Slampoetin Hazel Brugger über die Tatsache, dass sie manchmal lieber ein Mann wäre, statt an der Ladies Night den Feminismus hochzupreisen.
Eigentlich habe ich schon viel zu oft davon profitiert, eine Frau zu sein. Ich habe in der Kleinkunst ganze Karriereästchen erklommen, nur weil ich eine Frau bin. Auftritte bestritten, bei denen man keinen Mann auf der Bühne wollte. Und vermutlich öfter, als mir lieb ist, schreibt man mich nicht an, weil man von Hazel Brugger hören will, sondern einfach, weil gerade irgendein Gender-Statement getätigt werden und daher halt eine Frau angefragt werden soll. Hier ja auch ein bisschen, hier liest man mich in einer Frauenzeitschrift, vornehmlich von Frauen für Frauen geschrieben. Hier würde ich mich wohl nicht zu Wort melden, wenn sie mich im Geburtshaus in San Diego vor 21 Jahren nicht in ein rosa Deckchen gewickelt hätten.
Manchmal wäre ich dann lieber ein Mann. Männer werden schliesslich nicht gepäppelt wie aus dem Nest gefallene Vogeleier, denen man zurück in die Krone helfen muss. Männer schlüpfen, während sie im Nest sind, und verbleiben dort, bis sie vertrieben werden. Manchmal passiert das nie, manchmal schon früh, aber wenn sie erst mal draussen sind aus der Baumkrone, wird wohl niemand sie engagieren, einfach nur weil sie Männer sind. Wenn ich ein Mann wäre, dann würde ich in einem Meer von mediokrer Kleinkunst schwimmen, niemand wüsste, wie ich hiesse, und wenn ich unterginge, dann würde das niemanden stören. Ich müsste wirklich wirklich gut sein, damit ich einen Eindruck machte, und wenn ich es dann geschafft hätte, könnte niemand mir falsche Bevorzugung vorwerfen, übermässige Päppelung, mir Kuckucksei!
Aber so haben sich die Frauen eben eigene Nester geschaffen. Weil ich nicht in der Champions League mitkicken darf, dürfen Männer nicht an der Ladies Night auftreten; weil Frauen weniger verdienen, verdiene ich mehr Aufmerksamkeit. Wie du mir, so ich dir; Auge um Auge, Scham um Scham. Das ist dumpfe Instant-Sexismus-Rache, das sind viel zu viele Frauen, die sich emanzipiert schimpfen, ohne zu verstehen, dass es bei beiden Geschlechtern Idioten und Dummköpfinnen gibt und dass ein Krieg nicht gewonnen wird, wenn man einfach parallel dazu einen neuen startet.
Alice Schwarzer und ihre Jüngerinnen gingen neulich so weit, einen Flugzeugabsturz für eigene Propagandazwecke zu nutzen. Ein Flugzeug stürzte ab, Pilotensuizid, und 150 Leute kamen ums Leben. Und was sagten die «Emma»-Redaktions-Giftknilche? Dass das mit der Frauenquote nicht passiert wäre. Dass die Lufthansa mehr Frauen einstellen solle, wüteten sie. Mit der Begründung, dass das weibliche Gehirn viel weniger dazu neige, einen Selbstmord durchzuziehen. Möglich, dass der Pilot, wenn er eine Frau gewesen wäre, sich nicht umgebracht hätte. Ganz sicher, dass «Emma», wenn sie ein Flugzeug wäre, nicht so einen Haufen Kackmist von sich geben würde.
Wenn so etwas passiert, möchte ich am liebsten laut kotzen und demonstrativ einen ganzen Raum so lange vollmenstruieren, bis es genauso viele Feministinnen wie Feministen gibt und jeder und jede verstanden hat: Feminismus ist zwar etwas für Frauen, aber nicht einfach und unbedingt nur von Frauen. Und vielleicht schreibt man mir, wenn die Zeit reif ist, ja eines Tages, dass man weder einen Mann will noch eine Frau. Sondern einfach eine Hazel Brugger, zum Kuckuck noch mal.