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Fast vergessene Schweizer Handwerkskunst

Fast vergessene Schweizer Handwerkskunst

  • Redaktion: Viviane Stadelmann; Fotos: Andrea Badrutt (1), Claire de Lune (1), Tobias Siebrecht (1), Stiftung zur Sammlung und Ausstellung von Holzschnitzereien Brienz (1)

Das traditionsreiche Handwerk unserer Vorfahren ist auch heute noch eine Kunst für sich. Diese fünf können sich besonders sehen lassen. 

In den 26 Kantone der Schweiz sind eine Vielzahl verschiedener Brauchtümer und Traditionen verwurzelt. Aber während man die Unterschiede heutzutage oft nur noch bei der Diskussion um die unterschiedliche Anzahl an Feiertagen hervorhebt, lohnt es sich, auch etwas früher in die Geschichte unserer Heimat blicken. Die traditionelle Schweizer Handwerkskunst begeistert nämlich grad durch ihre Vielfalt und die Eigenarten der verschiedenen Lebensweisen. Wir stellen Ihnen fünf Handwerke vor, die visuell besonders viel hermachen.

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1.

Ein Stück Papier und eine Schere: Mehr braucht es nicht, um mit viel Geschick und Können ganze Geschichten anhand kunstvoller Scherenschnitte zu erzählen. Der Tradition nach zeigen die Scherenschnitte das Bergleben, Alpaufzüge und die typischen Chalets. Johann-Jakob Hauswirth (1809–1871) und Louis Saugy (1871–1953) haben die Scherenschnittkunstaus Pays d’Enhaut im Saanenland und Simmental verbreitet und schliesslich in die ganze Schweiz. 

2.

Die St.Galler Textilindustrie florierte bereits Ende des 18. Jahrhunderts und wuchs im 19. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Exportgebiete für Spitze und Stickerei. Als die Nachfrage zu Beginn des Ersten Weltkriegs schliesslich drastisch sank, erlebte die Ostschweiz auch eine Wirtschaftskrise. Die Handwerkskunst und das Wissen um die Verarbeitung wurde aber doch über Generationen weitergegeben. Heute fertigen noch neun Unternehmen die Stoffe für international bekannte Couture-Schauen. Die Stickerei an der Handstickmaschine führen allerdings nur noch ganz wenige aus.

3.

Ein Wort mit drei Ä’s, das gibts wohl nur in der Schweiz. Genauer kommt das Brauchtum aus dem Lötschental im Oberwallis, das von mehr als 20 Dreitausendern umgeben ist. Genauso furchteinflössend wie die Naturgewalt der umliegenden Berge sollten wohl auch die Gestalten (Tschäggätä) und ihre Masken sein, die die Geister an der Lötschentaler Fasnacht vertreiben sollten. Die Masken werden noch heute in aufwendiger Handarbeit aus Arvenholz gefertigt, und die Schnitztechnik wird oft von Familienangehörigen überliefert. 

4.

Die Kunst des Holzschnitzens hat in der Schweiz eine lange Tradition. Die erste datierte Holzschnitzerei entstand bereits im Jahr 506. In Barock und Rokoko (ca. 1600 bis 1780) erlebte die Holzbildhauerei ihren Höhepunkt und wurde auch ausserhalb der Landesgrenzen in der ganzen abendländischen Region ausgeführt. In der Schweiz war die Kunst besonders im Berner Oberland beheimatet und wurde von Sennen und Hirten für den Eigengebrauch betrieben. Es dauerte aber noch bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts, bis das Kunsthandwerk gewerbsmässig betrieben wurde. Mittlerweile können nur noch wenige Holzbildhauer von ihrem Einkommen leben. Dennoch erfreut sich die Schule für Holzbildhauerei in Brienz immer noch vieler Anmeldungen.