Seit Ihrem Durchbruch mit der Filmromanze «Pretty Woman» verzaubern Sie Ihr Publikum. 28 Jahre ist es her, dass Sie im Film von Garry Marshall die Prostituierte Vivian Ward spielten und dem Geschäftsmann Edward Lewis, gespielt von Richard Gere, den Kopf verdrehten. Der Film machte Sie damals zur begehrtesten Schauspielerin Hollywoods – und ich bin sicher: Das sind Sie noch heute. Zwar gehört «Pretty Woman» nicht zu meinen Favoriten – zu klischiert ist die Geschichte, als dass ich sie mir heute noch ansehen würde. Trotzdem: ein Welterfolg, der vor allem damals seinesgleichen suchte.
Gerade ist Ihr neuer Film «Ben Is Back» in den Kinos angelaufen. Darin spielen Sie eine Mutter, die Ihrem Sohn dabei helfen will, wieder ein geregeltes Leben zu führen, raus aus den Drogen, raus aus der Kriminalität. Das Filmdrama, das passenderweise in der Weihnachtszeit spielt und ein Thema aufgreift, das gerade in den USA einen schmerzenden Nerv trifft, feierte im September an den Toronto International Film Festival seine Weltpremiere.
Das Feedback von Filmkritikern, Medien und Publikum ist durchwachsen – während die einen schwärmen, sind andere nur mässig überzeugt von der Storyline. Aber das ist Ihnen vermutlich egal. Sie kennen Ihre Stärken, wissen um die Wirkung Ihrer schauspielerischen Leistung. Seit 1987 sind Sie im Kino zu sehen, spielen mit Charisma und Überzeugung, sodass selbst die, die keine Fans von Ihnen sind, zugeben müssen, dass Sie fesseln mit Ihrer Art. Was Sie geschafft haben in bald 30 Jahren Schauspielkarriere ist beeindruckend. Nicht nur, weil Sie einen Film nach dem anderen gedreht haben, sondern auch, weil Sie sich dann eine Auszeit gegönnt haben, als es nötig war, ohne sich dem öffentlichen Druck zu beugen.
Ihr Name ist Synonym für das breiteste und herzlichste Lachen der Filmindustrie, Ihre Filme sind Kassenschlager – meist mit grosser Starbesetzung. Und wenn man Sie in einem Interview sieht, wie vor Kurzem bei Ellen DeGeneres, dann wirken Sie so bodenständig, als wären Sie eben erst vom Familien-Thanksgiving aus den Südstaaten zurückgekommen, ganz unglamourös und voller Wärme (vermutlich ist das sogar der Fall!). Privat sind Sie mit dem Kameramann Daniel Moder liiert, zusammen haben Sie drei Kinder. Nebenbei drehen Sie Filme, für die Sie mal eben Millionengagen entgegennehmen (bei «Erin Brockovich» sollen es 20 Millionen Dollar gewesen sein). Gut verhandelt! Und selbst, wenn Sie das gar nicht mussten, bin ich sicher: Wir können viel lernen von Ihnen, Julia. Allem voran unseren Wert zu kennen, ihn für uns selbst zu definieren (und das nicht nur auf den Lohn bezogen) und an ihm festzuhalten.
Herzlich, Julia Heim