Jungen Medienschaffenden fehlen oft die finanziellen Mittel für ambitionierte Recherchen oder Reportagen. Der Verein Junge Journalisten Schweiz schafft Abhilfe.
Viele junge Journalistinnen und Journalisten kennen das Problem: Man hat eine Idee, die einem unter den Nägeln brennt, und würde die Geschichte am liebsten sofort umsetzen. Gerade Freischaffende stehen dabei aber vor der Herausforderung, die notwendige Recherche zu finanzieren. Denn meistens ist es so, dass erst die fertigen Artikel bezahlt werden – nicht aber die Zeit, die vor der Veröffentlichung dafür investiert wurde.
Diesen Missstand hat der Verein Junge Journalisten Schweiz erkannt und daraufhin einen Recherchefonds ins Leben gerufen. Unter dem Motto «Du hast die Story, wir liefern den Zaster» unterstützt der Verein seit rund drei Jahren die Arbeit von jungen Medienschaffenden finanziell.
Das funktioniert folgendermassen: Der Verein bezahlt einen Spesenvorschuss mit Defizitgarantie aus. Das bedeutet, dass die Medienschaffenden ihre Auslagen abschätzen, bevor sie mit der Arbeit beginnen, und dieses Geld dann überwiesen bekommen. Das kann eine investigative Recherche im Inland sein oder eine längere Reportage in Übersee. Nach der Rückkehr wird der Artikel im besten Fall verkauft und mit einem fairen Honorar plus Spesen vergütet – nur dann müssen die Spesen an Junge Journalisten Schweiz zurückbezahlt werden. Im schlimmsten Fall findet sich kein Abnehmer für den Artikel – dafür bleibt eine wertvolle Erfahrung. Das vorgeschossene Geld muss dann nicht zurückbezahlt werden.
Der Verein will damit den Redaktionen das Risiko abnehmen, das sie tragen, wenn junge Journalistinnen und Journalisten mit wenig Erfahrung zu aufwendigen Recherchen aufbrechen. Ausserdem steckt dahinter der Gedanke, das Selbstbewusstsein von jungen Medienschaffenden zu stärken und ihr Verständnis für eigene Geschichten zu schärfen.
«Die Unterstützung reicht viel weiter»
Jemand, der bereits vom Recherchefonds profitiert hat, ist die Schweizer Nachwuchsjournalistin Sofiya Miroshnyk. Zusammen mit dem Fotografen Matthias Käser reiste sie sechs Tage durch ihr Herkunftsland Ukraine und erarbeitete eine Reportage über die Nachwirkungen der Maidan-Revolution, die im Jahr 2014 ihren Anfang fand. «Vor etwa einem halben Jahr ist uns aufgefallen, dass der Ukraine-Konflikt weitestgehend aus den Schlagzeilen verschwunden ist. Wenn ich heute mit Freunden und Bekannten spreche, stelle ich jedoch fest, dass viele von Frieden in der Ukraine ausgehen. Dem ist aber nicht so.»
Nach ihrer Rückkehr konnten die beiden ihre Reportage im Bieler Tagblatt veröffentlichen. Rein finanziell hätten Käser und Miroshnyk ihr Projekt alleine stemmen können. «Doch die Unterstützung des Vereins reicht viel weiter», erzählt die 25-Jährige. «Für junge oder unerfahrene Journalisten ist der Einstieg in diesen Beruf nicht leicht. Vieles läuft über Kontakte und Empfehlungen. Zudem ist es als «Jungjourni» nicht einfach, die Artikel zu verkaufen. Hier bietet der Recherchefonds eine Absicherung für uns, sollte nicht alles wie gewünscht verlaufen. Zudem können wir auf den einen oder anderen Kontakt des Verbands zurückgreifen und vielleicht einen Artikel mehr platzieren. Dafür sind wir sehr dankbar.»
Hier gehts zum Bewerbungsforumular für den Recherchefonds von Junge Journalisten Schweiz