Ob bei einem Auftritt oder beim Vorstellungsgespräch: Wie der erste Eindruck gelingt, weiss die Schweizer Psychologin und Coach Norina Peier.
Aussergewöhnliche Rednerinnen
Die Reden der ehemaligen US-First-Lady Michelle Obama sind eine Wucht. Denn sie macht aus ihren Emotionen keinen Hehl, zeigt Freude, Wut, Trauer. Nach wichtigen Aussagen legt sie Pausen ein, unterstreicht ihre Anliegen mit Handbewegungen.
Miriam Meckel, Kommunikationswissenschafterin an der Universität St. Gallen argumentiert klar, faktenbasiert und öffnet ab und zu die Tür zu sich selbst. Ihr Markenzeichen: eine weiche, nie monotone Stimme. Die Arme lässt sie nicht hängen, lieber formt sie mit den Händen eine Raute.
Chimamanda Ngozi Adichie verzichtet fast gänzlich auf Gesten bei ihren Reden, vielmehr fesselt die nigerianische Schriftstellerin und Feministin ihr Publikum mit Humor und kräftiger Stimme. Geradezu meisterhaft illustriert sie ernste Themen mit der passenden Anekdote.
Alle drei sind aussergewöhnliche Rednerinnen. Die Schweizer Psychologin und Coach Norina Peier gibt Tipps, wie man selbst an seinem Auftritt arbeiten kann:
1. Power Posing
Hinter oder neben der Bühne zwei Minuten lang Hände einstützen und Brustbein heben. Studien zeigen, dass sich durch eine selbstbewusste Haltung automatisch ein Gefühl der Stärke einstellt.
2. Atmen
Durch die Nase einatmen, bis fünf zählen, den Kiefer locker hängen lassen und beim Ausatmen bis sieben zählen. Das Ganze ein paar Mal wiederholen. Ein Klassiker, geht aber oft vergessen.
3. Zielsicher gehen
Den Weg zur Bühnenmitte oder zum Rednerpult vorher ein paar Mal abschreiten. Nichts ist schlimmer als eine Referentin, die zögerlich den Raum betritt und erst mal überlegen muss, wo sie sich hinstellen will. Viele Leute schlurfen aus Unsicherheit. Unbedingt vermeiden: wacklige Stilettos.
4. Leicht lächeln
Selbst wenn ein ernsthaftes Thema folgt, ist emotionale Durchlässigkeit zentral, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu gewinnen.
5. Haltung
Gerade hinstehen, Beine hüftbreit, Brustbein hoch, nicht in der Hüfte einknicken oder den Kopf schief halten.
6. Blickkontakt
Die Menschen im Saal anschauen, damit sie sich wahrgenommen fühlen.
7. Frei reden
Mindestens die ersten vier Sätze muss man auswendig sprechen können, damit man eine Beziehung zum Publikum aufbauen kann.
Norina Peier, Marcel Felder, Erich Slamanig: Jeder Schritt ein Auftritt. Verlag Hep 2019, 39 Fr. Ab April