Meghan Markle hat im Sommer ihr zweites Kind verloren. In einem persönlichen Essay für die «New York Times» verarbeitet sie diesen Verlust – und ruft zu mehr Empathie auf.
Es ist erst ein paar Wochen her, seit die amerikanische Moderatorin Chrissy Teigen öffentlich machte, dass sie ihr Kind verloren hat. Die Bilder, die eine verweinte Chrissy Teigen in ihrem Spitalbett zeigten – Minuten, bevor ihr totes Kind zur Welt kam – gingen viral. Nun hat auch Meghan Markle in einem persönlichen Essay für die «New York Times» über ihre Fehlgeburt geschrieben. Beim Wickeln ihres einjährigen Sohns Archie vergangenen Juli habe sie plötzlich starke Schmerzen gespürt. «Ich hatte Archie in den Armen und fiel zu Boden», schreibt Markle. Sie habe ein Schlaflied gesungen, um sich und ihn gemeinsam zu beruhigen. Ein fröhliches Lied, das im krassen Kontrast stand zu ihrem eigenen Gefühl. «Ich wusste, als ich mein erstgeborenes Kind umarmte, dass ich mein zweites gerade verloren habe.»
«Wir sollten einander regelmässig fragen: Geht es dir gut?»
Markle hat sich mit dem Essay an die Öffentlichkeit gewandt, um anlässlich des bevorstehenden Thanksgiving-Festes daran zu erinnern, wie wichtig es sei, gegenseitig nach dem Befinden zu fragen. «Viele von uns sind von ihren Lieben getrennt, allein, krank, verängstigt. (…) Darum sollten wir uns verpflichten, einander regelmässig zu fragen: Geht es dir gut?»
Diese Frage sei es gewesen, die sie sich im Spitalbett stellte, als sie und ihr Mann Harry um das verlorene Kind weinten. Und es war auch die Frage, die ihr ein Reporter vor einem Jahr in Südafrika vor laufender Kamera stellte. Die Szene, in der eine sichtlich berührte Meghan Markle, die auch sichtlich nicht okay war, sich dafür bedankte, dass sie überhaupt mal jemand nach ihrem Befinden fragte, ging um die Welt. «Ich antwortete ihm ehrlich, nicht wissend, dass das, was ich sagte, bei so vielen Widerhall finden würde – bei neuen und älteren Müttern und bei allen, die auf ihre eigene Art und Weise still gelitten hatten.»
«Das Thema bleibt ein Tabu»
Markle betont, wie wichtig es sei, den eigenen Schmerz kundzutun – auch, um schwierige Themen zu enttabuisieren. «Im Schmerz unseres Verlustes stellten mein Mann und ich fest, dass in einem Raum mit 100 Frauen 10 bis 20 von ihnen eine Fehlgeburt erlitten haben werden.» Doch trotz der erschütternden Gemeinsamkeit dieses Schmerzes bleibe das Thema ein Tabu, das von (ungerechtfertigter) Scham durchsetzt sei und den Kreislauf der einsamen Trauer weiter fortsetze. «Einige haben mutig ihre Geschichten erzählt; sie haben die Tür geöffnet, weil sie wussten, dass es, wenn eine Person die Wahrheit sagt, uns allen die Erlaubnis gibt, das Gleiche zu tun. Wir haben gelernt, dass, wenn Menschen fragen, wie es uns geht, und wenn sie der Antwort wirklich mit offenem Herzen und Verstand zuhören, die Last der Trauer oft leichter wird – für uns alle.» Mit ihrem Essay möchte Markle nun das Gleiche für andere Frauen machen.