Müll-Deponie Meer: Fakten und Tipps zum übermässigen Plastik-Verbrauch
- Redaktion: Helene Aecherli; Text: Tina Huber; Foto: SXC
Wie unsere Wegwerfmentalität Ökosysteme zerstört: Eine Million Seevögel verenden jedes Jahr, weil sie sich den Bauch mit unserem Müll vollgeschlagen.
1 Das Sandwich ist in zehn Minuten weggeputzt. Seine Plastikverpackung aber bleibt noch Jahrzehnte bestehen, wenn sie nicht richtig entsorgt wird. Von den rund 350 Millionen Tonnen Plastik, die weltweit jedes Jahr produziert werden, gelangen nur schätzungsweise fünf Prozent ins Recycling. In der Schweiz sind es immerhin gut 11 Prozent – von rund 800 000 Tonnen Plastikabfall jährlich. Weltweit finden jedes Jahr rund sechs Millionen Tonnen Kunststoff den Weg ins Meer.
2 Einige Kunststoffe sinken auf den Meeresgrund, während andere – wie Polypropylen oder Schaumstoffe – an der Oberfläche bleiben. Diese zersetzen sich zwar durch Sonnenlicht und Salzwasser zu immer kleineren Partikeln, verschwinden aber nie ganz.
3 Die Meeresströmung bildet riesige Strudel, in denen sich der Abfall sammelt. Auf den Weltmeeren existieren zurzeit fünf solche Müllkarussells. Das grösste dreht sich im Nordpazifik und ist etwa so gross wie Westeuropa. Es wiegt rund drei Millionen Tonnen und übertrifft die regionale Planktonmenge um das Sechsfache. Die Plastikpartikel bleiben in den Müllstrudeln gefangen und binden giftige Substanzen wie Insektizide oder Chlorverbindungen, die durch die Kanalisation in die Gewässer gelangt sind. Deshalb ist die Schadstoffkonzentration in den Partikeln bis zu einer Million Mal höher als im umgebenden Wasser.
4 Albatrosse halten die Plastikteilchen für kleine Fische, schlucken sie und verhungern mit vollem Magen, weil sie den Kunststoff nicht verdauen können. Ähnlich ergeht es den Meeresschildkröten, die Plastiksäcke mit Quallen verwechseln, und Walen, die den glitzernden Plastikmüll für Kleinkrebse halten. Rund 100 000 Meeressäuger und eine Million Seevögel verenden auf diese Weise jedes Jahr.
5 Essen wir Meeresfrüchte, nehmen wir indirekt auch die Schadstoffe auf, welche die Crevetten, Fische oder Tintenfische in sich tragen. Die Forschung untersucht zurzeit, wie sich diese Giftstoffe auf den Menschen auswirken. Was tun gegen die Plastikberge? Sylvia Frey von der Meeresschutzorganisation Oceancare: «Die effektivste Art, den Müll im Ozean zu vermindern, ist, auf Plastik zu verzichten. Ob beim Coffee-to-go-Becher, bei PET-Flaschen oder beim Einkaufen, in vielen Bereichen lässt sich Kunststoff einsparen, beispielsweise mit Nachfüllpackungen. Und wenn es doch Kunststoff sein soll, gilt es, den Kreislauf geschlossen zu halten, das heisst: wiederzuverwerten.»
Tipp
Vor einem Jahr hat der Nationalrat dünne Wegwerfplastiksäcke verboten. Grund ist weniger das Plastik an sich, sondern dass ein dünner Plastiksack nur etwa 25 Minuten benutzt wird. Beim Einkaufen also besser wiederverwertbare Beutel verwenden. Zum Beispiel die schadstofffrei produzierten 3BBags aus Polyester. Sie ersetzen tausend Plastiksäcke, tragen bis zu zehn Kilo und sind waschmaschinenfest. 9.50 Franken bei shop.oceancare.org
Quellen: www.oceancare.org, www.5gyres.org, www.bafu.admin.ch