Von wegen ein Drecksgeschäft: In Karin Bertschis Recyclinghof können getrost Highheels getragen werden.
Karin Bertschi, wie kommt eine 21-jährige Frau dazu, mit Abfall zu geschäften?
Da meine Eltern einen Muldenbetrieb führen, bin ich sozusagen zwischen Bergen von Altglas und rostigen Metallteilen aufgewachsen. Als Mädchen habe ich den Leuten geholfen, die Papierbündel zu entsorgen, die sie zu uns gebracht haben. Manchmal habe ich dabei einen Franken verdient und einmal sogar ein Handörgeli aus dem Müll gefischt.
Und warum haben Sie nun in Reinach AG ein Recycling-Paradies eröffnet?
Niemand hat Lust, die Petflaschen hier, die Nespressokapseln dort und das Altglas an die Sammelstelle zurückzubringen. Bei uns kann man mehr als dreissig verschiedene Zivilisationsrückstände, von Kork über Kompost bis zu Sparlampen, entsorgen.
Wird Kork tatsächlich gesammelt?
Ja, Kork ist ein wertvoller Rohstoff. Bei uns kam in einem Jahr eine Vierteltonne zusammen.
In Ihrer Sammelstelle gibts auch ein Kinderparadies.
Ja, wir haben Spielsachen und kleine Boxen, damit die Kinder beim Entsorgen helfen können. Und wir bieten Workshops zum Thema Recycling für Schulen an.
Warum muss eine Sammelstelle, wie Sie sagen, stöckelschuhtauglich sein?
Ein normaler Werkhof ist dreckig, stinkt, vielleicht wird man sogar von einem bierbäuchigen Mitarbeiter herumkommandiert. Das schreckt viele Frauen ab. Bei uns herrscht eine freundliche Atmosphäre. Anwältinnen und Bankerinnen bringen ihr Sammelgut vor der Arbeit vorbei. Manche fahren dafür 25 Kilometer weit.
Und das soll ökologisch sein?
Nein, das ist es nicht. Deshalb wollen wir jetzt expandieren.