Vor einigen Wochen stiess ich auf einen Beitrag über Sie und Ihre fast schon heldenhafte Tat. Als erste Frau absolvierten Sie den Boston-Marathon 1967 – unter 740 Männern und: heimlich. Ihre damalige Startnummer 261 wurde danach weltweit zum Symbol für Gleichberechtigung.
Heimlich, das heisst: Sie haben sich zwar nicht versteckt oder verkleidet, aber beim Namen auf dem Anmeldetalon ein wenig geschummelt. Die Strecke liefen Sie dann ganz bewusst als Frau. Eine weibliche Teilnehmerin bei einem Marathon – in den 1960er-Jahren völlig undenkbar. Sie haben diese unsinnige Regel gebrochen und werden noch heute dafür gefeiert. Zurecht.
Die Sache lief aber – wie könnte es auch anders sein – nicht ganz nach Plan. Nach einigen Meilen entdeckte Sie der Rennleiter und versuchte Sie buchstäblich aus dem Rennen zu zerren. Sogar mit einem Auto wollte man Sie von der Rennstrecke drängen. Doch die Versuche, Sie aufzuhalten, bestärkten Sie in Ihrer Entschlossenheit, die Strecke zu beenden, nur noch mehr. Auch wenn Sie es auf Händen und Knien hätten tun müssen, Sie wollten unbedingt beweisen, dass Frauen ebenso fähig sind wie Männer, einen Marathon zu laufen. Und genau das haben Sie dann mit Bravour gemeistert. Nach vier Stunden und zwanzig Minuten erreichten Sie als erste Marathonläuferin der Welt mit offizieller Startnummer das Ziel. Chapeau!
Dank Ihrem Mut und Ihrem Durchhaltevermögen wurden fünf Jahre später, 1972, endlich auch Frauen offiziell zum Boston-Marathon zugelassen.
Vor knapp einem Jahr liefen Sie dieselbe historische Strecke dann erneut. Etwas war bei diesem Rennen gleich wie damals: Der Stolz, mit dem Sie die Startnummer 261 von Hopkinton nach Boston trugen. Es gab aber auch einen entscheidenden Unterschied zum Rennen von vor fünfzig Jahren: Von den 30000 Teilnehmenden im Jahr 2017 waren 13700 Frauen, fast die Hälfte. Dank Ihnen!
Noch heute setzen Sie sich mit Ihrem Projekt «261 fearless» für Frauenrechte ein. Ihr Engagement bewundere ich sehr. Sie sind ein grossartiges Vorbild und haben der Welt schon 1967 gezeigt, zu was Frauen imstande sind. Ich danke Ihnen dafür von ganzem Herzen.
Ihre Vanessa Votta