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Meinung: Britneys Schwester hätte besser den Mund gehalten
- Text: Vanja Kadic
- Bild: Shutterstock
Britney Spears' Schwester Jamie Lynn spricht nach Jahren der Stille endlich über die Vormundschaft ihrer Schwester. Warum ihr Statement und ihre Ignoranz unsere Redaktorin Vanja Kadic sauer macht.
Während gestern die ganze Schweiz im Fussballfieber war, feierte ich meinen persönlichen popkulturellen Wow-Moment, als ich mich durch Instagram scrollte: Jamie Lynn Spears hat sich endlich zur Vormundschaft ihrer Schwester Britney Spears geäussert – und das nach Jahren des Schweigens. That’s huge, guys! Im traurigen Fall von Britney bin ich mittlerweile gut eingelesen – ja, auch wegen meines Jobs, aber vor allem, weil meine Passion für Celebrity Culture so gross ist wie das Geschrei gestern, als Mbappé den entscheidenden Penalty verschoss. Aber zurück zu Jamie Lynn Spears. In einer Instagram-Story gab die 30-Jährige ein sehr absurdes Statement zur Aussage ihrer Schwester, die kürzlich vor Gericht das Ende ihrer Vormundschaft forderte.
Wir erinnern uns: Britney sagte vergangene Woche vor einem Gericht in Los Angeles 23 Minuten lang über ihre kaputten Lebensumstände aus. Die Pop-Ikone steht seit 13 Jahren unter der Vormundschaft ihres Vaters Jamie Spears, der die Kontrolle über ihr Privatleben, ihre Karriere und ihre Finanzen (ihr Vermögen beträgt 60 Millionen Dollar) hat. In ihrem Statement sagte Britney unter anderem, dass sie nicht mal die Autonomie über den eigenen Körper hat: Der 39-jährige Popstar darf nicht heiraten oder ein weiteres Kind haben – Britney habe zur Verhütung eine Spirale, die sie nicht entfernen dürfe. Fans und Stars weltweit zeigten sich gleichermassen empört und wütend.
«Ich habe nichts zu gewinnen oder zu verlieren – so oder so»
Was also sagt Jamie Lynn Spears, die bereits vor Britneys explosiver öffentlicher Aussage von den bitteren Lebensumständen ihrer Schwester wusste? «Jetzt, wo sie es ausgesprochen hat und sehr klar gesagt hat, was sie sagen musste, kann ich mich auch äussern. Ich glaube, es ist extrem klar, dass ich meine Schwester seit meiner Geburt liebe, unterstütze und vergöttere», so Jamie Lynn. «Das ist meine grosse Schwester, verdammt – vor all diesem Bullshit. Mir ist es egal, ob sie in einen Regenwald wegrennen will, um mitten im Nirgendwo eine Zillion Babies zu bekommen, oder ob sie zurückkommt und die Welt dominiert, wie sie es schon oft gemacht hat. Ich habe nichts zu gewinnen oder zu verlieren – so oder so.»
Schon der Anfang macht mich hässig: Jamie Lynn Spears bezeichnet die öffentliche Empörung über die Lebensumstände von Britney und die #FreeBritney-Bewegung als «Bullshit». Well, es ist halt einfach die demütigende, traurige Lebensrealität deiner Schwester, aber okay, nennen wir es «Bullshit». Jamie Lynn ist es ausserdem «egal», ob Britney ein Baby bekommt – ihren Kinderwunsch betonte sie vor Gericht deutlich – oder nicht. Wie kann es einem egal sein, dass die Schwester dermassen unter der Kontrolle des Vaters leidet? Dass sie, eine erwachsene Frau, praktisch keine Rechte hat? Nicht mal die Spirale aus dem Körper entfernen lassen darf?
Die Message: Hey, ich bin hier ebenso ein Opfer
Als ich sah, dass Jamie Lynn über Britney spricht, rechnete ich eigentlich mit einer feurigen Rede, in der sie sich für das Ende der Vormundschaft ausspricht. Mit Sätzen wie: «Meine Schwester soll endlich so leben dürfen, wie sie es sich wünscht! Wenn sie ein weiteres Kind bekommen will, soll sie das verdammt nochmal tun dürfen! Zum Glück weiss die Öffentlichkeit endlich, was hinter den Kulissen abläuft!» Stattdessen folgten leere Floskeln. Und die Message: Hey, ich bin hier ebenso ein Opfer.
Ja, sie ist sicher auch ein Opfer der Verheizung ihrer Eltern. Sie wurde genauso finanziell ausgebeutet wie ihre Schwester – was sie im Video melodramatisch betont: «Ich arbeite, seit ich neun bin. Und zahle meine eigenen Rechnungen, seit ich zehn bin.» Das ist traurig. Gleichzeitig schält sie sich etwas gar einfach aus der Verantwortung. Schliesslich baut ihre Karriere – als Kind war sie Star der Serie «Zoey 101» – auf dem Mega-Erfolg ihrer Schwester auf. «Ich bin nur ihre Schwester, die sich um ihr Wohlergehen sorgt. Ich spiele nur eine Rolle in ihrem Leben als ihre Schwester – und als Tante für die Jungs», sagt sie und wischt sich theatralisch falsche Tränen weg. «Ich habe meine Schwester unterstützt, lang bevor es einen Hashtag gab.» Dass Jamie Lynn nicht, wie der ganze Rest der Familie, von Britney profitiert? Sorry, I don’t think so.
Sichtlich wütend sagt Jamie Lynn in ihrer Insta-Story weiter: «Ich bin so stolz, dass sie ihre Stimme genutzt hat und endlich einen neuen Beistand verlangt – wie ich es ihr schon vor Jahren gesagt habe. Wenn sie das Ende der Vormundschaft, zum Mars fliegen oder was zur Hölle tun will, unterstütze ich das zu 100 Prozent (…). Also, lasst uns weiterhin beten.» Jamie Lynn vergleicht Britneys Wunsch, endlich nicht mehr unter immenser Kontrolle und Druck zu leben, mit dem Wunsch, auf den Mars zu fliegen. Diese Ignoranz macht mich sprachlos.
Es ist zu hoffen, dass Jamie Lynn ihre grosse Schwester liebt und unterstützt. Vielleicht hat sie sich nur ungeschickt ausgedrückt. Aber nach diesem Video werde ich das bittere Gefühl nicht los, dass auch Jamie Lynn Spears massiv von Britneys Vormundschaft profitiert – wenn auch nur als passive Nebenfigur, die nicht eingreift, um ihrer Schwester zu helfen. Britney sagte vor Gericht: «Mein Vater und alle anderen, die eine Schlüsselrolle bei meiner Vormundschaft spielen, sollten im Gefängnis sitzen. Sie haben viel zu viel Kontrolle.» Am liebsten würde sie ihre Familie verklagen, sagte Britney. Ob sie damit auch Jamie Lynn meinte, ist nicht sicher. Aber nachdem sich Jamie Lynn mit ihrem Insta-Video bei Britney-Fans selbst ins Aus schoss, habe ich keinen Zweifel mehr daran.