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Freundschaft: Iouri Podladtchikov und Best Buddy Ruben Cassiano

Leben

Freundschaft: Iouri Podladtchikov und Best Buddy Ruben Cassiano

  • Interview: Sven Broder; Fotos: Iouri Podladtchikov

Olympiasieger Iouri Podladtchikov, sein Best Buddy Ruben Cassiano – und der Versuch, ein vernünftiges Gespräch zu führen.

annabelle: Iouri Podladtchikov und Ruben Cassiano, ihr kennt euch aus der Primarschule und seid seit 15 Jahren beste Freunde. Gäbe es etwas, das euch trennen könnte?
Iouri Podladtchikov: Ruben ist DJ und die Partyszene voll von vernebelten Menschen. Würde er Drogen nehmen, wäre das echt eine Knacknuss.

Was ist mit: Fang nie etwas mit der Ex deines besten Freundes an?
Iouri: Mein eigener Bruder war drei Jahre mit einer Ex-Freundin von mir zusammen. Ein guter Freund hat sie schliesslich geheiratet und hat jetzt zwei Kinder mit ihr. Alles schon erlebt.

Ruben Cassiano: Iouri hat eh schon alle Ex-Freundinnen von mir angemacht, alle Affären und, ja, eigentlich alles, was sich bewegt …
Iouri: Ha! – und du nicht? Aber ernsthaft: Es ist doch gerade die Qualität echter Männerfreundschaften, dass die Loyalität extrem weit geht. Ruben und ich hatten schon Frauenbesuch, und wir wussten beim Zähneputzen nicht, zu wem sie sich ins Bett legen wird. Aber jeder gönnte sie dem anderen.

Und, wer machte das Rennen?
(Schweigen)

Also Ruben?
Iouri: Ja – aber dann hat er es verhängt, der Loser. Das ist mein Trost (lacht).

Die NZZ schrieb einmal: «Alle, die Iouri mögen, kennen Leute, die ihn überhaupt nicht mögen, und die, die ihn mögen, haben sogar ein bisschen Verständnis dafür.» Ruben, warum magst du Iouri?
Ruben: Weil er ein Macher ist. Er reisst die Dinge an und zieht sie durch. Das beeindruckt mich immer wieder aufs Neue – und motiviert auch mich extrem. Zudem kannte ich Iouri ja schon, als er noch ein kleiner Bub war, Rollerblades fuhr und Fussball spielte.

Iouri: Ich war für Ruben der kleine Bruder, den er nie hatte. Er nahm mich überallhin mit. Obwohl ich einen Kopf kleiner war als er und neben ihm aussah wie ein Witz.

Ruben: (lacht) Die guten alten Zeiten!

Hast du dich schon für Ruben geschämt?
Iouri: Was hat der schon geboten, für was ich mich hätte schämen müssen?

Vielleicht betrunken auf dem Tisch getanzt?
Ruben: Iouri wäre der Erste, der so etwas unterstützen würde!

Iouri, war dir schon etwas peinlich?
Iouri: Ja. Als wir als Kinder zusammen vom Dach des Hallenbads springen wollten. Wir zählten auf drei, und dann bin ich nicht gesprungen.

Ruben: Ich schon – und brach mir den Rücken.

Iouri: Dafür schäme ich mich bis heute.

Kennt ihr den grössten Traum des anderen?
Ruben: Das Bild fürs «Vogue»-Cover shooten. Das wäre für ihn das Grösste.

Iouri: Und für Ruben: einen Song aufnehmen mit Kanye West. Wie gesagt: Wir erzählen uns alles.

Selbst wenn es so etwas wäre wie eine Erektionsstörung?
Iouri: Natürlich! Dann ist Ruben der Erste, den ich anrufe: «Fuck, Dude! Das hani no nie gha. Ich schwörs!»

Was sagt die Ex-Freundin über Ruben?
Iouri: Den Mist, den Frauen dann immer sagen: «S isch e schöni Ziit gsi, mir händ vili schöni Sache erläbt. Aber hey: S Läbe gaht wiiter.»

Ruben: Ja, weil ich Frauen nicht hinterherlaufe. Dafür bin ich zu stolz.

Iouri: Stimmt. Da bin ich im Vergleich eine Riesenmemme. Ich leide und lass mich von Frauen quälen wie ein Tier.

Was ist mit Iouri unmöglich?
Ruben: Computerspiele spielen.

Und was geht immer?
Ruben: Mit ihm auf die Piste gehen, etwas reissen zusammen. Vermutlich kommt er dann erst morgens um zwei, aber er kommt. Und dann bestellt er für 200 Stutz Essen, das er nicht isst.

Hat Iouri mal eine Familie?
Ruben: Ja. Es ist ja kein Geheimnis, dass Iouri schon viele Frauen gehabt hat. Aber es geht ihm nicht nur um Sex, er sucht tatsächlich die grosse Liebe. Auch wenn er das nie zugeben würde.

Iouri: Klar gebe ich das zu. Schreib: Iouri ist auf der Suche. Oder besser: Wir sind auf der Suche.

Warst du mal neidisch auf Iouri?
Ruben: Hall-o-o, er ist Olympiasieger! (lacht) Aber ernsthaft: Neidisch bin ich manchmal insofern, dass er heute Privilegien geniesst, die ich gern mit ihm teilen würde. Und auch Iouri erlebt ganz sicher Sachen, bei denen er sich wünschen würde, dass ich dabei wäre. Aber das geht nicht: Er ist der Promi, ich nur der Zürcher Szene-DJ.

Musst du Iouri ab und zu auf den Boden holen?
Ruben: Immer mal wieder. Aber das ist ein heikler Punkt: Du kannst ja niemandem den Erfolg missgönnen, schon gar nicht deinem besten Freund. Oder ihm sagen: Heb nicht ab, nur weil du Olympiasieger geworden bist. Ich meine: Das ist das Grösste – wer weiss, wie man selber damit umgehen würde. Und jeder Erfolg des einen öffnet immer auch dem anderen coole Türen.

Und du, Iouri: Schon mal eifersüchtig gewesen auf Ruben?
Iouri: Okay, Ruben, jetzt muss ich es dir sagen: Ich bin damals auch auf Anna gestanden!

Ruben: Schon lustig, Iouri, egal, welches Thema wir anschneiden, wir landen immer bei den Frauen.

Wann war der letzte Streit?
Ruben: Wir zoffen uns ständig. Er hat mich schon so runtergefaustet, dass ich danach Probleme beim Laufen hatte.

Iouri: Das sind meist Pseudostreite. Wir fangen eine Diskussion an, steigern uns rein und treiben es so weit, bis wir uns selber peinlich finden. Und dann fragen wir uns: Was jetzt?

Ruben: Dann bestellen wir noch ein Bier – und alles ist vergessen.

Gab es auch schon homoerotische Momente in eurer Beziehung?
Iouri: Was für eine Frage! Darauf kann ich nur antworten: In dem Moment, wo du neben deinem besten Freund liegst, während er Sex mit einer Frau hat, stirbt jede Erotik! Sorry, Ruben.

Ruben: Ich kann mit Iouri in einem Bett schlafen, mich an ihn rankuscheln, er darf mir sogar den Rücken eincrèmen. Alles easy.

Iouri: Na ja, so wie du einem den Rücken eincrèmst, kann ja auch gar keine Erotik aufkommen.

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