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Liebe Patrizia Laeri

Leben

Liebe Patrizia Laeri

Kämpferisch und voller Tatendrang standen Sie im vergangenen Winter vor mir und vor 30 weiteren Frauen und Männern aus der Medienwelt, die sich am Edit-a-thon engagieren wollten – einen Abend lang Wikipedia-Beiträge schreiben für Frauen, die Grosses geleistet haben und noch immer Grosses leisten. Organisiert von SRF, Ringier und Wikipedia, begleitet von Ihnen, Blick.ch-Chefredaktorin Katia Murmann und Wikimedia-Vorstandsmitglied Muriel Staub. Schon zu Beginn war klar: Sie brennen dafür, Frauen sichtbar zu machen. Das war das erklärte Ziel des Abends. Es ist aber auch eines Ihrer persönlichen Ziele. In Talkrunden, bei Vorträgen und in den Social Media setzen Sie sich dafür ein.

Sie können sich vorstellen, dass ich heute – zum Auftakt dieses Kompliments – als erstes überprüfen musste, ob der Wikipedia-Beitrag über Sie noch online ist. Denn die, für die ich an diesem Abend in die Tasten gehauen habe, sind es nicht mehr. Auch darüber hatten wir gesprochen, dass ein Gremium aus überwiegend männlichen Entscheidungsträgern sich für oder gegen einen Eintrag ausspricht und allenfalls wieder löscht. Dabei hatte ich extra darauf geachtet, viele Infos zu sammeln, Belege bereitzustellen, Meilensteine herauszustreichen. Das heisst: noch einmal von vorn!

Sie, liebe Patrizia Laeri, machen nicht nur andere sichtbar, sondern auch sich selbst. Es gibt derzeit niemanden, der häufiger in meinem LinkedIn-Feed aufpoppt als Sie. Und das ist gut so! Sie sind laut. Und laut muss man sein, wenn man gehört werden will. Als Wirtschaftsjournalistin sind Sie in einem männerdominierten Metier unterwegs. Dass Sie sich in dieser Domäne vehement für mehr weibliche Präsenz einsetzen und mit gutem Beispiel vorangehen, gefällt vielleicht nicht jedem. Mir dafür umso mehr.

Ihr Rat an junge Frauen in einem Interview mit annabelle.ch: «Suchen Sie sich ein Fachgebiet, werden Sie Expertin darin, positionieren Sie sich entsprechend auf Social Media, werden Sie zum journalistischen Influencer.» Sie haben sich zu einer Marke gemacht und dabei immer mehrere Eisen im Feuer. Ob Kolumne, TV-Auftritt oder die Moderation eines Events wie dem Weltwirtschaftsforum: Sie präsentieren sich. Das ist wichtig. Viele Frauen halten sich lieber im Hintergrund. Sie wollen nicht auffallen, obwohl das, was sie zu sagen oder zu zeigen hätten, eine Poleposition verdienen würde. Ich wünsche mir, dass sich diese Frauen ein Beispiel an Ihnen nehmen, sich inspiriert fühlen, sich am heutigen Frauenstreik mit Ihnen und anderen austauschen, um sich Tipps zu holen, wenn sie unsicher sind. Vernetzen, sich unterstützen, sich und andere Frauen nach vorn bringen – das dürfen wir, das müssen wir und das werden wir!

Herzlich,

Julia Heim