Jedes Jahr zur Weihnachtszeit treffen wir uns. Die Tragikomödie «Die Familie Stone» gehört fest zu meinem weihnachtlichen Filmprogramm. Jedes Jahr lache ich über den Räuspertick Ihrer Figur Meredith und jedes Jahr heule ich bei der Schlussszene. Aber meine Begeisterung für Sie hat schon viel früher angefangen.
Denn Sie haben eine der schillerndsten Figuren in der Popkultur der letzten 20 Jahre zum Leben erweckt. Ich bin eine von Millionen von Frauen auf dieser Welt, die mit Carrie Bradshaw – und somit auch mit Ihnen – aufgewachsen ist. Sie haben diese Figur mit so viel Charme, Witz und Eleganz verkörpert und sie zu der Ikone gemacht, die sie für die Zuschauerinnen wurde.
«Sex and the City» wird immer Kult bleiben, dafür braucht es keinen dritten Kinofilm. Sind wir ehrlich, den ersten beiden Filmen hat schon das gewisse Zsa Zsa Zsu gefehlt. Fans wissen, was ich meine. Ich krame lieber meine alten Staffeln hervor. Denn die Zeiten, in denen Carrie grosse Goldkreolen zu Männerunterhemden und Manolos kombinierte, sind mir eh lieber als die, in der sie nur noch Wickelkleider von Diane von Furstenberg trug. Die frühe Carrie prägte mich. Sie war der Grund, weshalb ich mir als Teenie ein Tutu wünschte, meine ersten Cosmopolitans bestellte und ich mich später für Strähnchen entschied – und sogar die Umsetzbarkeit einer Dauerwelle prüfte. Noch heute kann ich mich stundenlang durch die Ergebnisse des Suchbegriffs «Haare Sarah Jessica Parker» klicken.
Sie mimten Carrie, doch in der Sex-Kolumnistin steckte viel von Ihnen selbst. Das haben Sie mit Ihrem Stilbewusstsein auch nach dem Ende der Serie bewiesen. Dass in meinem Kleiderschrank ein Paar Prada-Schuhe stehen, die ich manchmal einfach vorsichtig aus der Schachtel hervorhebe und einen Moment bewundere, habe ich Ihnen zu verdanken. Liebe Sarah Jessica Parker: Die Poesie von Schuhwerk zu verstehen, das haben Sie mir beigebracht. Dass Sie selber eine Schuhlinie lancierten, war deshalb natürlich ein äusserst gelungener Schachzug. Denn wovon träumten Ihre Fans weltweit: Genau, von der Möglichkeit in Carries Schuhe zu schlüpfen. Mit Ihren Designs machten Sie das möglich.
Doch nicht nur die Schuhe, sondern auch die Liebe für New York haben Sie mit Carrie gemeinsam – und dafür schätze ich Sie besonders. Sie zelebrieren Ihre Begeisterung für die Stadt auf Instagram – und ich bin eine von 3,9 Millionen Followern, die Sie mit Ihren humorvollen Posts begeistern. Mal hüpfen Sie durch die Strassen von Manhattan und freuen sich über den Frühling in der Stadt, ein anderes Mal warten Sie – schick zurecht gemacht – in der U-Bahn-Station mit Ihrem Mann Matthew Broderick auf die nächste Bahn oder Sie bedanken sich mit einem Selfie bei Ihrem Taxifahrer für seine Arbeit. Sie wirken so sympathisch und bodenständig – ja, Sie antworten sogar Ihren Followern auf einige Kommentare! Sie haben es geschafft, dass Ihre Fans nicht mehr nur mit Carrie, sondern auch mit Sarah befreundet sein wollen.
Liebe Sarah Jessica Parker, wenn ich mir wünschen dürfte, welchem Star ich in New York in die Arme laufen möchte, ich würde mich für Sie entscheiden. Wir würden uns bestimmt prima verstehen und zusammen im Cornelia Street Cafe im Greenwich Village sitzen, dem Restaurant, indem Sie Ihr erstes Date mit Ihrem Matthew hatten. Sie würden mir zeigen, wie man die Bradshaw-Blumenpins trägt, die Sie noch heute mit Ihren Outfits kombinieren, ohne wie eine Barbie auszusehen. Wir würden über Schuhe plaudern und Sie würden mir Ihr New York zeigen. Es wäre wunderbar.
Leider hat dieses Treffen bis heute nicht stattgefunden. Aber es ist Weihnachten und in dieser Zeit darf man sich Dinge wünschen, die vielleicht irgendwann tatsächlich wahr werden. Oder um es à la Carrie zu formulieren:
I cannot help but wonder: Do Christmas miracles really happen?
Wir werden es sehen. Ich buch schon mal den nächsten Flug.
Herzlich,
Kerstin Hasse