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Es war einmal ein Möbel

Leben

Es war einmal ein Möbel

  • Text: Silvia Binggeli; Foto: Flavio Leone

annabelle-Chefredaktorin Silvia Binggeli ist auf der Suche nach einem ganz bestimmten Möbelstück.

Mich treibt eine Vorstellung um, eine, die sich nicht leicht in der Realität manifestieren will: Ich suche ein Möbelstück. Ein ganz bestimmtes. In meiner Vorstellung bietet das Möbel Platz für Bar und Gläser, die sich durch Vitrinen zeigen, weil das im Esszimmer gastfreundlich wirkt. Holz könnte ich mir gut vorstellen, in sanfter Pastellfarbe, am liebsten Grün, weil das zur auberginefarbenen Wand passt. In meiner Vorstellung komplettiert das Möbelstück das Esszimmer perfekt.

Mit Möbeln ist es wie mit Kleidern: Die Mischung aus Basisteilen und Speziellem machts. Rote Lippen können einem weissen Shirt Glanz verleihen, aussergewöhnliche Schuhe einen Jeanslook adeln. Nur: Rote Lippen sind schnell gemalt. Aber ein Möbelstück mit Rohkraft wartet nicht im Regal des Möbelmultis. Es will auf Streifzügen entdeckt werden.

Wie meine Kollegin Line Numme in dieser Ausgabe schreibt: Auch beim Wohnen werden wir wieder vom Bedürfnis nach Echtheit getrieben. Im digitalen, ruhelosen Alltag sehnen wir uns nach Dingen, die wir ertasten können, die uns ihre Geschichte erzählen. Unser Essen holen wir am liebsten direkt beim Produzenten, Blumen pflücken wir gern vom Feld, statt sie vom Treibhaus in Holland liefern zu lassen. Wir möchten uns mit Möbeln umgeben, für deren Entstehung sich jemand genommen hat, was uns je länger, desto mehr fehlt: Zeit.

Aber es gibt auch die andere Realität, die Wegwerfmentalität, die uns, meist aus praktischen Gründen, beim bekanntesten aller Schweden das elfte Billy holen lässt, weil es ja günstig ist und wir das Regal nun doch in einer anderen Farbe haben möchten. Wir haben mit Steve Howard gesprochen, dem Verantwortlichen für Nachhaltigkeit bei Ikea, um herauszufinden, warum ausgerechnet der Möbelmulti ökologisch werden will. Ausserdem erklärt ein Markenanwalt im Interview, wie begehrte Designoriginale von Günstigkopien zu unterscheiden sind. Viel Spass beim Stöbern in unserem Wohnen-Extra.

Übrigens, was mich und das grüne Möbel betrifft: Ich habe es ganz hinten in der Ecke eines Brockenhauses entdeckt. Es stand gänzlich ungeschminkt da. Nun bekommt es vom Schreiner Glastüren und Farbe verpasst.