Werbung
Jein zur Quote: Plausible Gründe gegen eine Frauenquote

Leben

Jein zur Quote: Plausible Gründe gegen eine Frauenquote

  • Redaktion: Barbara AchermannIllustration: Paul Blow

Es gibt auch plausible Gründe gegen eine gesetzliche Frauenquote. Die annabelle-Umfrage zeigt: Die meisten Skeptikerinnen und Skeptiker  argumentieren differenziert. Und das ist gut so – denn die Quotendiskussion muss weitergehen.

Voten aus dem «Ja, aber»-Lager

MONISHA KALTENBORN
Rennstallbesitzerin und CEO Sauber Motorsportarbeitenden
«Quoten sind etwas Künstliches, deshalb bin ich im Grunde dagegen. Wenn jedoch Frauen auch weiterhin nicht die gleichen Chancen erhalten wie Männer, dann können Quoten – für einen begrenzten Zeitraum – durchaus ein sinnvolles Mittel sein, um Frauen Türen zu öffnen.»

NADJA LANG
Geschäftsleiterin Max Havelaar Schweiz
«Taten statt Quoten! Meine persönlichen Erfahrungen zeigen, dass eine Frauenquote auf der operativen Ebene zurzeit wenig realistisch ist, wenn schon müsste man die Verwaltungsräte anschauen. Die Schweizer Wirtschaft wird aber so oder so nicht darum herumkommen, gemischte Teams als Erfolgsfaktor zu erkennen und zu nutzen.»

HANS KÜNZLE
CEO Nationale Suisse
«Ich könnte mit einer festgelegten Frauenquote auf Zeit im Verwaltungsrat leben. In der Tat verstehe ich, dass wieder vermehrt nach einer Quote verlangt wird, da sich der Frauenanteil in  den oberen Managementrängen nur langsam erhöht beziehungsweise teilweise auch wieder zurückgeht. Eine den Frauenanteil bestimmende Quote kann eine gewisse Diversität garantieren  nd somit verschiedene Blickwinkel in ein Team einbringen. Allerdings: Die Demografie wird nicht zulassen, dass Unternehmen auf Frauen, oder zum Beispiel auf ältere Mitarbeiter,  verzichten, sodass sich dies auch ohne Quote mit der Zeit einpendeln wird und gar muss.
Eine auferlegte Quote ist für mich einem wirtschaftlich Motorsportarbeitenden Unternehmen nicht zuträglich. Vielmehr sollte sich ein Unternehmen selber Ziele setzen und entsprechende  Massnahmen treffen, um eine Durchmischung in den Teams voranzutreiben. Das ist auch mein Anspruch für Nationale Suisse.»

BETTINA BÜCHEL
Professorin IMD
«Ich bin sehr für eine Frauenquote in Boardpositionen und unterstütze Viviane Reding in ihrem Vorhaben auf europäischer Ebene. Ich halte allerdings dreissig Prozent Frauen auf operativer  Ebene für zu hoch, da wir in den verantwortungsvollen Positionen noch nicht den Nachwuchs dafür haben, um diese Zahl zu erreichen.»

SEPP BLATTER
Präsident des Weltfussballverbandes Fifa
«Nicht nur die Zukunft, auch die Gegenwart ist weiblich.»

ROLF HILTL
Inhaber Hiltl
«Auf dieser Welt sind wir zirka fünfzig Prozent Frauen und fünfzig Prozent Männer, und das ist anscheinend eine sinnvolle Mischung. Als Unternehmer empfehle ich dieses ausgewogene Verhältnis tendenziell auch für Firmen. Je nach Gewerbe ist dies jedoch wieder individuell zu handhaben. In der Hiltl AG sind wir im oberen Kader zwanzig Frauen und fünfzehn Männer. Ich bin aber gegen strikte (Frauen-)Quoten, weil mir Freiheit und Eigenverantwortung enorm wichtig sind und weil ich Menschen nicht nach ihrem Geschlecht werte.»

MICHAEL RINGIER
Verleger
«Ich bin bei diesem Thema hin und her gerissen. Ich bin sehr glücklich, dass wir bei Ringier mit Annabella Bassler soeben eine Frau als Finanzchefin in die Konzernleitung befördern konnten, und Christiane zu Salm ist aus meinem Verwaltungsrat auch nicht wegzudenken. Wenn Sie mir allerdings den Auftrag geben, dreissig Prozent der Führungskräfte in der Druckerei mit Frauen zu besetzen, wäre ich ziemlich ratlos. Da ist kaum eine zu finden. Das Thema scheint ziemlich komplex zu sein und ist eng verbunden mit den politischen und sozialen Umständen einer  Gesellschaft. Ohne Zweifel ist eine soziale Infrastruktur, welche den beruflichen Werdegang der Frau erleichtert, von höchster Bedeutung. Daran, ob eine Quote den Frauen die Unterstützung gibt, welche sie ohne Zweifel brauchen, habe ich allerdings meine Zweifel.»

ROGER SCHAWINSKI
Journalist und Unternehmer
«Da muss ich leider passen. Sorry, aber so geht es ‹in the real world› nicht.»

MICHAEL STEINER
Regisseur
«Ich kann Ihr Anliegen nicht unterstützen. Anstelle eines weiteren,regulativen Gesetzes wäre es klüger, der Staat würde Krippenplätze gratis anbieten und alle Schulen zu Tagesschulen machen. In meinem Umfeld wird wegen teurer Krippenplätze und fehlender Tagesschulen die Karriere vieler Frauen gestoppt, bevor sie überhaupt begonnen hat.»

MIRIAM BLOCHER
Inhaberin und Geschäftsführerin Läckerli Huus
«Ich bin der Auffassung, dass es genügend qualifizierte Frauen auf dem Arbeitsmarkt gibt und es keine ‹Almosen› für das weibliche Geschlecht braucht. Mit der Frauenquote werden die Frauen nicht wirklich unterstützt, sondern – im Gegenteil – eher benachteiligt.»

MARCO BOSELLI
Chefredaktor «20 Minuten» und «20 Minuten Friday»
«Obwohl ich sehr gern mit Frauen arbeite und wir bei ‹20 Minuten› auch schon viele weibliche Kader haben, glaube ich nicht, dass eine Quote der richtige Weg ist. Am Ende sollte immer die  Qualität der einzelnen Bewerbung für die Besetzung eines Jobs ausschlaggebend sein. Der Weg hin zu einer vom Geschlecht her ausgeglichenen Führungsebene wird so sicher steiniger, am  Ende für die Frauen aber befriedigender sein – weil sie das Ziel dank ihres Könnens und nicht mittels Reglementierungen geschafft haben werden.»

Next Read