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Patrizia Furrer zeigt ihr Zuhause

Leben

Patrizia Furrer zeigt ihr Zuhause

  • Text: Line Numme; Fotos: Ornella Cacace

Patrizia Furrer (42), Gastbloggerin beim annabelle-Einrichtungsblog lebt wie im Wohnmagazin. Allerdings in ihrem eigenen. Sie mixt Design unbeschwert mit Do-it-yourself.

Eigentlich erwartet man ein eher überdekoriertes Haus, doch bereits beim Betreten des nüchternen Dreissigerjahre-Baus in Kriens LU merkt man: Hier ist weniger mehr. Patrizia Furrer mag es schlicht und aufgeräumt. Do it yourself heisst eben nicht herzige gehäkelte Deckchen und Untersetzer oder selbst gebastelte Bilderrahmen überall. Nein, es geht auch anders: Selbstgemachtes mit Coolness-Charakter, das auch erst auf den zweiten Blick als Eigenwerk erkennbar ist, ziert dieses Haus. Man muss beinahe suchen, bis man etwas entdeckt. Mit einem herzhaften Lachen quittiert die gelernte Visual Merchandiserin und Grafikerin denn auch das Erstaunen darüber und meint: «Ich bin halt eher auf der schlichten Schiene, mag es lieber schwarz und weiss.»

Von Fülle und Verstaubtheit also keine Spur hier. Sie müsse atmen können und möge es luftig. Vieles, was sie kreiert, verschenkt sie, oder es wird wieder weggeräumt, um Neuem Platz zu machen. «Es gefällt mir, immer wieder etwas zu verändern. Meist braucht es ganz wenig, einen neuen Stoff für ein Kissen zum Beispiel, oder ich ändere Details an einem bestehenden Objekt», sagt sie und deutet auf einen simplen Ikea-Hocker, den sie mit einem raffinierten Anstrich aufgepeppt hat.

In ihrem Blog Lilaliv.ch präsentiert Patrizia Furrer grundsätzlich nur Sachen, die wirklich zu gebrauchen sind und ausserdem ihren hohen ästhetischen Ansprüchen genügen. Da wird nichts einfach ausprobiert, weil es nun mal zur Saison passt oder ihren Leserinnen gefallen könnte. Ein Blog sei für sie eigentlich ein Tagebuch, in das sie anderen Einblick gewährt, darum orientiere er sich auch ausschliesslich an ihrem persönlichen Geschmack. Ihr Konzept scheint zu funktionieren und ihr Stil zu gefallen. Seit der Aufschaltung vor einem knappen Jahr hat sie bereits eine grosse Community um sich versammelt, die ihr Tun regelmässig verfolgt. Man findet auf ihrer Seite aber nicht nur Ideen zum Selbermachen, sondern auch ganz viel Inspiration zum Thema Einrichten. Unverkennbar ist dabei die Liebe zum skandinavischen Stil, die sich auch im Namen ihrer Tochter und des Blogs zeigt: Liv – so heisst die Sechsjährige – bedeutet in den nordischen Sprachen «leben». Und es war wiederum Liv, die ihrer Mutter vorschlug, doch den Blog nach ihr zu benennen und gleich noch ihre Lieblingsfarbe publik zu machen, und so entstand Lilaliv. Natürlich ist sie mächtig stolz, dass sich ihre Mutter darauf eingelassen hat. Auch Liv macht gern vieles selbst, am liebsten kocht und werkelt sie mit ihrem Mami in der Küche. «Kochen ist bei uns eine Riesensache – Liv und ich bereiten fast jeden Abend gemeinsam das Essen zu, und wenn mein Mann nachhause kommt, sitzen wir alle zusammen am Tisch und geniessen.»

Aus der Verbindung Genuss und DIY ist auch Patrizia Furrers erste Geschäftsidee entstanden. Nach ihrer Lehre als Visual Merchandiserin verschlug es Patrizia Furrer erst mal nach Amerika, wo sie dann statt dem geplanten einen ganze zehn Jahre blieb. Ein Grafikstudium und ein paar Jahre Selbstständigkeit später kehrte sie mit ungefähr dreissig zurück nach Luzern. Und brachte etwas Wichtiges mit: die Idee für einen besonderen Cupcake-Shop. Das amerikanische Gebäck war zu der Zeit gerade in aller Munde, aber die Amerika-Rückkehrerin wollte Backkunst und Stil miteinander verbinden – zusammen mit zwei Kollegen eröffnete sie einen Cupcake-Shop, der auch Wohnaccessoires im Sortiment führte. Für Patrizia Furrer erfüllte sich damit ein Traum. Allerdings wurde es mit Kind dann schwierig, das Geschäft mit dem Rhythmus des Familienlebens in Einklang zu bringen, sie stieg wieder aus. Und widmet sich nun mit Leib und Seele ihrem Blog und Projekten im Stylingbereich, für die sie immer wieder angefragt wird.

Fast zeitgleich mit der Abgabe ihrer Geschäftsbeteiligung fanden Patrizia Furrer und ihr Mann ihr neues Zuhause in Kriens. Ein Glücksfall, den sie letztlich ihrer Tochter zu verdanken haben. Sie hat dem eher reservierten älteren Vorbesitzer bei der Besichtigung mit ihrem spontanen «Hier möchte ich gern wohnen!» wohl ein wenig das Herz geöffnet. Damit waren die zahlreichen anderen Bewerber aus dem Rennen, Familie Furrer bekam den Zuschlag. Der Umbau wurde – wie sollte es anders sein – zum Grossteil eigenhändig realisiert. Nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern vor allem weils Spass macht. Sie hätten sich Zeit gelassen mit den Neuerungen, meint Patrizia Furrer. «Und es war mir sehr wichtig, so schöne Kernelemente wie die Riemenböden in den oberen zwei Stockwerken und die Treppen mit dem wunderbaren Holzgeländer zu belassen.»

Ihre schlichte und praktische Grundeinrichtung hat Patrizia Furrer fast komplett in Weiss gehalten, und sie macht keinen Hehl daraus, dass sie aus dem grossen schwedischen Möbelhaus stammt. Mehr Geld oder auch Zeit investiert sie lieber in besondere Einzelstücke. Sei es ein gutes Sofa oder ein besonders passendes Möbel aus der Epoche, aus der auch das Haus stammt. Die schöne Vitrine im Essbereich beispielsweise, die eine erlesene Sammlung von Spirituosen beherbergt. Ein Brockenhausfund, den sie selber liebevoll restauriert hat. Häufig würde der Fehler gemacht, zu viel zu mixen, und so wirke es schnell mal etwas zu aufgeregt, findet Patrizia Furrer: «Meist genügt eine Farbe, die man dann einfach durchzieht, als Akzent, statt es zu bunt werden zu lassen.»

Auf der mittleren Etage fehlt immer noch das Badezimmer – momentan benutzt die dreiköpfige Familie Dsche und Gäste-WC im Eingangsbereich, was eigentlich sehr gut funktioniere. «Allerdings ist es dann schon schön, wenn wir endlich etwas mehr Platz haben.» Den liefert in diesem Fall das entgegen seiner Bezeichnung sehr aufgeräumte Puffzimmer, das noch diesen Frühling zum Bad umgewandelt werden soll.

Unter dem Dach hat Patrizia Furrer ein grosszügiges Reich für Liv geschaffen. Ein richtiges Traumzimmer mit gemütlicher Schlafkoje hinter einem Spitzenvorhang. Was besonders auffällt, ist das hübsche kleine Sprossenfenster in der Innenwand. Dahinter befindet sich das mit einem langen Tisch bestückte Arbeitszimmer der Hausherrin. Das Fenster sei allerdings nicht dazu da, ihre Tochter immer im Blickfeld zu haben, sondern um mehr Licht in den eher dunklen Arbeitsraum zu lassen. Hier kommt nur am späten Nachmittag Sonne durchs Dachfenster, darum hat sie kurzerhand ein Loch in die Wand geschlagen und das schöne Fundstück eingesetzt, so bekommt sie ein bisschen Helligkeit aus dem Kinderzimmer.

Im Arbeitsreich der Mutter herrscht kreative Ordnung. «Ich bin eine Listenschreiberin», sagt sie, «und was immer ich in Magazinen interessant finde, wird ausgeschnitten und als Inspiration in Ordnern abgelegt.» Selbst die umfangreiche Zettelwirtschaft an der Wand wirkt hübsch arrangiert: Die vielen Notizen sind mit einer Auswahl bunter Klebstreifen angebracht, die griffbereit danebenhängen. Aber sie werden nicht lange unbenutzt bleiben. Dafür wird Patrizia Furrers unerschöpflicher Ideenreichtum sorgen.

www.lilaliv.ch

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1.

Der Gartensitzplatz mit gepflegtem Riemenboden und Ikea-Sesseln

2.

Die Vitrine im Essbereich birgt eine auserlesene Sammlung an Spirituosen

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Zwei mit einem Händchen fürs Gestalten: Patrizia Furrer, Tochter Liv. Rechts: Der Gartensitzplatz mit gepflegtem Riemenboden und Ikea-Sesseln

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Der Look der Dreissiger, mit weisser Farbe in die Gegenwart geholt

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Grau in allen Nuancen sorgt im Elternschlafzimmer für optische Harmonie. Die Leuchten und Nachttische sind von Ikea

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Das helle Dachzimmer der kleinen Liv: Durchs Sprossenfenster fällt Licht hinüber in Mamas Arbeitsraum

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Das hübsche kleine Sprossenfenster hat Patrizia Furrer selbst eingebaut, damit die Abendsonne aus dem Kinderzimmer ihrer Tochter Liv direkt in ihr Arbeitszimmer scheint

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Statement mit Augenzwinkern: Poster «Smalltalk» von One Must Dash. Die Vasen sind von Ferm Living

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Patrizia Furrers hübsch eingerichtetes Wohnzimmer diente als Shootinglocation