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«Ich fühle mich unfair behandelt»

«Ich fühle mich unfair behandelt»

  • Text: Stefanie Rigutto, Fotos: Ornella Cacace

Jane Yi (26), Beraterin bei einer Werbeagentur, findet, dass der Westen nur die halbe Wahrheit über China kennt.

Jane Yi heisst eigentlich mit Vornamen Tingting. Doch wie jede junge Chinesin, die etwas auf sich hält, hat sie sich einen englischen Namen gegeben. «Ich liebe Jane Austen», sagt sie. «Stolz und Vorurteil» lese sie mindestens einmal pro Jahr. Tingting alias Jane bittet uns in ein Sitzungszimmer. Unter uns liegt die Nanjing Road, die berühmteste Einkaufsstrasse der Stadt. Shopping, sagt sie, sei ihr grösstes Hobby. Sie trägt ein Kleid von Laura Ashley, in der Hand hält sie ein Portemonnaie von Prada. Keine Fälschung, wie sie betont. «Ich habe es auf meiner letzten Europareise gekauft.»

Jane Yi arbeitet als Beraterin bei einer japanischen Werbeagentur, von 9 Uhr morgens bis 21 Uhr. Manchmal bis 22 Uhr. «Ich will mehr Freizeit», klagt sie. Immerhin wohne sie «sehr nah» vom Büro: «In 40 Minuten bin ich mit der Metro zuhause.» Sie lebt noch bei den Eltern, wie die meisten unverheirateten Frauen. Jane Yi reist ab und zu geschäftlich nach Tokio. «Wenn ich dort BBC schaue und sehe, wie über China berichtet wird, dann fühle ich mich unfair behandelt.» Sie wisse schon, dass die chinesische Regierung ihren Bürgern nur die halbe Wahrheit sage. «Aber was im Ausland über uns erzählt wird, stimmt auch nur zur Hälfte.»