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Frauen legen ihr Geld vorsichtiger an

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Frauen legen ihr Geld vorsichtiger an

Das Drei-Konto-Modell ist in, Geiz hingegen völlig out. Finanz- und Wirtschaftsjournalistin Meike Schreiber, Co-Autorin des Buchs «Money Queen», sagt, warum.

annabelle: Meike Schreiber, Ihr Buch richtet sich an Frauen, die sich bisher nicht gross um ihre Finanzen gekümmert haben. Kommt das 2019 wirklich noch vor?
Meike Schreiber: Ja, tatsächlich! In meinem Umfeld gibt es viele, die sorgen sich um Mann und Kinder, haben vielleicht noch eine nervige Schwiegermutter oder engagieren sich ehrenamtlich – der Kontostand ist dabei zweitrangig und bleibt oft auf der Strecke. Dann gibt es aber auch Frauen, die vor der Finanzwelt regelrecht zurückscheuen.

Was schreckt sie ab?
Frauen haben oft das Gefühl, von den Begriffen aus der Finanzbranche erschlagen zu werden. Oder sie fürchten sich davor, falsche Entscheidungen zu treffen. Diese Ängste sind historisch begründet: Es ist nicht allzu lang her, da durfte eine Frau ohne die Erlaubnis eines Mannes weder zur Arbeit gehen noch ein Bankkonto eröffnen. Geld war ein Männerthema.

Zeiten, die der Vergangenheit angehören. In Ihrem Ratgeber erhalten Frauen Tipps, wie sie ihr Geld anlegen können. Investieren Frauen anders als Männer?
Frauen sind vorsichtiger. Bevor sie ihr Geld investieren, verschaffen sie sich einen Überblick betreffend den Risiken, die sie eingehen werden. Männer neigen dazu, sich zu überschätzen oder mit Einzelaktien zu zocken, weil sie glauben, den Stein der Weisen gefunden zu haben. Zudem fällt mir auf, dass Frauen ihr Geld häufiger in nachhaltige Unternehmen investieren.

Es gibt Anlageprodukte, die praktisch immer eine schlechte Entscheidung sind, von Ihnen auch die «Radlerhosen der Geldanlagen» genannt. Wann sollten bei Investment-Angeboten die Alarmglocken läuten?
Klar ist: Hohe Zinsen und hohe Renditen sind immer mit einem hohen Risiko verbunden. Von Investitionen, die das Gegenteil versprechen, sollte man dringend die Finger lassen. Solche Angebote kommen heute ganz gern im grünen Mäntelchen daher, beispielsweise in Form von Investitionen in ökologische Anlagen zur Stromproduktion. Auch beim Kauf von Kryptowährung rate ich zur Vorsicht und empfehle, höchstens einen kleinen Betrag – quasi als Spielgeld – freizugeben. An Investitionen dieser Art kann sich heranwagen, wer den Grundstein für sein Vermögen bereits gelegt hat.

Ihr Buch kommt in lockerer Sprache daher. Sie zeichnen das Bild einer Frau, die versucht «Herrin ihrer Finanzen» zu werden, dazu am Cüpli nippt und von ihrem Lieblingspraliné nascht. Kann das Thema den Frauen nur so zugänglich gemacht werden?
Es fällt ihnen auf jeden Fall leichter, sich mit dem Thema zu befassen. Viele der Spartipps sind auch mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Meine Co-Autorin und ich wollten vermeiden, dass beim Lesen des Buches ständig das schlechte Gewissen über einem schwebt. Wir zeigen auf: Jeder kann mal in eine finanzielle Schieflage geraten – Himmel, so etwas passiert den besten! Dann heisst es eben: Kopf oben behalten, einen Schnaps kippen, Unterlagen zusammenpacken und auf direktem Weg zur Schuldnerberatung. Man kann absolut jede finanzielle Katastrophe überleben, aber manchmal muss man sich Hilfe suchen.

Hätten Sie einen sachlicheren Ton gewählt, würde das Buch nicht «Money Queen» sondern «Money King» heissen?
Nein. Und ich würde mich freuen, wenn auch Männer das Buch lesen. Denn oft haben sie von der Sache genauso wenig Ahnung wie die Frauen. Sie würden es aber nie zugeben.

Apropos Männer, inwiefern wird die Dynamik zwischen den Geschlechtern durch die veränderten Geldverhältnisse beeinflusst?
Die Männer gewöhnen sich schrittweise daran, dass Frauen Geld verdienen und für sich selbst sorgen können. Es ist aber extrem wichtig, dass in einer Beziehung offen über Geld gesprochen wird. Spätestens, wenn Kinder da sind! Frauen, die sich dafür entscheiden, zuhause zu bleiben oder Teilzeit zu arbeiten, müssen mit dem Partner über einen finanziellen Ausgleich sprechen. So, dass die Belastung auf den Schultern beider Partner fair verteilt wird.

Wie kann ein Streit ums Geld in der Beziehung vermieden werden?
Das Zauberwort heisst: Drei-Konto-Modell. Jeder behält sein eigenes Konto und zahlt regelmässig einen Betrag auf ein gemeinsames ein. Damit werden anfallende Kosten wie etwa für Miete, Einkäufe oder Ferien gedeckt. Ich plädiere dafür, dass jede Frau ihr eigenes Konto behält. Niemand hat Lust, sich beim Partner für den Kauf von neuen Schuhen zu rechtfertigen.

Und wer bezahlt beim ersten Date?
Das wiederum ist eine sehr heikle Angelegenheit. Je nach Kulturkreis wird dies auch ganz anders gehandhabt. Ich empfehle, das Thema anzusprechen, bevor eine solche Lappalie das erste Date ruiniert.

Ist Geiz wieder geil?
Geiz ist per se eigentlich nicht geil, nein. Ich finde es aber wichtig, dass Frauen finanziell auf eigenen Beinen stehen, ihr Geld sparen und dementsprechend anlegen. Dabei sollen sie aber nicht vergessen, sich eine kleine «Spassrendite» abzuschneiden. Schliesslich leben wir im Hier und Jetzt. Geld soll auch Vergnügen bereiten und ein bisschen davon unvernünftig verschwendet werden.

 

Mieke Schreiber ist Co-Autorin des Buchs «Money Queen». Sie hat zusammen mit Angelika Slavik haben den Geldratgeber «Money Queen» geschrieben, ein Geldplan für Chaos-Göttinnen. Edition-A-Verlag, ca. 24 Franken