Kreative Lösungen für mehr Lohn
- Text: Wies Bratby
- Illustration: GettyImages
Wies Bratby berät Frauen bei Lohnverhandlungen. In einer fünfteiligen Serie deckt sie für uns Karrieremythen auf. Lesen Sie hier den fünften Beitrag.
Mythos Nummer 5: «Eine Absage für eine Lohnerhöhung muss ich einfach hinnehmen. Schliesslich gibt es kein Budget dafür.»
Bei meiner Arbeit höre ich immer wieder, dass sich Frauen bereits für eine Lohnerhöhung eingesetzt, diese aber nicht bekommen haben. Und das, obwohl die Chefetage das Anliegen angeblich nachvollziehen konnte. Der Grund sei, dass aktuell kein Budget für eine Erhöhung vorhanden und damit das Gespräch beendet sei. Diese Frauen kehren nach einem solchen Gespräch demotiviert an ihren Schreibtisch zurück, mit einem viel schlechteren Gefühl als noch vor dem Gespräch. Diese Frauen haben den Mut gehabt, nach mehr zu fragen, sind aber auf eine Barriere gestossen, die sich nicht überwinden lässt und die sie zwingt, bis zum neuen Geschäftsjahr zu warten, um erneut zu fragen.
Sie sehen also, «kein Budget» ist das einfachste Nein, das Ihre Chefin oder Ihr Chef Ihnen geben kann. Wenn das Budget die Schuld trägt, vermeidet man ein schwieriges Gespräch mit Ihnen. Schliesslich sind finanzielle Zwänge vorgegeben und können – so scheint es – nicht wegdiskutiert werden. Aber hier ist das Ding: Diese Klientinnen, von denen ich Ihnen hier erzähle, schaffen es sehr wohl, eine Lohnerhöhung zu bekommen. Und hier verrate ich Ihnen, wie sie das tun:
Der erste Schritt ist, auf dieses Argument vorbereitet zu sein, damit zu rechnen und zu wissen, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, den Verhandlungsmuskel zu aktivieren.
Anstatt ein schwieriges Gespräch über Geld zu führen, besteht der Trick darin, sich Ihren Interessen und den Interessen Ihrer Vorgesetzten zu widmen. Wenn Sie merken, dass Sie beide viele Interessen teilen, ist dies der Start für eine produktive Konversation. Schliesslich wollen Sie beide, dass Sie in Topform arbeiten, oder? Und Sie wissen beide, dass Sie dann die beste Arbeit leisten, wenn Sie sich wertgeschätzt fühlen, motiviert und inspiriert sind. Auch klar ist, dass neben dem spannenden Arbeitsumfeld auch ein guter Lohn zu diesem Ziel beiträgt. Deshalb sollten Sie beide daran interessiert sein, dass Sie den Lohn erhalten, den Sie verdienen.
Jetzt geht es nur darum, die Mittel dafür zu finden. Und um Tony Robbins zu zitieren: Es geht nie um Ressourcen, nur um Einfallsreichtum! Deshalb ist es Ihre gemeinsame Verantwortung, kreativ zu werden und mögliche Lösungen zu finden, um Ihrer Forderung nach einer Lohnerhöhung näherzukommen.
Hier sind ein paar Ideen für den Anfang:
• Kann die Rolle neu definiert oder erweitert werden, um zusätzliches Budget einzubringen?
• Kann Ihre Vorgesetzte jetzt eine Lohnerhöhung definieren und diese rückwirkend ab dem neuen Geschäftsjahr auszahlen, sodass Sie dann einen Bonus und einen neuen Lohn bekommen? (Holen Sie sich alles schriftlich!)
• Gibt es noch weitere Töpfe mit Geld, die etwas Erleichterung bieten könnten? Wenn der Topf «Anstellung» leer ist, könnte der Topf «Training und Entwicklung» eine Option bieten. Die beste Lösung hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Mit etwas Kreativität ist es oft machbar, etwas zu finden, das die Interessen beider Seiten erfüllt.
Und als zusätzlicher Bonus: Diese Art von Konversation verbessert oft die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrer Chefin. Sie besprechen Ziele, Wünsche und Bedürfnisse – ein solches Gespräch führt oft zu einem besseren Verständnis füreinander. Viele meiner Kundinnen werden befördert, weil sie mit ihrer Vorgesetzten über Lohn sprechen. Also bitte, wenn Sie die Entschuldigung «kein Budget» während Ihrer nächsten Lohndiskussion hören, gehen Sie nicht davon aus, dass dies das Ende des Gesprächs ist. Es ist der Anfang!
<em>Wies Bratby leitet Women In Negotiation, ein Coaching-Unternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, Frauen in Unternehmen beizubringen, ihre Karriere und ihren Lohn zu verhandeln. Weitere Infos <a href=”https://www.facebook.com/groups/womeninnegotiationwin/” target=”_blank” rel=”noopener”>hier</a></em>