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Frauenschwingen: «Mädchen und Frauen werden zum Training oft nicht zugelassen»

Zeitgeist

Frauenschwingen: «Mädchen und Frauen werden zum Training oft nicht zugelassen»

  • Text: Sandra Brun
  • Bilder: EFSV, Unsplash; Collage: annabelle

Vorurteile, Hindernisse und Erfolge: Darüber haben wir vor dem Eidgenössischen Frauenschwingfest mit Franziska Ruch, Präsidentin des Eidgenössischen Frauenschwingverbands, gesprochen.

annabelle: Seit über 40 Jahren gibt es Frauenschwingfeste. Wie erklären Sie sich, dass dies noch immer kaum bekannt ist?
Franziska Ruch: Wir gehören klar zu den Randsportgruppen. Das hat sicher mit konservativen gesellschaftlichen Ansichten zu tun. Das Frauenstimmrecht gibt es ja auch erst seit 1971, vieles dauert hierzulande etwas länger – auch, bis Frauen den Mut finden, zu sagen: Schwingen ist eine Sportart, die ich auch ausüben will. Zudem gibt es immer noch viele Väter, die finden, Schwingen sei kein Sport für Mädchen.

Was macht denn Schwingen zu einem «Männersport»?
Zweikampf und Kräftemessen scheinen viele noch eher mit Männern zu assoziieren. Zudem sind bei den meisten wichtigen Wettkampfsportarten die Männer nach wie vor in der Überzahl – sogar beim Springreiten, obwohl Reiten und Pferde bei Mädchen beliebter zu sein scheinen als bei Jungen. Das grösste Hindernis liegt für mich aber bei der Vereinbarkeit: Viele Frauen können sich neben Job und Familie schlicht keine Zeit für Sport herausnehmen, ganz unabhängig von der Sportart.

Bestimmt spielen auch die sozialen Strukturen eine Rolle, in denen man aufwächst.
Das Umfeld hat sicher einen Einfluss darauf, ob man die Möglichkeit zum Schwingen hat – und ob man überhaupt Kontakt mit der Sportart hatte. Wir haben viele Mädchen und Frauen im Verband, deren Väter, Onkel oder Grossväter auch schon Schwinger waren. Da liegt es sicherlich näher, auch damit anzufangen.

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«Viele, die gegen Frauenschwingen sind, waren noch nie an einem Frauenschwingfest»

Was hindert Mädchen daran, mit Schwingen anzufangen?
Sicherlich auch die Trainingsmöglichkeiten. Gerade in der Innerschweiz – bei den männlichen Schwingern eine absolute Hochburg – werden in vielen Vereinen Mädchen und Frauen noch nicht zum Training zugelassen. Die Clubs legen den Fokus auf männlichen Nachwuchs und argumentieren dann mit nicht vorhandener Infrastruktur und fehlendem Interesse.

Ein Vorwand?
In Wirklichkeit hängt es mit der Einstellung der Nachwuchstrainer zum Frauenschwingen zusammen. Diese gründet meist auf Nichtwissen: Viele, die gegen Frauenschwingen sind, haben festgefahrene Bilder im Kopf, waren aber noch nie an einem Frauenschwingfest. Wenn sie dann sehen, dass Mädchen mit demselben Elan und Einsatz dabei sind und eben nicht abfallen, erlebe ich oft, dass sie ihre Meinung ändern.

Was sagen Sie zum Klischee, Schwingen sei eine ländliche Sportart?
Das war früher bestimmt so, auch bei den Männern. Heute spielt es aber absolut keine Rolle mehr, ob man einen ländlichen oder städtischen Hintergrund hat. Wir haben viele Stadtschwingvereine – wie zum Beispiel Winterthur, der schon früh eine Hochburg für Turnschwinger:innen war, die wenig mit dem Bauernbrauchtum zu tun hatten.

Welchen Ansatz verfolgen Sie, um Frauenschwingen erfolgreicher zu machen?
Wir müssen unsere Verbandsstrukturen professionalisieren. Und die Anzahl der Teilnehmerinnen steigern. Am kommenden Eidgenössischen Frauenschwingfest sind rund 100 Schwingerinnen dabei. Im Vergleich dazu sind es bei den Männern jeweils etwa 250 Teilnehmer, trotz strengerer Teilnahmebedingungen. Unterschiede zeigen sich auch bei den Preisgeldern und beim Sponsoring, wobei sich da Verbesserungen abzeichnen. Und neu ist es auch im Frauenschwingen so, dass erst am Eidgenössischen Schwingfest – das den Abschluss der Saison markiert – die Schwingerkönigin gekürt wird, damit die Spannung bis zum Schluss hoch bleibt. Da die aktuelle Königin Diana Fankhauser nicht teilnehmen wird, gibt es ab kommendem Wochenende also definitiv eine neue Schwingerkönigin.

Das Eidgenössische Frauenschwingfest findet am 2. September in Grächen, Wallis, statt. Weitere Informationen zum Eidgenössischen Frauenschwingverband findet ihr hier

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