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Liebe Mona Vetsch

Liebe Mona Vetsch

  • Text: Jessica Prinz: Foto: SRF

Bevor ich mit 18 Jahren das Gymnasium abschloss, hörte ich, genau wie meine Klassenkameradinnen und -kameraden, immer wieder die Frage: «Und, was machsch nocher?» Bähh. Ich finde auch heute, acht Jahre später, noch immer keine Antwort auf diese Frage, was ich «nachher» mal mache. Genauso wenig wusste ich das damals. Meine Antwort lautete deswegen jeweils ganz resolut, wenn auch keinesfalls ernst gemeint: «Was man halt nach der Ausbildung so macht: Ich geh ins Militär!» Ich weiss nicht, woran es lag, aber lustigerweise kaufte man mir das immer ab. «Das passt», hiess es. Und: «Du bist voll der Typ dafür». Ich, 1.67 Meter gross, blond, unscheinbar – und mit absolut null Faszination fürs Militär.

Im Gegenteil. Heute wie damals empfinde ich das Schweizer Militär als Geld-, Ressourcen- und Zeitverschwendung. Auch meine Freunde, die in «die grünen Ferien» einrücken mussten, konnten meine Meinung darüber nicht ändern – ob sie nun begeistert vom Zusammenhalt der Truppe, von Freundschaften fürs Leben und von der lehrreichen Zeit schwärmten oder sich über Schlafmangel, schlechtes Essen und lange Heimfahrten beklagten. Fehlende Sinnhaftigkeit ist Gift für meine Motivation, sie schürt lediglich den Trotz. Allein deswegen wäre es für mich nie in Frage gekommen, ins Militär zu gehen. Besonders aber das Thema Frauen und Militär empfand ich immer als ein leidiges. Einmal abgesehen davon, dass meiner Meinung nach das Militär weder für Mann noch für Frau Sinn macht, grauste mir davor, es ständig als Argument gegen den Feminismus zu hören zu bekommen: «Wenn ihr gleichberechtigt sein wollt, müsst ihr aber auch ins Militär gehen!». Und auch das Bild einer entfernt bekannten Rekrutin, das ich einmal zugeschickt bekam, geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Im Tenu B kokett in die Kamera grinsend, darunter die Unterschrift: «Swiss Military – I know what you did there!». Als Frau im Militär, so scheint es, kann man nur verlieren.

Ich war erstaunt, als ich das Teaservideo zu ihrem Militärabenteuer sah. Und auf Anhieb interessiert. Endlich einmal sehen, wie es für eine Frau in dieser Männerdomäne wirklich ist. Und dann noch für eine, die sich nicht scheut, all das kritisch zu hinterfragen, was man sich als Frau dort eben fragt. «WADA – Weiblicher Angehöriger der Armee. Heisst es weiblicher Angehöriger oder weibliche Angehörige? Und wieso heisst es bei Frauen auch ‘auf Mann’?» So sympathisch schlagen sie sich für die Sendung Mona mittendrin durch diese drei Tage RS, machen alle Lächerlichkeiten brav mit und schaffen es mit Ihrer direkten und freundlichen Art auch, Ihren militärischen Vorgesetzten ein «Ich kann Ihnen auch nicht sagen, warum man das macht, Rekrut Vetsch» abverlangen. Touché! Das Militär gesteht im Schweizer Fernsehen, dass ganz viele Dinge, die man dort macht, keinen Sinn machen. Allein dafür gebührt Ihnen Lob.

Aber das, Mona Vetsch, war wohl gar nicht Ihr konkretes Ziel. Und dafür bekommen Sie von mir noch das grössere Kompliment. Denn obwohl man Ihre kritische Haltung gegenüber dem Militär spürt, bleiben Sie offen und befragen mit ehrlichem Interesse alle Anwesenden, die freiwilligen und die weniger freiwilligen. Das macht eine gute Journalistin aus. Und Sie kommen zu einer sympathischen Erkenntnis, die zusammenfasst, wie ich mich wohl im Militär fühlen würde: «Das Durchbeissen, die Grenzerfahrung, das könnte mir an der RS sogar noch gefallen. Aber all diese Vorschriften, in denen ich keinen Sinn sehe, lasse ich noch so gern zurück.»

Auf weitere Abenteuer mit Ihnen – aber vielleicht doch lieber ohne GTE, Grabstein und Gamelle.

Herzlich,
Jessica Prinz