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Karma to Go?

Leben

Karma to Go?

  • Redaktion: Silvia Binggeli; Foto: Flavio Leone

annabelle-Chefredaktorin Silvia Binggeli über Glücksbringer, Spiritualität und deren Platz in einer aufgeklärten Welt. Themen, die auch an der annabelle-Soirée ergründet werden.

Mein Glücksbringer als Kind war eine vormals flauschige, aber mit der Zeit ziemlich verhuddelte kleine Decke, in die ich mich gern kuschelte. Fuhren wir weg – auch nur für ein paar Stunden –, und hatte ich die Decke daheim vergessen, schrie ich so lang so laut, bis die Autofahrerin Forfait gab, umdrehte und mich die Decke holen liess.

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich die Decke für immer weglegte; wahrscheinlich, als ich logisch zu denken begann und realisierte, dass sie als ständiger Begleiter irgendwie unangebracht war. Glücksbringer trage ich trotzdem noch regelmässig bei mir: einen Ring, den mir ein für mich wichtiger Mensch geschenkt hat, einen Stein, den ich an einem schönen Strand gefunden habe, oder ein Buch, das mir wertvolle Einsichten brachte. Glücksbringer sind die wohl sanfteste Form des Glaubens an eine unsichtbare Energie, die uns irgendwie wohltuend durch die Herausforderungen des Alltags trägt – und wohl auch die etablierteste.

Mittlerweile hat der Drang nach ganzheitlichem Glück und Sein aber rapid grössere Dimensionen angenommen: Wir pilgern am Wochenende ins Schweigeseminar, essen vor wichtigen Entscheidungen Chiasamen und befragen Engel, wir praktizieren am Mittag Yoga und posten unser Tagesmantra auf Facebook. Spiritualität boomt, sie ist zum breit zelebrierten Lifestyle geworden. Meine Arbeitskollegin Helene Aecherli ist dem gesellschaftlichen Phänomen nachgegangen, fragt in dieser Ausgabe sich selbst, Psychologen und eine Tarot-Expertin, weshalb wir uns, allem aufgeklärten Geist zum Trotz, wieder je länger, desto unkritischer der Esoterik hingeben. Ist es steigender Leistungsdruck, vor dem wir flüchten, oder ist es vielleicht genau dieser aufgeklärte freie Geist, der uns nun undurchsichtige Gefilde erforschen und Karmapunkte sammeln lässt?

Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre von Helenes Beitrag. Und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mit uns weiter ergründen: Am 8. Mai an unserer zweiten Soirée zum Thema «Yoga, Engel, Superfood. Selbstoptimierung oder Sackgasse?» Bei dieser Gelegenheit verrate ich Ihnen natürlich auch gern meinen aktuellen Glücksbringer.

Hier finden Sie alle Infos zum 2. annabelle-Talk am 8. Mai

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