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Grüne Freiheit: Sabine Rebers Plädoyer für den Wildwuchs im Garten

Grüne Freiheit: Sabine Rebers Plädoyer für den Wildwuchs im Garten

  • Redaktion: Rebekka Kiesewetter, Fotos: Stöh Grüning

Gärtnern ist jäten, ordnen, zurückschneiden. Falsch! , sagt Sabine Reber, die Frau mit dem vielleicht grünsten Daumen der Schweiz. Sie plädiert für mehr Wildheit im Garten.

Es gibt Gärten, in denen alles durcheinanderwächst. Hier helfen sich die Pflanzen gegenseitig, es herrscht ein biologisches Gleichgewicht: Erbsen und Kohl gedeihen zwischen Strauchrosen, Zucchetti neben Stauden und Kräuter als Randeinfassung der Blumenbeete. Das vermeintliche Chaos sieht hübsch aus und ist nützlich, denn für Schädlinge sind Reihen von ein und derselben Pflanze wie Selbstbedienungsregale.

Queerbeet wuchern lassen

Meine im Staudenbeet versteckten Engelbohnen hingegen haben die Läuse bis jetzt nicht gefunden. In der Nachbarschaft von Kümmel wachsen Kartoffeln, Gurken und Kohl besser; Dill passt gut zu Karotten, da sein Geruch die Karottenfliegen verwirrt, Knoblauch hält Schädlinge von Erdbeeren, Himbeeren und Obstbäumen fern. Pflanzen wollen geliebt, aber nicht mit Aufmerksamkeit überschüttet werden. Um herauszufinden, wann sie etwas brauchen, vertrauen Sie am besten auf Ihr Fingerspitzengefühl, Ihre Nase und – auf Ihren Hintern: Die Erde im Gemüsegarten muss sich bei der Aussaat feinkrümelig und porös anfühlen, klebt sie an den Fingern, ist es zum Säen zu nass. Gartenerde in der richtigen Temperatur riecht gut und fruchtbar, zu kalte Erde riecht nicht. Will man ganz sicher sein, dass der Boden warm genug für Direktsaaten ist, setzt man sich hin. Wenn man keinen nassen, kalten Hintern kriegt, ist der Zeitpunkt ideal.

Spüren Sie vor dem Giessen, ob die Erde wirklich trocken ist, und wässern Sie dann gründlich. Oft und dafür wenig zu giessen, schwächt die Pflanzen auf Dauer, weil sie so nur flache Wurzeln bilden.

Wachstum ist überall

Auch der tristeste Hinterhof kann erblühen. Weinkisten, Joghurtbecher oder die abgefahrenen Sommerpneus können als Pflanzkübel dienen. Zimmern Sie Hochbeete – jeweils 120 auf 120 cm – aus handbreiten Tannenbrettern, und füllen Sie sie mit Gartenerde und Kompost. Mit etwas höheren Seitenwänden kann man sie auch auf einer Terrasse oder auf Asphalt installieren.
Für die meisten Gemüse reicht 30 Zentimeter tiefe Erde, für Salat genügen schon 15 Zentimeter. Hochbeete haben den Vorteil, dass sich die Erde darin rasch erwärmt. Insbesondere Cherrytomaten und Basilikum fühlen sich wohl. Auch in Balkonkistchen kann man Salat und Kräuter ziehen; schön ist eine Mischung aus Salat und essbaren Blüten (z. B. rosarote Malve, Nelken, Hornveilchen).

Für Gemüse auf dem Balkon: Säcke mit Pflanzerde auf den Boden legen, ein Loch hineinschneiden und die jungen Pflanzen direkt einsetzen. Es gibt kompakte Gemüsepflanzen, die eigens für die Kultur auf dem Balkon gezüchtet wurden. Cherrytomaten und Auberginen kann man gut mit Blumen kombinieren. Die jungen Blätter vieler Gemüsearten lassen sich essen, bevor das eigentliche Gemüse reif ist: Erbsentriebspitzen und junge Krautstielblätter eignen sich roh als Salatbeigabe, die jungen Blätter des Federkohls kann man im Wok dünsten und Fenchelkraut zum Würzen brauchen. Übrigens sind auch die Knollen aller Liliensorten essbar. Sie schmecken ähnlich wie Kartoffeln und werden auch so zubereitet.

Mehr Know-How und Tricks von Sabine Reber zum Gärtnern können Sie im Artikel Tipps zu Topf und Garten nachlesen.

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1.

Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er erfordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten ist, Zeit, Zuwendung und Raum.

 

Prof. Dr. Ing. Dieter Kienast, Schweizer Landschaftsarchitekt,
1945 – 1998