Werbung
Mein Hochzeitskleid und ich: Fünf Redaktorinnen erzählen

Fashion

Mein Hochzeitskleid und ich: Fünf Redaktorinnen erzählen

Es ist das vermeintlich wichtigste Kleid im Leben: In seinem Stoff stecken Drama und Liebe – aber vor allem hat jedes eine Geschichte. Fünf annabelle-Redaktorinnen erzählen von ihrem Hochzeitskleid.

Billige Spitze und Babybauch

«Keine zehn Tage vor dem Termin auf dem Standesamt bestellte ich dieses Kleid, das ich auf dem Etsy-Account eines Secondhand-Stores in South Dakota gefunden hatte. Billige Spitze, Fifties-Vibe, ein bisschen Tüll und genügend Platz für den Babybauch. Kostenpunkt: 50 Dollar – es fühlte sich genau richtig an.

Ich hatte dieses Kleid nicht wegen des Preises ausgewählt und, ich gebe es ungern zu, auch nicht aus ökologischen Überlegungen auf ein Vintage-Kleid gesetzt. Es war vielmehr meine Art, mit den Ritualen und überkommenen Traditionen umzugehen, die so eine Hochzeit mit sich bringen. Ein bisschen improvisiert, aber nicht ohne Schleier, Strumpfband und Spitze: Für mich verkörperte dieses Kleid den Mut, Dinge anders anzugehen und mich trotzdem in eine Tradition einzureihen.» — Barbara Loop, Chefredaktorin

Traumhochzeit im Sommerparty-Kleid

«Mein Hochzeitskleid heisst Walter. Zumindest steht das auf dem Schild in der Innenseite. Es ist ein einfaches Baumwollkleid im Sixties-Stil, das ich in meiner Zeit als Korrespondentin in New York für eine Sommerparty gekauft hatte.

Als ich recht spontan im Dezember 2011 in Hamburg geheiratet habe, war alles improvisiert. Irgendwann später im Sommer würden wir das grosse Fest machen, mit einem schicken Kleid von Kaviar Gauche und 100 Freund:innen, so dachte ich. Also streifte ich mir das einzig weisse Kleid aus meinem Schrank über, zog schwarze Strümpfe dazu an und packte meinen runden Babybauch in den weichen Stoff mit Stretch.

Die Haare zum schnellen Bun gebunden, dazu hübsche schwarze Pumps mit Seidenschleife von Giorgio Armani, die meine Freundin Dani mir überliess. Ich fand mich schön, alles war bequem und ich war glücklich. Nachdem wir bei uns daheim auf St. Pauli mit den engsten Freund:innen bis morgens um vier getanzt, geweint und in Stegreifreden gebadet haben, waren wir sicher: Genau das war unsere Traumhochzeit, eine Wiederauflage im Sommer hatte sich erübrigt.

Heute hängt das in der Waschmaschine waschbare Kleid im Schrank. Tragen kann ich es nicht mehr, weil es immer noch ausgebeult ist, aber manchmal streiche ich drüber und dann werde ich nach wie vor von der magic superlove durchflutet.» — Sarah Lau, Redaktorin

Britisches Design, italienische Spitze

«Mein Hochzeitskleid war von Burberry Prorsum aus italienischer Spitze. Ganz simpel geschnitten. Das Kleid würde ich sofort wieder anziehen – und den Mann würde ich auch gleich wieder heiraten.» — Kathrin Wicki, Bildredaktorin

Drama und griechische Couture

«Bei mir geht es selten ohne ein bisschen Drama. Oder sagen wir mal positiv formuliert: Nervenkitzel. Meine beste Freundin ist Griechin und hatte mir einen Termin bei Griechenlands tollster Couture-Designerin Loukia besorgt, die Frau ist eine Ikone! Als wir ins Atelier in Athen kamen, hingen viele Kleider für mich zum Probieren bereit. Ich hatte aber gleich beim Eingang eins an einer Puppe gesehen, das mir nicht mehr aus dem Kopf ging. ‹This dress is not for sale›, sagte Loukia, doch wir überzeugten sie davon, es mich zumindest einmal anprobieren zu lassen.

Ein schwerer Fehler – ich war verliebt. Was soll ich sagen, ich hatte dieses kitschige ‹Das-ist-mein-Kleid-Gefühl›. Die Designerin schwieg eine Weile, ehe sie eine Augenbraue hob und sagte, dass es ihr an mir gefalle. Danach wuselten alle nur noch um mich herum und sprachen Griechisch. Minuten später sagte mir meine Freundin: ‹Du hast es.› Was sie damit meinte? Ich durfte dieses Meisterwerk von einem Kleid für unsere Hochzeit ausleihen.

Als ich die Zolldokumente sah, erfuhr ich auch, dass das Kleid knapp 50 000 Euro kostete und bereits an einer Oscarverleihung von einer griechischen Schauspielerin getragen worden war. Mit zitternden Händen brachte ich es im Handgepäck in die Schweiz und anschliessend dann – noch viel besser – zu unserer Hochzeit nach Marrakesch. Mein Mann liess sich vor Ort derweil total entspannt einen Anzug von einem lokalen Schneider anfertigen.

Mein Herz ist jetzt noch voll von unserem magischen Fest und ich werde nie vergessen, wie alle unsere Lieben zusammen auf Perserteppichen im Shisharauch zu ‹Wonderwall› im Liebeskreis tanzten (Ich hatte für die Party ein Partydress aus schwarzem Tüll, sonst wäre ich danach wohl 50 000 Euro ärmer gewesen).

Was mein Traumkleid angeht: Meine Mutter bekam fast einen Herzinfarkt, als ich im Rosenfeld fröhlich Fotos machte. Ausserdem flogen mein Mann und ich nach der Hochzeit direkt in die Flitterwochen, was bedeutete, dass sie für die Reinigung und Retournierung des Kleides verantwortlich war. Ich sage mal so: Bei Fedex weiss noch immer jeder, wer meine Mama ist.» — Jacqueline Krause-Blouin, Editor-at-large

Improvisation und ganz viel Liebe

«Ich habe mein Hochzeitskleid innerhalb von zehn Minuten auf dem Weg zum Flughafen geshoppt, in einer kleinen Boutique in Berlin Mitte. Der Rückflug nach Zürich: in drei Stunden –  die Hochzeit: in zwei Wochen. Ich schlüpfte schnell in zwei Kleider, das eine war Feuerwehrrot. Das andere klassisch weiss, mit Schleife hinten am Rücken. Als ich sie zuband und das Kleid sich an mir festzog, fühlte es sich sofort perfekt an.

Am Hochzeitstag dann fuhren wir mit den Velos zum Standesamt – weil ich an der Berliner Oberbaumbrücke einmal so eine wunderschöne Braut im riesigen weissen Tüllkleid auf dem Velo gesehen hatte und sie endlos cool fand. Eine Freundin von mir sagte mal, man müsse seine Hochzeit so feiern, dass man sich danach auf den Fotos auch noch wiedererkennt.

Und wenn ich die zwei Menschen da auf den Fotos sehe, mitten zwischen Umzugskartons, mit einer um zwei Uhr nachts selbst gebackenen Hochzeitstorte, einem halb aufgewärmten Babybrei irgendwo auf dem Tisch zwischen all den schönen wilden Blumensträussen, laut scheppernden Dosen hinten am Velo, der coolsten Freundes-Entourage, die man sich wünschen kann und dem süssesten Baby der Welt: Ja, das sind eindeutig wir, ich erkenne uns.

Und ich würde alles wieder ganz genauso machen. Wir sind die zwei, die sich über die Improvisation und das Chaos hinweg glücklich zugrinsen, weil sie wissen: Hauptsache wir, hier, zusammen.» — Marcella Hasters, Art Director

In der aktuellen annabelle-Ausgabe geht es um Hochzeitsmode: Im neuen Heft findet ihr Hochzeits-Looks für alle Fälle, besondere Outfits für Hochzeitsgäste, die schönsten Verlobungsringe und natürlich noch vieles mehr. Jetzt am Kiosk erhältlich!

Subscribe
Notify of
guest
2 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
madamelazzas

Wunderschöner Artikel. Danke. Hat mich an meine (standesamtliche) Hochzeit erinnert.
Mein Kleid: Ein schlichtes Seidenkleid in écru, das prima über den Babybauch gepasst hat und so zeitlos ist, dass es jetzt meine Tochter zum chic ausgehen trägt.

Selina

Ja, wunderschöner Text, rührt mich zu Tränen. Mein Kleid habe ich innert fünf Minuten ausgesucht, bei einer Frau aus zweiter Hand, mit einer Tüllschleppe. Heute würde ich mir einen Jumpsuit aussuchen. So schnell wie ich es gekauft habe, habe ich es auch verkauft, einem sozialen Projekt für 20-.gespendet. Bei mir muss alles praktisch sein, ausser bei meinem Hochzeitskleid.