In unserer Mailstafette gehts von Claudia Dietschi in Melbourne, Australien, nach Ägypten zu Noha Redwa (23), Bildhauerin und Graphic Designerin in Kairo.
Hallo Noha, ist Kairo der Moloch, der Dschungel, die Hölle, wie man immer sagt?
Ja. Ich kann Kairo nicht ausstehen, und dennoch würde ich nie irgendwo anders leben wollen. Die Stadt platzt aus allen Nähten, ist schön-mysteriös-simpel-verrückt. Sie ist meine Heimat, ich lechze nach ihr, Kairo bringt die Künstlerin in mir hervor.
Wäre Kairo ein Kunstwerk, wie sähe es aus?
Es wäre eine Collage aus Malereien, Zeichnungen und Fotografien, und sie würde ein Bild einer alten Frau enthalten, die einzig ihren Stock besitzt und dem fremden Fotografen zulächelt, der die ganze Reise nur zurückgelegt hat, um sie zu finden.
Was magst du besonders an Kairo?
Die Strassen im Morgengrauen.
Und was hasst du?
Den Verkehr. Wie können wir in dieser Stadt etwas bewegen, wenn wir zwei Stunden brauchen für ein paar Meter? Der Verkehr verstopft unsere Lebensadern. Erst, wenn sie befreit sind, können die Krankheiten Kairos geheilt werden: Wohnungsnot, Armut, Korruption.
Hast du dir jemals gewünscht, dass die Pyramiden von Gizeh mit etwas anderem ersetzt werden?
Bitte? Da kannst du mich genauso gut fragen, ob ich meine Eltern oder meine Katze ersetzen möchte. Niemals! Die Pyramiden sind unsere Geschichte.
Wer bekommt das Stafettenmail als nächstes?
Lisa Stocker. Sie ist Journalistin in Hongkong.
Claudia Dietschi wurde von Isabelle Sommer befragt. Hier geht es zum Artikel.
