Junge Unternehmerin: Franziska Bründler hat eine eigene Designmesse gegründet
- Interview: Helene AecherliFoto: Alberto Venzago
ANNABELLE: Franziska Bründler, gerade Designmessen gibt es heute zuhauf. Wieso haben Sie mit Design-Schenken trotzdem eine weitere ins Leben gerufen?
FRANZISKA BRÜNDLER: Ich lernte die Macher von Design-Schenken Wien kennen und entschied, das Konzept auch in die Schweiz zu bringen.
Als Sie die Messe lancierten, waren Sie 27 Jahre alt. Wie hat die Branche auf Sie reagiert?
Einige dachten wohl, ich sei verrückt, andere fanden mich mutig.
Wie geht man mit solchen Reaktionen um?
Einige Bemerkungen waren hart und von oben herab. Aber ich war dankbar für ehrliche Feedbacks und konkrete Hilfe.
Vor drei Jahren haben Sie zudem das Unternehmen Fidea Design gegründet. Was hat Sie dazu getrieben?
Eine Freundin zeigte mir den Kerzenhalter Mono Lux. Ich erfuhr, dass die Familie, die den Kerzenhalter produzierte, aus dem Geschäft aussteigen wollte, und schrieb ihr, dass ich den Kerzenhalter gern weiter produzieren würde. Zwei Wochen später hatte ich einen Lizenzvertrag, vier Wochen später eine GmbH gegründet, weitere zwei Monate später war das Produkt mit neuer Verpackung auf dem Markt. Danach gab es keinen anderen Weg, als weitere Produkte zu entwickeln.
Was ist wichtiger: Erfolg oder Unabhängigkeit?
Hätte ich vor drei Jahren genau gerechnet, gäbe es meine beiden Projekte nicht. Heute bin ich rationaler geworden, doch der Drang, meine Ideen umzusetzen, überwiegt. Ich hatte ein Angebot, die Firma zu verkaufen und mich anstellen zu lassen. Ich habe abgelehnt, weil mein Bauchgefühl Nein sagte.
Bis vor kurzem haben Sie sich mit einem festen Job Ihren Lebensunterhalt gesichert. Jetzt setzen Sie voll auf Ihr Unternehmen – trotz wirtschaftlich unsicheren Zeiten.
Ja, ich war Marketingchefin einer Uhrenfirma. Fidea Design und Design-Schenken habe ich nebenbei als Hobby betrieben. Aber irgendwann kam ich an einen Punkt, wo alles zu viel wurde. Da wusste ich: Jetzt musst du die eigene Firma aufgeben oder den Job. Ich spürte, ich musste es versuchen. Sonst würde ich mir dies ein Leben lang vorwerfen.
Welche Einschränkungen müssen Sie dafür in Kauf nehmen?
Nur finanzielle. Mit meiner Ausbildung könnte ich wohl das Vierfache verdienen. Manchmal wünschte ich mir dies. Doch wenn ich dann wieder neue Produkte entwickle, auf der Messe stehe und vor Ideen sprudle, erlebe ich Glücksmomente, die unbezahlbar sind.
Welche Voraussetzungen braucht es, um als Jungunternehmerin erfolgreich zu sein?
Das Unternehmer-Gen, ein «Das schaff ich – alles ist möglich»-Denken, gepaart mit analytischem, ökonomischem Wissen, einem guten Netzwerk, vernetztem Denken und Handeln und der Möglichkeit, finanzielle Mittel zu bekommen, um Ideen umzusetzen – und das Glück, oft zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.
Am Weihnachtsmarkt Design-Schenken stellen junge Schweizer Designer ihre schönsten Produkte vor. Der Markt findet vom 2. bis 4. Dezember in der Kornschütte Luzern statt und wird von einer Buchvernissage und einem Poetry Slam abgerundet. www.designschenken.ch
Eigene Firma gründen:
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