Was braucht es, um als Jungunternehmerin durchzustarten? Die Projektsiegerinnen der NextGen Women Entrepreneurs Week wissen es.
Nur auf Jamaica, in Kolumbien und St. Lucia sind mehr Frauen als Männer in den Chefetagen vertreten, so eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation. Die NextGen Women Entrepreneurs Week, ein Förderungsprogramm des Staatssekretariats für Wirtschaft, will das Problem bei der Wurzel packen – und gleichzeitig Arbeitsplätze in ausgewählten Schwellenländern schaffen. Hierzu feilten in Zürich vom 11. bis 15. März 26 Jungunternehmerinnen aus Albanien, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien, Peru, Serbien sowie Vietnam an ihrem Produkt, der Vortragstechnik und ihrer digitalen Vermarktungsstrategie. Unterstützt wurden sie dabei von erfahrenen Unternehmerinnen, Start-up-Experten und Investorinnen. Die diesjährigen Projektsiegerinnen erzählen, was es braucht, um als Jungunternehmerin durchzustarten.
Maria del Mar Velez (30): Crack the Code
Peru
In Peru sind Informatiker dringend gesucht. Die Nachfrage ist gross, doch nur wenige beherrschen das Programmieren. Das will Maria del Mar Velez ändern: Seit Januar 2018 bietet die gebürtige Costa-Ricanerin mit Crack the Code peruanischen Schülern Programmierkurse an.
Analysieren Sie den Markt
Ich wollte eine Firma, die einen Social Impact hat und trotzdem rentiert. Im Bereich Bildung entdeckte ich eine Marktlücke. In Peru bot niemand Programmierkurse für Schüler an. Die Sache zu überstürzen, kam für mich nicht infrage. Ich führte Gespräche mit vielen Eltern, versuchte herauszufinden, ob sie Interesse an Programmierkursen für ihre Kinder haben. Schnell merkte ich: Die Nachfrage ist da.
Think outside the Box
In Peru gibt es einen Mangel an Informatiklehrern. Ich engagierte daher Informatikstudenten. Diese lieben es zu unterrichten – und sind froh um einen Nebenjob. Ausserdem verlangen sie weniger Lohn. Ein vermeintliches Problem wurde so zur Chance.
Nutzen Sie die Kontakte
Wenn ich nicht mehr weiterkomme, frage ich um Hilfe. Am Anfang war das nicht ganz einfach. Da ich neu in Peru war, kannte ich kaum jemanden. Doch jede Person, die ich traf, vermittelte mir drei weitere Kontakte. Wenn du eine gute Idee hast, findest du immer Leute, die dir helfen.
Lieben Sie Ihre Idee
Mit der Selbstständigkeit verzichte ich auf Stabilität und ein fixes Einkommen. Doch das nehme ich gern in Kauf. Falls Sie ein eigenes Unternehmen gründen wollen, müssen Sie Ihre Idee lieben. Ich bin sogar ein wenig besessen von meinem Projekt: Die Gedanken drehen sich nonstop um die Firma – selbst wenn ich zuhause auf dem Sofa einen Film schaue.
Natalija Burgieva (37): Mamaorgana
Mazedonien
Wieso Kunstdünger verwenden, wenn es auch natürliche und gleichzeitig günstigere Alternativen gibt?, dachte sich Natalija Burgieva. Seit 2017 produziert und verkauft die Mazedonierin ihren eigenen biologischen Dünger. Sein Hauptbestandteil: Essensabfälle von Restaurants und Supermärkten.
Not macht erfinderisch
Als ich 19 Jahre alt war, erkrankte ich an Gebärmutterhalskrebs. Nach zwei Rückschlägen verlor ich das Vertrauen in die medikamentöse Therapie. Ich änderte meine Ernährung, verzichtete auf Fleisch und Zucker, ass nur noch Biolebensmittel. Ausserdem begann ich Cannabisöl einzunehmen. Doch als alleinerziehende und arbeitslose Mutter konnte ich mir weder teure Bioartikel noch CBD-Öl leisten. Also startete ich mit Urban Gardening. Damit die Pflanzen gedeihen, stellte ich aus Kompost Dünger her – die Idee für mein eigenes Business war geboren.
Herzblut ist wichtiger als Profit
Mit Mamaorgana will ich einerseits Essensabfälle sinnvoll verwerten, andererseits möchte ich sozial Benachteiligten helfen. In meiner Firma stelle ich alleinerziehende Mütter ein, und die Verkaufspreise für den Dünger sind tief. Mir geht es nicht um den Gewinn, sondern ums Wachstum: Je grösser mein Unternehmen ist, desto mehr kann ich bewirken.
Paola Mego (33): Quimi
Peru
Die Peruanerin will Unternehmen die Gerätewartung erleichtern. Dank ihrer IT-Lösung Quimi müssen Firmen Fehlermeldungen nicht mehr von Hand notieren, sondern können sie direkt in eine Cloud übertragen, wo sie automatisch ans Reparaturzentrum weitergeleitet werden.
Abgucken ist erlaubt
Ich arbeitete für eine Fastfoodkette, deren Umsatz zurückging. Andauernd waren Geräte wie Fritteuse oder Eismaschine defekt. Denn die Fehlermeldungen wurden zwar notiert, gelangten aber nie in die Servicezentrale. Diese Schwachstelle erkannt, kontaktierte ich Betriebe in anderen Ländern, die das Problem mithilfe eines Cloud-Systems lösten. Als Unternehmerin brauchst du das Rad nicht neu zu erfinden, du musst es nur auf deinen eigenen Markt anpassen.
Wählen Sie Ihr Team sorgfältig aus
Quimi ist mein zweites Start-up. Mein erstes scheiterte. Nicht weil das Produkt schlecht war, sondern weil wir als Team nicht funktionierten. Sie sollten Ihre Mitgründer gut kennen, ihnen blind vertrauen. Damit Sie langfristig harmonieren, müssen Sie Vorstellungen und Visionen teilen.
Sprechen Sie mit anderen Jungunternehmerinnen
Ich empfehle allen Startups, sich mit anderen Jungunternehmen auszutauschen. Die sind in der gleichen Situation, kennen die Startschwierigkeiten – und oft eine Lösung dazu. Start-up-Workshops sind grossartig!