Werbung
«Jede stösst an ihre Grenzen – aber nicht allein»

Leben

«Jede stösst an ihre Grenzen – aber nicht allein»

  • Text: Stephanie Hess; Foto: iStock

Die Angst vor dem Berg überwinden, ebenso die eigenen Abgründe: Bei «Women on Ice» führen Wissenschaftlerinnen Frauen für einige Tage aufs Glatteis.

Die Idee stammt ursprünglich von einem Teenager-Camp aus den USA: «Girls on Ice» ist ein zweiwöchiges Lager, wo Mädchen die Wissenschaft kennenlernen, die Berge und Gletscher – und auch sich selber. In die Schweiz gebracht hat es die Walliserin Marijke Habermann. Dafür wurde sie von annabelle im vergangenen Jahr als Schweizer Macherin ausgezeichnet. Marijke Habermann merkte schnell, dass nicht nur Mädchen Lust auf den Gletscher haben. Zum Abschluss jedes Camps präsentierten diese nämlich jeweils den versammelten Eltern ihre Forschungsergebnisse. An diesen Anlässen raunten zahlreiche Mütter ihr und den anderen Leiterinnen zu, wie gern sie selber einmal eine solche Erfahrung machen würden.

So wurde die Idee unter dem Namen «Women on Ice» weiterentwickelt und diesen Sommer führt ein Spin-off von «Girls on Ice» nun in zwei Expeditionen auch erwachsene Frauen aufs Eis im Walliser Lötschental. Der Fokus liegt dabei weniger auf der Wissenschaft. Ziel ist es vielmehr Frauen, die mitten im Arbeitsleben stehen, zu verbinden und sie während fünf Tagen in vielerlei Hinsicht aus der Komfortzone zu locken, sagt Andrea Barrueto, eine der Gründerinnen, die ebenso über einen Doktor in nachhaltiger Entwicklung und einen Master in Glaziologie und Klimawandel, wie über Ausbildungen in Entwicklungszusammenarbeit, Coaching und Yoga verfügt.

Andrea Barrueto, warum ist der Gletscher der ideale Ort, um Frauen miteinander zu verbinden?
Andrea Barrueto: Von Gletschern geht für viele eine fast spirituelle Kraft aus. Ich kenne das selber auch. Stehe ich auf dem Eis, fühle ich mich mit der Natur, mit der Welt verbunden. Ich lese diese Faszination für die Bergwelt, für deren Schönheit und Erhabenheit, auch aus vielen Bewerbungen der Frauen für das Camp heraus, die bisher bei uns eingegangen sind. Viele wollen unbedingt einmal auf einem Gletscher stehen können. Und der Gletscher bringt uns alle an unsere Grenzen, darum ist er als Ort für unser Camp ideal.

Welche Grenzen meinen Sie?
Die Herausforderungen können für jede Frau anders sein: Die eine hat Mühe fünf Tage so nah mit anderen Frauen zu verbringen. Andere laufen auf dem Gletscher körperlich am Limit. Wieder andere haben Mühe sich auf die Meditation einzulassen, die wir jeden Morgen durchführen werden. Jede stösst an ihre Grenzen, entdeckt und erweitert sie, aber nicht allein, sondern in einer gemeinsamen Erfahrung. Zentral ist dabei immer, dass wir die Frauen mit Modulen und Übungen unterstützen und dass die Frauen voneinander lernen können. Dass Beziehungen entstehen, Seilschaften, wenn man so will.

Bei «Girls on Ice» geht es auch darum, Mädchen in die Welt der Wissenschaft einzuführen. Bei den Frauen ebenfalls?
Uns ist es wichtig, den Frauen einen Einblick in die Zusammenhänge hinter dem globalen Phänomen Klimawandel zu verschaffen. Dies lässt sich in der alpinen Umgebung und auf den Gletschern eindrücklich veranschaulichen. Zusätzlich fokussiert das Programm auch auf die persönliche Entwicklung und bietet den Frauen Raum, sich selber neu zu entdecken. Unser Team ist dementsprechend divers und besteht aus der Unternehmerin und Coach Chris Nassivera, den Glaziologinnen Kathrin Naegeli und Dorothea Stumm, einer Bergführerin und mir selbst. Uns verbindet die Leidenschaft zur Natur, der persönlichen Entwicklung und das Empowerment von Frauen speziell in historisch von Männer geprägten Berufen.

Die Frauen sollen nach den fünf Tagen anders vom Berg herunterkommen, als sie hinauf gegangen sind? Wie?
Wir wünschen uns, dass sie vor allem strahlend runter kommen. Dass sie stolz sind auf sich. Und dass sie einen Moment der Ruhe und neue Ideen gefunden haben.

Daten: 26. bis 30. Juni oder 28. August bis 1. September 2019 Pro Expedition sind jeweils 14 Teilnehmerinnen zugelassen. Plätze sind noch für beide frei. Die Camps werden klimaneutral gestaltet respektive teilweise über myclimate freigekauft. Der Gewinn aus «Women on Ice» kommt «Girls on Ice» zugute.

Weitere Informationen finden Sie unter: inspiringgirls.org