Köpfchen und Kurven: Pin-up-Girl Louann von Brochwitz
- Text: Christina Duss; Foto: Franchot & Emmalynn
Das Zürcher Pin-up-Girl Louann von Brochwitz liebt die Mathematik und balanciert in Las Vegas zwischen Wissenschaft und Showbiz.
Als Louann von Brochwitz ihr Skypetelefon in Las Vegas abnimmt (ohne Bild, sie sei noch im Pyjama), wundert man sich ein wenig über ihr fliessendes Schweizerdeutsch. Das hört sich vielleicht komisch an. Denn die 26-Jährige ist in Zürich geboren und machte hier die Matura. Öffentlich wahrgenommen wurde sie jedoch zum ersten Mal, als die Vox-Realityserie «Goodbye Deutschland» sie bei ihrer Auswanderung von Berlin nach Las Vegas begleitete.
Damals nannte man sie noch Loulou, sie war das perfekte Pin-up-Girl, das von einem aufreizenden Glamour vergangener Dekaden umrankte Mädchen mit zart gemeisseltem Gesicht, roten Lippen, einem Schuss Naivität und einem Faible für Mathematik. Louann von Brochwitz schien es in den USA schaffen zu wollen, ganz fest, mehr als alles andere. Das war auf aufregende Weise unschweizerisch. Für die Castingleute ein Sechser im Lotto. Und für Louann von Brochwitz ein Schritt Richtung Promistatus.
«Was da von mir gezeigt wurde, darf man nicht als authentisch akzeptieren», sagt sie zwei Jahre später am Telefon. Die Auswanderung ist mittlerweile geglückt: Sie lebt mit ihrem 54-jährigen Freund, einem Berliner, in Las Vegas und doktoriert an der Technical University of California. Es geht um die Relativitätstheorie und um neue Lösungen in Sachen Raum, Zeit und schwarze Löcher. «Ich habe das Verlangen nach einem tiefen Verständnis unserer Welt, des Universums», sagt sie. Und dann, wenn die Lösung da, die Magie dieser Zusammenhänge ersichtlich ist, komme das einer Art Erleuchtung gleich. «Einem sexuellen Höhepunkt.» Es lohne sich, an der Mathematik zu arbeiten, diesem eigenbrötlerischen Unterfangen, wo man zuhause vor sich hin knoble und auch ein bisschen leide.
«Sexiness entspricht nicht meinem Naturell.»
Das Pin-up-Mädchen mag sie nicht mehr sein. «Sexiness entspricht nicht meinem Naturell.» Ihr neuer Plan: Louann von Brochwitz, das Contortion-Model. Ultrabeweglich muss sie dafür sein, mit Schlangenfrau-Fähigkeiten an Shootings rumturnen, dafür trainiert sie fünfmal pro Woche. Warum aber dieses Streben ins Rampenlicht? Warum diese Arbeit an der Oberfläche, wenn sie doch offensichtlich eine Leidenschaft für tiefere Zusammenhänge hegt?
«Im Grunde bin ich schüchtern», sagt sie, «ich könnte ohne Probleme vier Monate lang an Zeitreisen herumstudieren.» Doch es scheine ihr gefährlich, als introvertierter Mensch den Bezug zur Realität zu verlieren. Sie brauche ein wenig echte Welt, wie Yin und Yang, nur einfach: «Das Echte in extrem.» Zwei Extreme auf beiden Seiten. Und dazwischen? «Meine Freunde beschweren sich, dass ich bloss ein Hirn in einer Petrischale sei», lacht sie, «dass ich zu wenig in der Mitte lebe, und es stimmt: Ich hätte gern eine gewisse Leichtigkeit in Bezug auf den Alltag.»
Doch wenn sie manchmal ein wenig kurios rüberkomme, dann nur weil sie unsicher sei. «Eine Überlebensstrategie», erklärt sie. Louann von Brochwitz versucht sich in Sachen Berühmtsein gerade in einer Gratwanderung: die künstlerische Seite leben, aber nicht ausreizen. «Ich will ernst genommen werden.»