Jenny Zhu (30), Unternehmerin und Bloggerin, ist überzeugt, dass sich in China bald etwas ändern wird.
Jenny Zhu macht sich Sorgen. Momentan vor allem wegen den Giften im Essen. «Biolebensmittel sind in China eine Ausnahme», sagt sie. Über solche Themen schreibt sie in ihrem englischsprachigen Blog. Oder darüber, dass jeder Mittelklasse-Shanghainese ein Hausmädchen hat. Sie selber hat auch eins. «Sie schläft mit unserem Sohn im selben Zimmer.» Ihr Blog, sagt Jenny Zhu, sei nicht politisch. «Ich möchte China im Ausland ein Gesicht geben.» Ist ein zweites Kind ein Thema? Dürfte sie wegen der Einkindpolitik überhaupt ein weiteres haben? «Ja», sagt Jenny Zhu, weil ihr Mann Kanadier sei, gelte die Restriktion nicht. Aber Kinder seien teuer. «In Shanghai ist es normal, dass die Eltern die Hälfte ihres Salärs für die Ausbildung des Kindes ausgeben.»
Jenny Zhu hat in Singapur und Sydney studiert. Ihr Geld verdient sie heute mit ihrer iPad-App Open Language – ein Lernprogramm, das sich an Chinesen aus der Mittelschicht richtet, die English lernen möchten. Weibo findet sie «super, trotz der Zensur». Bis die Regierung einen Beitrag lösche, hätten ihn bereits Millionen gelesen. Weibo sei die grösste Plattform für Meinungsfreiheit, die es in China je gegeben habe. Jetzt redet sich Jenny Zhu warm: «Jeder in China weiss, dass unsere Regierung korrupt ist bis in die Wurzeln.» Lange hätte dies die Leute nicht interessiert. «Sie waren zu beschäftigt damit, Geld zu scheffeln.» Doch jetzt sei eine Mittelschicht entstanden, die Zeit habe, sich Gedanken zu machen. Jenny Zhu sagt: «Alle wissen, dass das autoritäre Regime unter Druck ist.» Es werde sich etwas ändern, die Frage sei nur: Was? Und wie? Sie sagt: «Ich will keinen Arabischen Frühling in China. Ich möchte einen stabilen Wechsel.»