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Interview mit Finanzexpertin: Schon 100 Franken monatlich lohnen sich als Anlage
- Text: Sven Broder
Corinne Brecher ist unabhängige Finanzexpertin und Mentorin. Im Interview spricht sie über ihre Erfolgserlebnisse, Geldanlagen und Frauen in der Finanzwelt.
annabelle: Corinne Brecher, als unabhängige Finanzexpertin und Mentorin versuchen Sie, Frauen für Themen wie Finanzanlage und Aktienmarkt zu begeistern. Nach mehr als 450 Webinaren, wie lautet da Ihr Fazit?
Corinne Brecher: Das Thema Finanzen ist in den meisten Haushalten leider immer noch überwiegend Männersache. Das liegt wohl daran, dass die Frauen tendenziell risikoscheuer sind – und sich insgesamt weniger zutrauen. Dabei ist die Sache gar nicht so kompliziert. Viele Frauen entwickeln sogar eine richtige Begeisterung, wenn sie mal die erste Hemmschwelle überwunden haben – und viel Talent.
Sie haben eine Lehre im Gastgewerbe gemacht und sind erst danach über die kaufmännische Berufsmatura ins Finanzwesen eingestiegen. Woher kam Ihr plötzliches Faible fürs Geld?
Das wurde mir wohl von meinem Vater in die Wiege gelegt. Er war immer sehr engagiert, was die Verwaltung des Familienvermögens anbelangt. Und ich habe ihm schon als Kind gern und oft über die Schulter geschaut, wenn er zum Beispiel die Steuererklärung ausgefüllt hat. Ihm war wichtig, dass ich lerne, dass man für sein Geld arbeiten muss. Aber auch, dass man sein Geld danach für sich arbeiten lassen kann, wenn man es richtig investiert.
Können Sie sich noch an Ihr erstes finanzielles Erfolgserlebnis erinnern?
Oh, ja. Ich bin ein Autofreak. Während meiner Lehre legte ich jeden Franken Trinkgeld auf die Seite – und konnte mir damit zum 18. Geburtstag mein erstes eigenes Auto kaufen.
Heute gönnen Sie sich mit den Dividenden aus Ihren Finanzanlagen unter anderem eine Haushalthilfe, richtig?
Genau – und indirekt erkaufe ich mir damit mehr Zeit für meine kleine Tochter. Es ist diese Denkweise, die ich auch den Frauen näherbringen möchte.
Aber braucht man nicht erst einmal viel Geld, um mit Geldanlegen überhaupt Geld zu verdienen?
Überhaupt nicht. Bereits 200 Franken pro Monat reichen; die eine Hälfte geht in die Vorsorge, die andere in die kurz bis mittelfristige Anlage. So stellt man sicher, dass man nicht erst im Alter etwas davon hat. Das motiviert.
Was unterscheidet Sie denn von «normalen» Finanzberatern?
Die finanzielle Bildung von Frauen: Das ist mein Herzensprojekt. Deshalb dient meine Firma ausschliesslich als Plattform für das Aneignen von Wissen und den Austausch unter Frauen. Sie ist nicht reguliert und bietet weder Anlageberatungen noch den Verkauf von Finanzprodukten an. Meine Kundinnen bezahlen dafür, unabhängig beraten zu werden, was voraussetzt, dass keine Provisionen fliessen. Zudem mache ich das alles nebenberuflich, was mich von bestehenden Finanzvertrieben loslöst und unabhängiger macht.