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Kinder, es reicht

Kinder, es reicht

  • Text: Jacqueline Krause-Blouin; Foto: iStock

Unsere stellvertretende Chefredaktorin Jacqueline Krause-Blouin hat kürzlich geheiratet – und kann sich nun vor Spekulationen über möglichen Nachwuchs kaum retten. Schluss damit!

Ach ja, die freudige Erwartung. Der Hormon-Glow. Das kleine süsse Geheimnis unter der Brust. Oder was es sonst noch für reizende Ausdrücke fürs Schwangersein gibt. All das betrifft mich jetzt offenbar, obwohl ich erst 31 bin und somit noch nicht in der Endphase meiner reproduktiven Möglichkeiten. Aber das Alter, oder vielmehr die allseits gefürchtete biologische Uhr spielen jetzt keine Rolle mehr – denn ich habe kürzlich geheiratet.

Eigentlich eine schöne Sache. Der Sack ist zu, und ich kann mich wichtigeren Dingen widmen als dem perfekten Gelbton für die Hochzeitseinladungscouverts. Aber nein, da kommt das nächste Problem, sozusagen der Walk of Shame nach den Flitterwochen: Ich werde nun sicher einmal pro Woche gefragt, ob ich schwanger bin. Habe ich bei einem Fernsehabend eine Träne in den Augen, nimmt mich meine Mutter gleich mit grossen Augen in den Arm: «Bist du schwanger?» Als wäre ein veränderter Hormonspiegel die einzige Erklärung für Gerührtheit. Wenn ich einmal beim Apéro im Büro – zugegeben selten – Schorle statt Schampus trinke, treffen mich verschwörerische Blicke. Meine Nachbarin fragt mich, ob ich mich eigentlich gut fühle, so generell, oder ob mir vielleicht, zwinkerzwinker, «irgendwie übel» sei. Selbst mein 7-jähriger Neffe bohrt schon, ob denn nun bald ein Spielgefährte nachkomme.

Was ist da passiert? Nur weil eine Frau heiratet, muss sie doch nicht gleich zur Gebärmaschine werden – und ihre Körpermitte zur öffentlichen Angelegenheit. Vielleicht wölbt sich unter meinem Seidenblüschen kein süsses Bäuchlein, sondern einfach ein fettes Clubsandwich. Oder eventuell will ich überhaupt keine Kinder bekommen. Stellen Sie sich das mal vor. Warum sollte man auch heiraten, wenn nicht der Fortpflanzung wegen? Offenbar ist eine Frau, die keine Kinder bekommen will, in den Augen der meisten noch immer ein männermordender Vamp und könnte deswegen gar nicht erst auf die Idee kommen, jemandem ewige Treue zu schwören.

Ich komme mir schon vor wie Jennifer Aniston. Nur hat die es bald geschafft, mit ihren 48 Jahren. Aniston hatte einmal ein gepfeffertes Essay darüber geschrieben, wie es ist, seit Jahren um die Bauchgegend rum beäugt zu werden und ewiger Spekulation ausgesetzt zu sein. Nun, das betrifft offenbar nicht nur von Paparazzi gejagte Celebrities.

Deshalb ein für alle Mal: Es geht niemanden ausser meinen Mann und mich etwas an, was ich mit meiner Gebärmutter vorhabe. Es ist unverschämt, eine Frau nach ihrer Familienplanung zu fragen. Nicht umsonst ist es gesetzlich untersagt, sie in Bewerbungsgesprächen zu thematisieren. Es besteht zudem die Gefahr, dass es verletzend wird – für viele ist das Kinderkriegen oder eben -nichtkriegen eine besonders emotionale Angelegenheit. Wer weiss, was die Frage für Wunden aufreissen kann? Frühgeburt, Abtreibung, vergebliche Versuche, schwanger zu werden: alles Dinge, die man nicht bei einem Pikkolööchen bespricht.

Oder – und das ist das Wichtigste – vielleicht hat man einfach keine Lust, sich zu erklären. Sowieso: die Erfolgsaussichten, den Gossip zuerst zu erfahren, sind gering. Selbst wenn ich schwanger wäre, würde ich wohl kaum einer Arbeitskollegin im Lift die frohe Kunde eröffnen, bevor es mein Mann, meine Mutter oder meine Chefin wüssten. Man kann sich also seine investigativen Energien sparen, um andere Leute zu nerven. Die Männer zum Beispiel. Meiner wurde jedenfalls noch nie gefragt, ob es denn bald so weit sei.