
Ehrlich gemeinte Frage.