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Liebe Helena Bonham Carter

Leben

Liebe Helena Bonham Carter

  • Text: Barbara Loop; Foto: Getty Images

Sie sind gerade in der Rolle Ihres Lebens zu sehen. Zwar ist «The Crown» womöglich nicht das künstlerisch Wertvollste, das Sie je gedreht haben. Denn auch wenn die Serie über die königliche Familie und das royale Puppenspiel, in dem sie gefangen ist, ein fantastisches TV-Ereignis ist, haben Sie doch schon in Filmen gespielt, die bahnbrechender waren: David Finchers «Fight Club» etwa, in dem Sie die morbide Marla Singer, die sich gern in Selbsthilfegruppen am Leid der anderen ergötzt, so brillant verkörpern. Oder aber die Verfilmungen des psychedelischen Kinderbuchklassikers «Alice im Wunderland» und des Broadway-Musicals «Sweeney Todd» ihres früheren Lebensgefährten Tim Burton. Für seine überbordenden Fantasie-Welten haben Sie genau das richtige Format.

Die Rolle der Prinzessin Margaret, der Schwester der Queen, ist eher im wörtlichen Sinn die Rolle ihres Lebens. Natürlich sind Sie keine traurige Prinzessin, nein, das bestimmt nicht. Wenn schon, dann sind Sie Alice im Wunderland. In Ihrem Haar sollen Krähen nisten und Sie lieben den schrägen Auftritt: Ihre Looks, die irgendwo zwischen Addams Family, Marie-Antoinette, Grunge und Punk angesiedelt sind, brachten Ihnen sowohl einen Platz auf der «Best dressed»-Liste der «Vanity Fair» ein als auch die regelmässige Schelte der britischen Boulevard-Presse. Ersteres fanden Sie zum Totlachen, Letzteres nehmen Sie hingegen sehr ernst: «Ich habe eine Verantwortung, mich schlecht zu kleiden», sollen Sie einst gesagt haben, schliesslich wollen Sie die Blätter nicht enttäuschen.

Und damit wären wir auch schon beim Punkt: Sie nehmen sich selber nicht so ernst. Denn bei aller Perfektion bei der Arbeit – Sie sollen als Vorbereitung sogar mittels eines Mediums Kontakt zu Prinzessin Margaret im Jenseits aufgenommen haben – sind Sie doch die Schirmherrin der Unvollkommenheit. Anstatt sich in Allgemeinplätze zu retten, geben Sie bei Interviews auch mal eine Antwort, anstatt verhalten zu kichern, fallen Sie beim Lachen fast vom Stuhl. Sie wagen etwas, sind ein Querschläger und sprengen auch mal das Protokoll, ganz wie Prinzessin Margaret es tat. Und ganz ehrlich, wer bringt schon den Mut auf, beim königlichen Empfang Prinz William zu bitten, der Patenonkel der Tochter zu werden. Sie natürlich. Schuld sei die Tatsache, dass Sie mit ganzen elf Paten und Patinnen schon alle Freunde für den älteren Sohn aufgebraucht haben. Das hätten Sie nur noch mit Qualität statt Quantität toppen können: Ein Prinz musste her. Und ja, dann seien da auch noch ein paar Drinks im Spiel gewesen … Prinz William sagte zwar ab, aber das ist bei dieser Episode nur Nebensache, oder? 

In Hochachtung,
Barbara Loop